Muße

Es spricht die Pflicht meist’: “Eile, eile!“
und treibt dich an zur Arbeitswut.
Jedoch die Seele sagt: “Verweile,
genieß’ den Augenblick, nur Mut!“

Was du vom Leben magst erwarten,
oft Wünsche nach dem fernen Stern;
der Duft, die Rose hier im Garten
wird dabei übersehen gern.

So vieles, was dich kann beglücken,
ist nahe liegend. Sei bereit,
das kleine Glück vom Strauch zu pflücken!
Die Muße schenkt dir Erntezeit.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Mußestunde

So grau in grau, ein Nebeltag
beherrscht eintönig die Kulisse.
Nasskalt ist ’s, und du bleibst verzagt
gern auf des Sofas weichen Kissen.

Du zündest dir die Kerzen an,
genießt beschaulich den Advent;
ein gutes Buch, Musik, sodann
nur wenig dich vom Glück noch trennt.

Und mögen auch die Nebel steigen,
und Sturm und Frost die Kreise ziehen,
es zaubert Phantasie im Schweigen
dir Flügel, allem zu entfliehen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Pause

Eine kleine Pause, hin und wieder,
sorgt für neue Lebenskraft,
wehrt dem Trott im Takt der forschen Lieder,
vielem, was uns könnte zwingen nieder,
weil sie Raum und Ruhe schafft.

Mensch sein, heißt auch, sich darauf besinnen,
was im Leben dir ist wert.
Du weißt wohl, dass Stunden schnell verrinnen,
hoffst, es glück‘ dein mutiges Beginnen
auf dem Kurs, der dir gewährt.

Manchmal hilft nur neues Orientieren,
widersprechen dem Gebot.
Nutzlos ist es dann, noch zu taktieren,
willst du, was dir wichtig, nicht verlieren,
dass dein Leben bleibt im Lot.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,2010

Kein Gedicht

Zur Zeit küsst mich die Muse nicht,
Corona lehrt das Abstand-Halten;
was meine innre Stimme spricht,
kann sich melodisch kaum entfalten.

Und über uns des Himmels Blau
auch Frühlings Blütenbilder Helle
erscheinen mir in müder Schau,
sind wie verfremdet nur zur Stelle.

Ach würde doch das Sonnenlicht
recht bald die Viren ganz vertreiben,
damit des prallen Lebens Sicht,
wie wir ’s gewohnt sind, hier mag bleiben!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Spätherbst-Ankündigung

Der Herbst zeigt sich der Wärme bar,
oft Frost den Morgen schon versieht.
Auch ward am Himmel deutlich klar
nach Süden zieht’s die Kranich-Schar,
die sorgsam vor der Kälte flieht.

Es wird wohl nicht mehr lange währen,
bis alles Blattwerk welkend fällt,
und in den dichten Nebelmeeren
Herbst kahle Bäume als Chimären
konturlos in die Landschaft stellt.

Da fühlt man sich zu Haus geborgen,
schätzt Wärme, Kerzenlicht und Tee,
stapft warm gekleidet in den Morgen,
gelassen trotz der Alltagssorgen
und freut sich auf den ersten Schnee.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Stadt-Kultur im Herbst

Ein warmer Regen lässt noch Sommer grünen,
obwohl auch Gelb schon aus den Bäumen fällt.
Allmählich richtet her der Herbst die Bühnen
und übt sein Farbenlied in Park und Feld.

Schon längst entflog die Schwalben-Schar nach Süden,
und auch der Kranich-Zug beginnt nun bald.
Der Tag erwacht verspätet, nebel-müde;
die Krähen zieht’s zur Stadt am nahen Wald.

Hier locken Feste, Licht und pralles Leben.
Nicht nur der Dörfler kennt sein Ernte-Bild.
Musik,Theater, Dicht-und Malkunst geben
uns Städtern Muße, die Kultur erfüllt.

Mag auch Natur mit Nebel-Dichte dräuen,
wir finden stets den Anlass, uns zu freuen!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Schöner Sommermorgen

Der Himmel blau, das Sonnenlicht
strahlt in der Früh‘ schon hell ins Haus.
Die Luft ist lau, und dich anspricht
ein Sommertag, ruft dich heraus
aus deiner Alltagssorgen Pflicht.

Da darfst du Trübes nun vergessen,
genießt die Schönheit der Natur,
lässt dich durch keine Eile stressen,
und dieses Lebens helle Spur
magst du mit Muße jetzt ermessen.

Du spürst und fühlst mit allen Sinnen
die Freude und das kleine Glück.
Der Amsel Lied klingt von den Zinnen,
und zarter Rosenblüten Blick
begleitet hier dein neu Beginnen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Mittagspause im Park

Es träumt ein sanfter Mittag auf den Wiesen
und schenkt dir eine Pause, Muße, Ruh‘,
fernab vom Lärm den Sommer zu genießen.
Am kühlen Teich schaust du den Gänsen zu.

Sie stehen still, als hätt‘ zur Mittagsstunde
sie wer hier aufgerufen und entrückt,
im Sonnenlicht zu lauschen einer Kunde,
zu sehen, was sie sonst noch nie erblickt.

Auch du auf deiner Parkbank gönnst dir nun
ein Innehalten unterm Baum im Schatten,
bevor die Arbeit wieder ruft, zu ruh’n
ein Weilchen fern von stressigem Ermatten.

Und dich erquickt dies‘ Sammeln in der Stille,
schenkt neue Kraft dir in des Sommers Fülle.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Mittagspause

Unter Linden, hier im Schatten,
wenn des Mittags gleißend‘ Licht
jetzt bereits von Sommer spricht,
mag ein physisches Ermatten
nun die Pause dir gestatten,
bis dich ruft der Arbeit Pflicht.

Hier im grünen Glanz der Bäume
findest du Beschaulichkeit.
Du erahnst geraume Zeit,
was dich Alltag lässt versäumen,
und tauchst ein in sanftes Träumen
inniger Geborgenheit.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Altersweisheit

Im Alter werden wir doch weise,
vorbei des Hochmuts Eitelkeit.
Nun am Beginn der letzten Reise
erkennen wir andächtig, leise,
was wirklich wichtig im Geleit.

Da lässt du alles Horten, Hasten,
erfährst dein Leben intensiv.
Befreist dich von den alten Lasten,
die deinen Tag so oft erfassten,
obwohl die Muße „ Warte!“ rief.

Nun wehrst du dem Diktat der Uhr,
begehst beschaulich deinen Tag.
Im großen Kreislauf der Natur
erschaust du Lebens lichte Spur,
und siehst erblühen Park und Hag.

© Ingrid Herta Drewing,2015