Sonnenuhren

Sie bergen ein Geheimnis, diese Uhren
und zeigen, wie die Zeit im Licht erglüht,
hier folgend stets der goldnen Sonne Spuren;
verwehrend sich den Schatten der Lemuren,
so singen blühend sie ihr Sommerlied.

Mag sein, dass Wolken auf der Lauer liegen,
die Zeit für eine Weile halten fest,
dass Regenschauer und auch Winde wiegen
die Stiele, sie im Blumenrund wild biegen,
bis sie die Sonne nicht mehr wirken lässt.

Ist dann der Spuk vorbei, der Zeigerschatten
wird wieder klar im Sonnenlicht bewegt,
bemerkst du, dass hier jene Stunden hatten,
auch während diesem wolkigen Ermatten,
unsichtbar ihren Weg zurückgelegt.

© Ingrid Herta Drewing

Sommerhoffnung

Wie trostlos kühlen Regens Nieseln,
ein grauer Vorhang, trübes Licht!
Seit Tagen nur dies‘ feuchte Rieseln;
ach, Sonne, komm, zeig’ dein Gesicht!

Wo sind Frühsommers leichte Seiten?
Die Schmetterlinge unentdeckt;
kein Vogelsang mag nun begleiten,
was sich im Einheitsgrau versteckt.

Ich wünsch’ mir Wärme, lichte Tage,
die Nächte mild mit Sternenbild
und hoff’ der Wolken Nassansage
weicht bald der Sonne Strahlenschild.

© Ingrid Herta Drewing

Grauer Frühlingstag

Ein grauer Himmel schirmt die kleine Stadt.
Es scheint, als trüge dieser Tag heut’ Trauer.
Doch wer im Park spazieren geht, der hat
die Hoffnung, dass dies nur von kurzer Dauer.

Denn hier bekunden Blüten ohne Zahl,
dass nun der Frühling blühend herrscht im Land,
die Tulpenpracht, Forsythiengold erstrahlt
und in den Wiesen blaues Szilla-Band.

Magnolienkelche leuchten vor dem Haus,
beglücken dich in seidenzartem Flor.
Bald schaut die Sonne aus den Wolken ’raus,
und es erklingt der Vögel Jubelchor.

All, überall wächst Leben und erfreut,
auch wenn das Wetter einmal grau uns dräut.

© Ingrid Herta Drewing

Grauer Tag

Heut’ ist der Himmel mäusegrau,
von Wolken dicht verhangen;
ein böig’, kalter Wind lässt rau
selbst Wetterhexen bangen.

Kein Sonnenzauber wärmt das Land,
der Bäume Blüten stehen
verlassen; Frühlings helles Pfand
wird bald im Sturme wehen.

Die jungen Finken, kaum geschlüpft,
in ihrem Neste gieren.
Die Fittiche ganz weich gelüpft,
schützt Mutter vorm Erfrieren.

Nach Sonne sehnt sich alles nun,
und auch die Bienengilde
würd’ tanzen gern in Pollenschuh’n
in warmer Frühlingsmilde.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingswetter

Und graue Regenwolken ziehen
am Himmel schnell vorüber,
als wollten furchtsam sie entfliehen,
rastlos, gejagt, kopfüber.

Von Westen kommend hat ein Tief
uns nun den Sonnentag vertrieben,
und wer hier heut’ nach Wärme rief,
der ist wohl unbeschenkt geblieben.

So wechselhaft ist Frühlings Wetter,
der gern zu Kapriolen neigt.
Ich hoffe, morgen wirkt er netter,
wenn sich uns Sonne wieder zeigt.

© Ingrid Herta Drewing

Winterausverkauf

Auf einer Wolkenbank sitzt blass die Sonne.
Sie blickt dort müde aus dem Einheitsgrau
der Wolken; doch sie scheint dem nun entronnen
für kurze Zeit zu lichter Erdenschau.

Hier liegt kein Schnee, der weiß in ihrem Strahlen
zum Winterzauber ruft das stille Land.
Seit Wochen hat des Regens feuchtes Prahlen
die Felder nun als See und Sumpf benannt.

Und in der Stadt sind blank gewischt die Steige,
recht flüssig nimmt Verkehr auch seinen Lauf.
Nur Kinder hier wohl noch zum Schneewunsch neigen.
In Läden herrscht schon Winterschlussverkauf.

Den Lenz erwartend räumt man ’s Lager frei,
und zeigt im Fenster Frühlings Konterfei.

© Ingrid Herta Drewing

Am Himmel

Wie sich der Himmel über uns verändert!
Mal stieben Wolken leicht dahin im Blau,
dann die Gewittermänner, gelb umrändert,
sich türmen auf und quellen weiß ins Grau.

Und nach dem Höllentanz von Donner, Blitzen
klärt sich der Himmel wieder herrlich auf.
Die Sonne thront dort licht auf ihrem Sitze
und krönt der Regenbogen sanften Lauf.

Jetzt kann, was Flügel hat, in Lüften schweben,
nur nicht das Huhn, es muss am Boden bleiben.
Jedoch der Schwalben luftig wahres Leben
darf tanzend sich ins Himmelblaue schreiben.

Wie gern ich da auch eine Schwalbe wäre!
Doch weiß ich, dieser Wunsch greift nur ins Leere.

© Ingrid Herta Drewing

Wolkenparade

Da treiben die dicken Wolken dahin
wie eine Herde von Elefanten,
hintereinander, die grauen Tanten;
sie haben wohl heut‘ nur Regen im Sinn.

Und bald schon prasselt es laut auf die Fläche.
Es rauscht über Dächer, es stürzt, und es platscht.
Die Flüsse schwellen, es reißen die Bäche,
und im Morast blubbert bräunlich der Matsch.

Hell glucksend füllt sich die Regentonne
und darf der Erfüllung entgegen sehen.
In Trockenzeiten, beherrscht von Sonne,
wird sie dann für Gartenglück wohl einstehen.

Vorbei ist der Regen, der Himmel wird blau,
nur ein paar weiße Wölkchen dort gleiten,
die nun noch die Sonne zur Abendschau
in ihrem Glanz durch die Lüfte geleiten.

Ingrid Herta Drewing