Archive for Dezember 2020

 
 

Weihnachtsmuffel

Wie jedes Jahr zur Weihnachtszeit
kriecht er aus seinem dunklen Nest,
klagt laut voll Abscheu nun sein Leid,
geheuchelt sei dies’ Friedensfest.

Es steht, wie oft bei Pessimisten,
die immer nur das Schlimme sehen,
bei ihm fest auf der Abschussliste.
Das Gute lässt er abseits stehen.

Und wiederholt hat’s sich erwiesen,
dem Weihnachtsmuffel liegt daran,
die Freude andrer zu vermiesen,
er nörgelt rum, so gut er kann.

Ihm fehlt da jene Toleranz,
die er sonst oft und gern bemüht,
wenn es ihm passt in seinen Tanz,
in Kreise, die er selber zieht.

Er muss wohl den Kulturkreis meiden,
will er dem Weihnachtsbrauch entkommen,
um nicht an Freud’ und Lieb’ zu leiden,
dem Glaubensglück der andern Frommen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Adventshoffen

Ein Zauber hält mich zart umfangen.
Der Kindheit Lächeln liegt darin;
zur Krippe bin ich heut’ gegangen
und fühlt’ dies selige Verlangen,
dem ich doch schon entwachsen bin.

Der Friede, Freude und das Glück
aus jenen unbeschwerten Tagen,
sie rufen leuchtend mir zurück,
was fern dem grauen Alltagsblick,
der Weihnachtsbotschaft wahres Sagen.

Es klingen alte, traute Lieder.
Ihr froher Klang füllt meine Welt,
und Freude, die uns immer wieder
die Hoffnung schenkt, sie strahlt hernieder.
Der Liebe Stern die Nacht erhellt.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Dezembermilde

Im Radio wird die Winterzeit besungen;
romantisch, leise schwebt herab der Schnee.
Es singt ein Jungenchor aus vollen Lungen
andächtig, wie so still ruh’ starr der See.

Du schaust hinaus und siehst, nur Regen nieselt.
Die Landschaft zeigt dir hier ein andres Bild.
Kein weißes Flöckchen, Sternchen zärtlich rieselt,
die grauen Wolkenfässer Wasser füllt.

Da können nicht nur Weihnachtstannen grünen,
im Hof der Bambus, auch des Parks Gefilde.
Es sprießt auf regenfeuchten Wiesenbühnen
Dezember zeigt sich fast in Frühlingsmilde.

Ja hielten wir wie’s Wetter uns so mild bereit,
für einen Neubeginn in Friedens Zeit!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Lächelnder Engel

So viele Jahre blickst du schon hernieder;
du siehst und sahst viel Menschen kommen, gehen.
Es tönten böse sowie gute Lieder,
mal Kampfgetöse und dann Frieden wieder.
Doch du bliebst lächelnd am Portal dort stehen.

Der Steinmetz, der dich damals durft‘ gestalten,
er war gewiss ein Mensch mit frohem Sinn.
So schuf er nicht nur kunstvoll Kleides Falten
und Flügel für dein himmlisches Verhalten;
er stellte dich lebendig, lächelnd hin.

Als Engel freundlich, scheinst du zu verstehen,
was Menschen seit Jahrhunderten bewegt,
wenn sie sich irren, falsche Wege gehen,
in Not und Angst dann hier um Hilfe flehen
und hoffen, dass sie Gott trotz Schuld noch hegt.

© Foto* u. Text: Ingrid Herta Drewing, 2018
*Engel am Westportal der Kathedrale von Reims, 1963 fotografiert

Mußestunde

So grau in grau, ein Nebeltag
beherrscht eintönig die Kulisse.
Nasskalt ist ’s, und du bleibst verzagt
gern auf des Sofas weichen Kissen.

Du zündest dir die Kerzen an,
genießt beschaulich den Advent;
ein gutes Buch, Musik, sodann
nur wenig dich vom Glück noch trennt.

