Meer

Noch einmal diesen Sommer fühlen, spüren
der Sonne heiße Hände auf der Haut,
dies Sehnen, jenen Meerblick zu erküren,
wo Wind und Wogen wilde Tänze führen,
die Weite bis zum Horizont erschaut!

Dort, wo sich endlos scheint der Strand zu ziehen,
und Ebbe nach der Flut die Muscheln sät,
die Möwen kreischend aus der Gischt entfliehen,
mit zappelnd Silberschätzen nach dem Mühen.
Der Aufwind Drachen steigen lässt und bläht.

Bei leichter Brise alle Segel hissen,
sanft durch die Wellen gleiten mit dem Boot,
der Insel Bucht erreichen und auch wissen,
dass dort im Hafen nicht nur leck’rer Bissen
lädt zum Verweilen ein im Abendrot.

© Foto u.Text / Ingrid Herta Drewing,

Wellengang( Plot-Reimerei)

Auf der Luftmatratze
aalt sich Anton Atze
und schläft dabei ein,
träumt von seinem Schatz,
einem schönen Platz,
warm im Sonnenschein.

Plötzlich wird er wach;
Wasser platscht, und ach
weithin gibt ’s nur Meer.
Atze atmet schwer.
Auf dem Wellenberg
fühlt er sich als Zwerg.
Rette ihn doch wer!

Fürchtet zu ertrinken
und beginnt zu winken
dem Schiffer, dort im Boot.
Der sieht keine Not,
ist wohl etwas döflich,
dennoch grüßt er höflich.

Atze nautisch bleibt.
Auf dem Wasser treibt
er zu einer Insel,
wo der Einfaltspinsel,
Bettelbrief- Gewinsel
in die Heimat schreibt.

© Ingrid Herta Drewing

Zu Döblins Gemälde “ Die Toteninsel“

Wir treiben in dem letzten Boot
auf diese Insel zu,
auf welche wir nur leicht hingehen,
ganz ohne Last und Schuh.

Hier gibt es Sorge nicht, nie Not,
da alles liegt in Ruh’
Zypressenwächter dunkel stehen,
nicht fragend nach dem  Du.

Ein goldnes Licht hält hier im Lot
ein ewig sanfter Wille,
und tiefes Schweigen gilt dem Tod,
verstummt die Stimmen, Stille.

© Ingrid Herta Drewing