Lächelnder Engel

So viele Jahre blickst du schon hernieder;
du siehst und sahst viel Menschen kommen, gehen.
Es tönten böse sowie gute Lieder,
mal Kampfgetöse und dann Frieden wieder.
Doch du bliebst lächelnd am Portal dort stehen.

Der Steinmetz, der dich damals durft‘ gestalten,
er war gewiss ein Mensch mit frohem Sinn.
So schuf er nicht nur kunstvoll Kleides Falten
und Flügel für dein himmlisches Verhalten;
er stellte dich lebendig, lächelnd hin.

Als Engel freundlich, scheinst du zu verstehen,
was Menschen seit Jahrhunderten bewegt,
wenn sie sich irren, falsche Wege gehen,
in Not und Angst dann hier um Hilfe flehen
und hoffen, dass sie Gott trotz Schuld noch hegt.

© Foto* u. Text: Ingrid Herta Drewing, 2018
*Engel am Westportal der Kathedrale von Reims, 1963 fotografiert

Die drei Weisen

Am blauschwarzen Himmel
ein leuchtender Stern,
der zeigte den Weg
einst den Weisen.
Beschwerlich war es,
sie kamen von fern,
dem Heiland Ehr’ zu erweisen.

Sie suchten den König
und fanden ein Kind,
hilflos und klein,
dort im Stall,
in einer Krippe
bei Esel und Rind,
und es roch nach Mist überall.

Auch arme Hirten
mit Schafen und Hund
hatten sich fromm eingefunden.
Sie führten Einen,
der Mann war blind,
seine Hände
von Dornen zerschunden.

Des Kindes Mutter,
der Vater, so schlicht,
sie wachten treu bei dem Kinde,
in Lumpen gehüllt,
bei spärlichem Licht,
durch Ritzen heulten die Winde.

Jedoch die Weisen
traten heran,
überreichten in Demut die Gaben,
Weihrauch und Myrrhe
dem göttlichen Kind,
Ehre dem liebreichen Knaben.

Maria und Josef,
das traute Paar
blickte beglückt in die Runde.
Von Frieden
sang freudig der Engel Schar.
Sie priesen die göttliche Stunde;
und die Weisen
erkannten die Kunde.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,

Wiesbaden, Sternschnuppenmarkt, Krippe ( Ausschnitt)

Weihnachtstraum

Da war es wieder, dieses Klingen,
als hielten gute Mächte Wacht.
Ich träumte, hörte Engel singen,
sie nahten da auf sanften Schwingen
zur Krippe in der heil’gen Nacht.

So wundersame alte Lieder
umschmeichelten mein müdes Ohr,
und meine Augen sahen wieder
den hellen Schein, er strahlte nieder
auf das, was dunkel sich verlor.

Ein Leuchten war’s und hehres Glänzen,
das hier den kargen Raum erfüllt‘.
Dies Licht lud ein zu Jubel, Tänzen,
als wolle freudig es ergänzen,
was sich sonst traurig noch verhüllt.

Ein seltsam Wunder durft‘ ich schauen,
auf dass auch ich, ein irdisch‘ Kind,
bestrebt‘ auf Klares stets zu bauen,
nun neu erwacht im Gottvertrauen,
hier meinen Weg zur Wahrheit find‘.

© Foto u. Text:Ingrid Herta Drewing,4.01.19

Poetenengel

Komm mir ja nicht all zu englisch,
leg die Flatterflügel hin!
Engel, teuflisch überschwänglich
zeigst du mir, wie unzulänglich
ich armes Poetchen bin.

Lässt die Worte schwirren, tanzen
und verwirrst mir gar den Sinn;
statt sich lieblich anzuwanzen
in Sonetten oder Stanzen
zauberst du’s in Prosa hin.

Kannst mit Bildern kühn jonglieren
und zur Suada wird dein Wort,
mag auch Leid den Glanz brüskieren,
nie wirst du den Weg verlieren,
findest Poesie vor Ort.

