Archive for November 2010

 
 

Novemberblues

Nun singen Nebel den Novemberblues
und liegen bleiern auf der kleinen Stadt.
Die Bäume stehen feucht in Blätterschuhen,
und im Geäste krächzen Krähen matt.

So eingestimmt für alle Trauertage
bleibt gern, wer kann, früh morgens nun zu Haus,
entzieht sich so der Landschaft stummer Klage,
zu kosten diese Stunden für sich aus.

Das Teelicht leuchtet hell und warm im Stövchen,
und Feuer lodert wohlig im Kamin,
denn wärmt auch nur das allerkleinste Öfchen,
kann man der grauen Nebelwelt entflieh’n.

Fühlt sich geborgen, wohl in den vier Wänden
und weiß, die trübe Zeit durch Licht zu wenden.

Ingrid Herta Drewing

Herbstgedanken

Der goldne Blätterteppich ausgebreitet,
und Wind, der durch die schwarzen Äste gleitet,
pflückt letzte Blätter von den nassen Zweigen,
lässt kahle Bäume nun im Regen schweigen.

Der Nebel mag die Blöße wohl verhüllen,
bis Raureif, Schnee sie weiß und weich bedecken.
Dann werden Winterträume, jene stillen,
die Hoffnung auf das Grün erneut erwecken.

Die Bäume sammeln jetzt tief ruhend Kraft,
um reich im Frühling, knospend, grün zu glänzen,
wenn schaffend sie bewegt des Lebens Saft
sich einzureihen hell in Blütentänze.

Dann folgen Mensch und Tier der Hoffnungsspur,
dem schönen Lied, das uns singt die Natur.

Ingrid Herta Drewing

Sonntagspaziergang im Herbst

Es feiert Herbst sein Abschiedsfest,
lässt golden Bäume glühen,
und in dem nassschwarzen Geäst
ein Farbenspiel erblühen.

Tomaten- Gelb -und Purpurrot
bringt er das Laub zum Leuchten,
ein Feuerwerk, das strahlend loht,
Kontrast zu Ästen, feuchten.

Ich gehe durch den Park, beglückt
von dieser Farbenfülle,
die Augen mir und Herz entzückt
in früher Sonntagsstille.

Hier in der Pflanzen Blätterpracht
singt Leben licht sein Lied,
bevor es vor der Kälte Macht
ins warme Inn’re flieht.

Es tanzt im Takt der Jahreszeiten
der Kreislauf der Natur.
Wir werden wissend ihn begleiten
auf dieser schönen Spur.

Ingrid Herta Drewing

Herbstgold

Im Golde schwelgt der Herbst,
und ich vermag es nicht,
mich satt zu sehen an den hellen Tönen
die nun der Bäume Blätterkleid verschönen,
bevor der Nebel sie verwischt.

Sie bilden den Kontrast
zu schwarzen Ästen,
die nach den Nebelfesten der Nässe frönen,
vermögen zu versöhnen, uns zu verwöhnen,
des Herbstes frohe Gäste.

Ingrid Herta Drewing

Herbstblätter

Des Herbstbaums Blätter flüchtig werden
und schweben sanft hernieder.
Es rieselt Blattgold auf die Erde,
Sterntalermärchen wieder.

Und kommt ein böig frischer Wind,
dann tanzen sie in Lüften
als roter, gelber Farbentraum
erreichend letzte Klüfte.

Dort sammeln sie sich, stumm bereit,
als welkes Laub in Wällen,
des Herbstes Abschied ist die Zeit,
dem Winter sich zu stellen.

Mit Raureifs Glitzerkleid beglückt
sie wärmen blanke Erde,
damit im Erdreich Stück für Stück
bald neues Leben werde.

Ingrid Herta Drewing

Erdfall

Und plötzlich schwindet neben dir die Erde,
wo fester Boden war, klafft tief ein Loch.
Der Geologe kann erklär’n sein Werden,
doch Angst dir schleichend in die Kehle kroch.

Noch gestern glaubtest du dort fest zu stehen,
da tat im Erdfall sich die Tiefe auf,
verschlang, was alles sicher du gesehen.
Nichts nimmt mehr so wie sonst nun seinen Lauf.

Zwar blieb dein Leben hier noch unverletzt;
doch, was dir Heimat war, erscheint dir fremd.
Du fühlst dich dunklen Mächten ausgesetzt,
in deiner Daseinfreude stark gehemmt.

Bist traurig, kannst es noch nicht fassen,
dass du nun dein Zuhause musst verlassen.

Ingrid Herta Drewing

Fragmente

Kein Leben
Ein Leben
Mein Leben
Dein Leben
Sein Leben
Ihr Leben
Unser Leben
Leben eben

Sch, sch, sch
lange
Schlange
schlang
e
Sch, sch, sch
lang,
bange!

Wer weiß…?
Weiß wer was?
Was weiß wer?
Wer weiß, was…!
Wer weiß, wer weiß!

Genannt
Gerannt
Gekannt

Schmalkalden
schmal halten
Erdfall
Ernstfall

Ingrid Herta Drewing