Und mögen auch die Nebel steigen,
und Sturm und Frost die Kreise ziehen,
es zaubert Phantasie im Schweigen
dir Flügel, allem zu entfliehen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Advent

Bald wird es kalt.
Schnee hüllt die Landschaft ein,
lässt fein sie schweigend sein,
kein Vogellied erschallt.
Als sollt‘ ein Innehalten
andächtig hier nun walten,
wirkt weiß die Welt und rein.

Früh geht der Tag.
Das Sehnen nach dem Licht
verzagt nicht im Verzicht,
empfindet’s nicht als Plag.
Im hellen Schein der Kerzen
dringt Freude in die Herzen,
Advent von Ankunft spricht.

Die Weihnachtszeit
im Glauben uns verspricht
die Liebe und das Licht,
hat im Geleit
das Hoffen auf den Frieden,
den Christus uns beschieden,
für alle hält bereit.

©  Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Weihnachtswichtel

(Für Kinder)

Weihnachtswichtel emsig sind,
wollen Kinder froh beglücken,
und sie hämmern, nähen, stricken,
bauen, reparieren, sticken;
stets bedacht, dass nicht ein Kind
sie erspäht mit seinen Blicken.

Peter glaubt, er sei gewitzt,
könne sie bei Nacht belauschen,
wie sie miteinander plauschen,
sich mit Weihnachtspunsch berauschen,
hätte zu gern was stibitzt,
würd‘ ihr Werkzeug mal vertauschen.

Er versteckt sich flugs im Schrank,
hört alsbald auch so ein Raunen,
kleiner Wichte frohe Launen,
und ihr Lachen lässt ihn staunen,
wie sie albern auf der Bank
sich bewerfen gar mit Daunen.

Einer spricht dann: „Ach, wie schade,
wenn wir hier nur auf den Stühlen
tollen, tanzen, albern, wühlen,
gibt’s für Peter nichts zum Spielen!
Doch die Arbeit wird uns fade,
wenn ein Mensch mag nach uns schielen!“

Peter hört ’s und wird ganz blass.
Wird er wirklich müssen darben?
Keine schönen Weihnachtsgaben,
Süßigkeiten, sich zu laben?
Mutig ruft der Junge, dass
er doch nichts gesehen habe.

Was die Wichtel dann gemacht,
das weiß nun auch Peter kaum.
Er wacht auf aus seinem Traum,
ist recht froh, dass dies‘ nur Schaum,
was er hörte in der Nacht.
Überm Bett jedoch schwebt sacht
einer Daunenfeder Flaum.

Peter sieht’s und hofft bedacht,
dass doch unterm Weihnachtsbaum
ein Geschenk auch ihn anlacht.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Falscher Nikolaus

Wer schleicht bei Nacht dort um das Haus,
wo längst schon schlafen Mann und Maus
sowie die Mieze auf der Matte?
Der Ede ist ’s, als Nikolaus
hat sich verkleidet diese Ratte.

Statt, was zu bringen, will er ‚ s holen,
bricht ein und geht auf leisen Sohlen
jetzt zielstrebig zur Küche hin.
Doch plötzlich knarren laut die Bohlen,
das hört der Wachhund Rasputin.

Er hebt den Kopf, die Schnauze, schnüffelt,
bemerkt, dass es nach Ratte müffelt
und nimmt sogleich schnell auf die Spur.
Dieweil der Ede, der gern süffelt,
ausgiebig trinkt vom Whiskey pur.

Als ihm, fidel, ein großer Schinken
dort auf dem Tisch nun scheint zu winken,
da freut er sich auf fette Beute,
beendet sodann auch sein Trinken,
um ’s Diebesgut zu sichern heute.

Jedoch leicht ist das nicht zu stehlen.
Um nicht den Braten zu verfehlen,
muss Ede springen von ’nem Hocker
dort auf den Tisch; er kann’s nicht wählen,
dabei stört das Kostüm, das locker.

