Dichters Lohn

Diso
Vom wohl Tradierten mag ich mich nicht trennen
und folg‘ dem Reimen, das ich froh geschaut.
Es reicht, wenn Leser, Hörer das erkennen,
was man in Klang und Bild Gedicht darf nennen,
die Worte, die der Seele sind vertraut.

Wer meint, es sei nur Werk der Epigonen,
zu wenig Neues, Sprache, Stil geschönt,
verkennt, dass dort, wo Träume sprechend wohnen,
mit ihrer sanften Stimme schon belohnen
den Menschen, den die Poesie verwöhnt.

Da braucht es keinen Wirbel, auch kein Rühmen,
nicht einen Preis, von Händlern ausgelost,
noch Medienrummel, der im Ungestümen
für ein paar Tage wird zu Ungetümen.
Es reicht ein Like im Internet, ein Dankes Post.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Leben im Wort

(In Erinnerung an Ingo Baumgartner,
der am 16. Juli 2015 starb.)

Nie gingst du wirklich von uns, deine Worte
sie hallen nach, dein Leben im Gedicht
erreicht uns noch am wohl bekannten Orte,
und zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht.

Du konntest reich an Liebe Leben schauen,
das kleinste Pflänzchen achtend und Getier,
humorvoll, trotz der Menschen Falschheit, bauen
auf die Natur, die uns zeigt Schönheit hier.

So ließest du als Lehrer wohl erfahren,
nicht nur die Schüler, dass der Wert der Welt
sich täglich zeigen darf im Guten, Klaren,
das uns in Liebe hier auf Erden hält.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Meine Gedichte

Das Dichten ist das Atmen meiner Seele.
Gedanken, Worte, Bilder werden Klang,
Gefühl,hell schwingend noch in meiner Kehle,
das sich poetisch formt im Versgesang.

Wie Kinder, unterm Herzen sanft getragen,
entwachsen auch Gedichte meiner Kraft.
Im Wechselspiel des Werdens siegt das Wagen.
Dann heißt es: Lass sie los zur Wanderschaft!

Was mich bewegte, werden sie bewahren,
und treffen sie geneigte Leser an,
die Sinn und Bild der Klanggestalt erfahren,
dann rühren sie auch deren Seele an.

So lebt ein solch‘ Gedicht durch Lesen neu aus sich,
und ein klein wenig spricht aus ihm mein Ich.

Ingrid Herta Drewing