Archive for Februar 2011

 
 

Beschaulicher Wintertag

Als habe sie der Nebel hingehaucht,
erscheinen Bäume schemenhaft im Schnee
Dort, wo die Enten unlängst noch getaucht,
da ruht erstarrt, verschlafen nun der See.

Ich drehe hier versonnen meine Runde.
Schnee rieselt sanft und hüllt mich zärtlich ein.
Am Vogelhäuschen zwitschern frohe Kunden.
Ihr Liebreiz lädt mich zum Verweilen ein.

Das sind des Winters Seiten, die ich mag,
wenn alles ist zur Einkehr still bereit;
auch wenn ein blauer Himmel schirmt den Tag,
und Sonne strahlend krönt die Jahreszeit.

Erscheint mir doch jetzt friedlich die Natur
und als Geschenk des Lebens helle Spur.

Ingrid Herta Drewing

Fragen eines (W)Ortsfremden

Fressen Löwenmäulchen Fleisch?
Sind in Blümchen wirklich Gänse?
Wieso sind die Steine reich?
Wie macht man aus Kaffee Kränze?

Wie fängt man die Autoschlange?
Wer trinkt aus dem Blütenkelch?
Wieso wird ’s der Büchse bange?
Gibt es ihn, den Schwarzwald-Elch?

Fängt ein Nagel an zu schreien,
wenn man ihn schlägt auf den Kopf?
Wird es hier auch kräftig schneien,
falls ich wild die Betten klopf’?

Treibt der Winter gerne Sport?
Hilft ihm da der Frostschutz auch?
Gibt ’s zum Vor – den Hinterort?
Wieso hat das Bier ’nen Bauch?

Trocknet ’s Handtuch nur die Hand?
Kehrt der Besen auf Befehl?
Gibt die Flasche dir ein Pfand?
Siebt ein Mehlsieb denn nur Mehl?

Sitzt da eine Königin
mittendrin in der Pastete?
Und wer kriegt das so gut hin,
dass er kann die Kinder kneten?

Fragen, Fragen, ohne Ende!
Ja, da rauche jetzt der Kopf,
sagst du. Doch woher die Brände?
Ist ’s das Brett vor meinem Kopf?

Ingrid Herta Drewing

Eschers Bilder

Und deine Bilder, die die Blicke streifen,
sie leiten gaukelnd zu verwirrter Sicht,
verzaubern, lassen uns in Räume schweifen,
die wir erschauen, aber fassen nicht.

Denn immer, wenn wir meinen, klar zu sehen,
erkennen wir, uns blendet nur der Schein,
und alles ernste, wissende Verstehen
entlässt uns fragend nach dem wahren Sein.

So ist ’s mit vielem, was wir kühn behaupten;
es löst sich plötzlich auf, ist Schall und Rauch.
Wir bleiben Suchende, selbst wenn wir glaubten
am Ziel zu sein, den Sinn zu wissen auch.
© Ingrid Herta Drewing

Symmetrie

Die Symmetrie in vielen Lebenswelten
beeinflusst wohl auch unsren zarten Blick.
Wir suchen unbewusst, wo sie mag gelten,
und finden sie auch in der Liebe Glück.

Sogar in unsrer Träume Phantasie
erwarten wir zwei Hälften, die sich gleichen,
um dann, ergänzend sich, in Harmonie
Vollkommenheit, ein Ganzes zu erreichen.

Was Schönheit ist, wird oft durch sie gewahr.
Wir merken ’s kaum, sie setzt uns auf die Spur,
beglückend wird das Wunder offenbar;
facettenreich zeigt ’s täglich die Natur.

Und auch dein Spiegelbild davon erzählt,
wenn es dich anblickt und recht kritisch quält.

Ingrid Herta Drewing

Frühlingsdekor

Ein grüner Schneemann tanzt auf meiner Tasse,
ganz frühlingstrunken scheint er wohl zu sein.
Ich werd’ ihn munter weiter tanzen lassen;
vielleicht stellt sich bei mir auch Frühling ein.

Dort auf der Fensterbank die Hyazinthen
entfalten schon betörend ihren Duft,
und die Mimosensträuße, die man bindet,
sie singen von des Südens milder Luft.

Bald glänzt im Park ein Leuchten in den Wiesen,
die Krokusgrüppchen und Narzissensterne.
Wenn stolze Tulpen, blaue Veilchen sprießen,
ist Winter längst verreist in Nordens Ferne.

Und in den Weiden schnurren sanfte Kätzchen,
besucht von Bienchen und von Hummelschätzchen.

Ingrid Herta Drewing

Winters Rückkehr II

Der Winter kommt zurück, die Flockenherde
sie stiebt und wirbelt in den kalten Lüften
und legt sich weich auf die erstarrte Erde,
lässt sie noch träumen von des Frühlings Düften.

Doch uns, von frühen Blüten zart entzückt,
die in den Läden jetzt schon lieblich duften,
holt Winters Wirklichkeit nun rau zurück,
denn es heißt, Schnee zu schippen und zu schuften.

Das Zwischenspiel der Milde ist vorbei;
und warten werden wir noch ein paar Wochen.
Doch spätestens im März, ganz sicher Mai,
wird hier der Frühling blühen, wie versprochen.

So kann man sich hier auf die Jahreszeiten
einstellen und in Freude vorbereiten.

Labyrinth

Wir spielten im Labyrinth
verschlungener Buchsbaumhecken,
unbändig wie Kinder sind,
an Sommertagen Verstecken.

Die Hecken wuchsen zu Wänden,
schon hatten wir uns verirrt,
da nahmen wir uns bei den Händen,
von Angstgefühlen verwirrt.

Doch so konnten wir es ertragen,
dass uns verborgen der Pfad,
wir wollten mutig was wagen
und wussten uns dann auch Rat.

Gemeinsam denkend und hoffend,
gelang es, den den Weg zu finden.
Seitdem sind die Schranken offen,
die Richtung ist zu ergründen.

Ingrid Herta Drewing