So bleibt er am Adventskranz hängen,
und seine Mütze fliegt um Längen
an Tisch und Schinken flugs vorbei
auf Rasputin, der in dem engen
Bereich sucht, wo die Ratte sei.

Der Hund beginnt jetzt laut zu bellen,
versucht den Ede so zu stellen
und hofft, dass Herrchen kommt herbei.
Schon hört auch Ede Rufe gellen,
befürchtet, alles sei vorbei.

Er kann sich aus der Jacke lösen,
indem er öffnet alle Ösen
und rennt hinaus, so schnell er kann.
Den Hund schimpft dann danach als Bösen
und Störenfried der Herr von Tann.

„Nein, Rasputin, das lass dir sagen,
dir nutzt kein Bellen oder Klagen;
der Schinken hier ist nicht für dich.
Zu nehmen ihn, soll niemand wagen,
der ist für Gäste und für mich!“

Was Ede hinterher noch machte,
ob er leis murrte oder lachte,
das weiß allein der Nikolaus,
der noch an diesem Abend wachte,
die Strümpfe füllte in dem Haus.

© Text: Ingrid Herta Drewing,
Bild: Ingmar Drewing

Nikolaus 2020

Heut trägt, was sonst nicht seine Art,

Nik eine Maske überm Bart.

Ja selbst Knecht Ruprechts schwarz Gesicht

die Maske halb verhüllt nun dicht.

Sie treten auch nicht ein ins Zimmer,

Sie bleiben auf der Schwelle steh’n,

Kein Lesen aus dem Buch, wie immer,

kaum Kinder, die ’s erwartend seh’n.

Ein Säckchen wird schnell abgestellt,

das Nüsse, Süßes wohl enthält.

Man macht ’s, um in Corona-Zeiten

nicht ganz dem Brauchtum zu entgleiten.

Doch schließlich endet seine Runde,

Nik darf genießen seine Stunde

Und ohne Maske frönt er auch,

wie früher dem Zigarrenrauch.

© Text: Ingrid Herta Drewing,

Bild: Ingmar Drewing

Wichtels Wunsch

Da bat mich doch ein Weihnachtswichtel
um Mitternacht mit viel Bedacht:
„Ach bitte, schreib mir ein Gedichtel,
so eines, das mir Freude macht!“

Ich war erstaunt, konnt‘ gar nichts sagen,
doch er hat weiter insistiert
und klagt‘, sie seien schon seit Tagen
von unsren Bräuchen sehr frustriert.

Was sie für manche Kinderzimmer
gebastelt übers Jahr so fein,
gefalle Buben, Mädchen nimmer,
es müsse was Modernes sein.

Computerspiele, Smartphone-Handy
von Apfel aus den USA,
das sei heut bei den Kindern trendy,
kaum Spielzeug, Werk der Wichtel Schar.

Kein heimeliges Festtags-Freuen
wie früher in Bescheidenheit,
man fröne dem Konsum, dem neuen,
der ganzjährig bestimm‘ die Zeit.

Zwar gebe es noch Rituale,
den Tannenkranz und die vier Kerzen,
auch Märchenfilme, Plätzchen-Schale
und Lieder viel, die geh’n zu Herzen.

Jedoch verliere sich im Trubel
von Vorweihnachts-Geschäftigkeit
der Anlass für den wahren Jubel,
der überdauert alle Zeit.

Was sollt‘ ich ihm zum Troste sagen,
ihn muntern auf durch ein Gedicht?
Es ging mir nah des Wichtes Klagen,
denn es war wohl wahr sein Bericht.

So schrieb ich ihm ein kleines Lied,
verbrämte gar des Winters Spur
und sang, romantisch im Gemüt,
von Schnee und Zauber der Natur.

© Text: Ingrid Herta Drewing,

   Skizze: Ingmar Drewing