Sprachlos steh‘ ich da und staune
Pegasus fest im Visier,
höre dichtend Engel raunen,
träum von himmlisch weichen Daunen,
denn fast bricht’s die Feder mir.

© Ingrid Herta Drewing, 2016

Weihnachts-Akrostichon

E in Engel fiel in unsre Zeit.
N un war sein Wesen Raum bemessen,
G lich einem Menschen,fühlt‘ sein Leid.
E r, der nie Irdisches besessen,
L ief suchend,schien von Gott vergessen.
S till streift‘ er ab sein Flügelkleid
G ing hier auf Erden, ganz versessen,
A m Tage, fern von Gier und Neid,
B edeutsames dort zu ermessen.
E s war ein himmlisch‘ Unterfangen,
N ur deshalb auch schwer zu erlangen.

A n Heiligabend, zwölfte Stunde
N ahm er zu Kirche seinen Weg.

W ie traulich klang es in der Runde!
E s war ihm, als ob wer ihn heg‘,
I hn führe über sichren Steg.
H ier hörte er die frohe Kunde:
N eu sei das Gotteskind geboren,
A ls aller Heiland auserkoren,
C hristus,die Liebe, Gottes Sohn!
H alleluja, kein Weltenthron
T rag‘ sich noch mit Tyrannenhohn,
E rzwinge taube Ohren!
N un bleib‘ kein Mensch verloren!

© Ingrid Herta Drewing, 2016

Friedensengel

E ngel,Wesen,wie es heißt:
N icht von dieser Welt!
G leiten sanft in Gottes Geist,
E inen, was getrennt, zumeist
L iebe sie erhellt.

© Ingrid Herta Drewing, 2016

Himmlisch

Engelshierarchie,
Renaissancemalerei,
beflügelte Kunst.

© Ingrid Herta Drewing

Weihnachtsfreude

Schneesterne tanzen, schweben leise
zur Erde,wo, trotz Winters Fracht,
erklingen will die traute Weise
vom Kinde, das in stiller Nacht
die Friedensbotschaft uns gebracht.

Zur Weihnacht strahlen nun die Kerzen;
der Hoffnung Licht wird hell entfacht.
Christrosen blühen, wie im Märzen
ein Frühlingsleuchten neu erwacht,
wärmt und beglückt die Herzen sacht.

Der Freude Jubel schwingt im Kreise,
verdrängt des Argwohns dunkle Macht,
schickt Liebeslieder auf die Reise,
als hätten Engel sie erdacht
und hielten himmlisch hier die Wacht.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Lobgesang

Lasst uns den Herren preisen
und dankbar uns erweisen
auf dieser schönen Welt!
In seinem Schöpfungs-Kreise
schenkt er des Lebens Reise,
die uns im Licht gefällt.

Er lässt hier Sonne,Regen,
die Frucht nach Blüten-Segen
und Ruh der Sternen-Nacht
uns Menschen angedeihen
in gütigem Verzeihen.
Sein Engel uns bewacht.

In Demut ihn zu ehren,
uns liebend zu bewähren,
wie Jesus uns verhieß,
so wollen wir hier hegen,
in seinem Namen pflegen
dies‘ irdisch‘ Paradies!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Advent in der Stadt

Ein Kleid aus Sternchen schmückt die Erde.
Es schenkt der Schnee die weißen Spitzen,
auf dass es hier nun festlich werde.
verhüllt die dunklen Wunden, Ritze.

Adventszeit ist, die Menschen haben,
um ihre Stadt ins Licht zu rücken,
begonnen, ihrer Märkte Gaben
mit Tannen, Sternen auszuschmücken.

Die Freude in der Kinder Augen
strahlt heller als des Lichtes Glanz
Was Großen mag als Deko taugen,
verzaubert ihren Tag nun ganz.

Sie fühlen Freude im Erwarten.
Dies‘ Klingen in der Weihnachtszeit
führt zart sie hin zu jenem Garten
der Engellieder, Friedenszeit.

© Ingrid Herta Drewing