Spielendes Kind in der Sandgrube

Die Sonnenstrahlen flüstern in den Bäumen
und malen Blättermuster in den Sand,
in dem das Kind spielt, still vertieft in Träume.
Kein dunkler Schatten trübt sein Kinderland.

Da gibt es Ritter, Prinzen, Feen und Tiere;
sogar den kleinen Drachen mag man gern.
Als Tollpatsch darf er harmlos hier agieren,
beschirmt von einem guten Zauberstern.

Die kleine Burg im Sand lebt bunt und heiter.
Die Ritter kämpfen, haben nie Blessuren,
und fällt ein Wachhund an die kühnen Reiter,
verwischt das Kind schnell mit dem Sieb die Spuren.

Gilt es gar, die Prinzessin dort zu retten,
sie zu befreien von dem bösen Fluch,
hilft die Magie, hier eine Handvoll Kletten,
gut aufbewahrt in einem weißen Tuch.

Eintauchen, einmal noch, in jene Welt,
die jenseits des Realen hält bereit
die Märchenwunder, Leben ohne Geld,
weit weg von allen Krisen unsrer Zeit!

© Ingrid Herta Drewing

Märchenbuch

Das Blütenkränzchen im gelockten Haar,
so tanzt die Märchenfee aus Zauberzeilen
des Buches; lieblich lässt sie dich verweilen
in einer Welt, wo Wunder werden wahr,
verleiht dir Elfenflügel, hinzueilen.

Sanft reicht sie dir die Hand und führt dich fort
in jenes Reich der Wünsche; die Magie
singt die geheimnisvolle Melodie,
und Bilder wachsen aus dem Lesewort,
beflügeln dich und deine Phantasie.

Du folgst dem Helden, fühlst das Drachenfeuer
und freust dich, wenn er mutig kämpfend siegt,
das Böse, das dort droht, ihm unterliegt,
die dunkle Macht der schlimmen Ungeheuer
durch Mut und List dann schließlich wird besiegt.

Erfährst die Stärken des vermeintlich Schwachen,
wie er, den seine Umwelt stets geschmäht,
die Jenseitswelt betritt und dort erspäht
das Zauberwesen, das ihm, ihn bewachend,
die Hilfe gibt, das Glück hinfort ihm sät.

Da wird aus dem Verwandeln ein Erlösen.
Was unrecht war, erzeugte großes Leid,
wird wieder gut; in hellem Strahlenkleid
darf zeigen sich, erlöst, ein menschlich’ Wesen,
von allen Ketten, Zwängen nun befreit.

Du siehst beglückt, es gibt die gute Wende,
und Aschenputtel geht nicht leer mehr aus;
der Prinz führt als Prinzessin sie nach Haus.
Sie reichen sich zum Ehebund die Hände.
Erleichterung, es nimmt ein gutes Ende.

Wie schön, so gehen alle Märchen aus!

© Ingrid Herta Drewing

Wintergeflüster

Ein zarter Flaum von Schnee bedeckt die Wege,
die Wiesen, die von Kälte starr, erblasst;
und auch die Dächer grüßen in der Höh’
als weiße Hüte; noch sind sie bar der Last.

Als habe wer mit einem großen Sieb
fein Puderzucker überall verstreut,
so zauberhaft, für ’s Auge eine Freud’.
und Frost sorgte dafür, dass er hier blieb.

So täuscht der Winter uns auf sanfte Weise.
Jedoch, wir wissen wohl um seine Macht,
wie er die Flüsse, den Verkehr im Eise
fast überall zum Stillstand hat gebracht.

Doch lehrt Erfahrung uns, nach Winterleid
erquickt uns bald die milde Frühlingszeit.

© Ingrid Herta Drewing

Winterträume

Nun naht die Zeit der sanften Winterträume,
der kleinen, weißen Sterne; und im Tanz
aus Himmels kühlen, weiten Wolkenräumen
herab sie schweben, zaubern hellen Glanz.

Und wo die Erde fast im Frost erstarrte,
da breiten sie die weiche Decke aus,
dass tief im Boden Wurzeln, auch die zarten,
die Kräfte sammeln in dem dunklen Haus.

Dann darf im Frühling, wenn die Flocken schwinden,
weil sie die Sonne zärtlich weggeküsst,
das Leben grünend sich zum Lichte winden
und knospen, blühen als Naturgedicht.

Das neu uns schenkt in seiner Poesie
des Lebens lichte Freude, Harmonie.

© Ingrid Herta Drewing

Die Nixe im Mondlicht

Des Mondes Licht lag schimmernd auf dem See
und lud die Nixen ein zum Wellentanze.
Ihr zärtlich’ Flüstern drang sanft in die Höh’;
Sie wiegten lieblich sich im Silberglanze.

Ein Jüngling, der verträumt am Ufer saß,
sah dies verwundert, glaubt’, er sei von Sinnen.
Der Wassernixen Königin im Gras
reicht’ ihm die Hand, den Reigen zu beginnen.

Er folgte ihr, dem Zauber hingegeben,
und tanzte in der Vollmondfrühlingsnacht.
Ihm war, als würde er auf Wolken schweben,
bis er im hellen Sonnenlicht erwacht’.

Ein Traum! Er lächelte; jedoch bei Mondenlicht
sucht er zuweilen noch der Nixe lieb’ Gesicht.

Ingrid Herta Drewing

Heiligabend

Wir stapfen durch den tiefen Schnee
zu später Abendstunde.
Der Mond aus seiner dunklen Höh’
schickt silbern seine Kunde.

Der Zauber dieser heil’gen Nacht
lässt hell die Sterne strahlen,
als seien Engel auf der Wacht,
die sanft, doch leuchtend malen.

Zart glänzt der Schnee im Mondenlicht,
geheimnisvolle Stille;
wir gehen eingehakt, ganz dicht,
in trauten Glückes Fülle.

Ein Lächeln gleitet durch den Raum,
wir dürfen ’s selig sehen,
beglückt von unsrem Weihnachtstraum,
den liebend wir verstehen.

Ingrid Herta Drewing

Schneezauber

Vom Himmel rieselt sanft der Schnee,
hüllt weiß und weich die Erde ein.
Der Tannenwald, das Schilf am See
im Sternchenkleid erglänzen fein.

So ruhig und still ist alles hier.
Doch ist ein Zauber zart zugegen,
der flüstert: “Freue dich mit mir,
sieh Winters Schönheit auf den Wegen!“

Der Büsche filigrane Äste,
sie wirken in der Glitzerpracht,
als hätt’ zum nahen Weihnachtsfeste
ein himmlisch Wesen sie gemacht.

Wenn dann die Sonne golden strahlt,
und helles Blau den Schnee begrenzt,
erscheint die Welt mir, wie gemalt,
ein Bild, das friedlich hell erglänzt.

Ingrid Herta Drewing