Feststellung

Jeden Tag
ein neues Etikett,
Lobhudelei,
Spieglein
an der Wand-Spielchen
in Gesichtsbuch:
Like uns,
wir rechnen es aus,
dein mentales Alter,
deine Fähigkeit!
Du bist weise,
kreativ,
zeigen dir
dein schönstes
Angesicht,
die Bedeutung
deines Namens,
Unbezähmbare,
Mutige,
Intelligente,
Kluge
Einfühlsame,
Beliebte,
Unberechenbare!
Warte!
Es wird ausgerechnet.
Deine Berufung
Künstler, Sportler,
Pilot, Musiker,
Politiker, Arzt
wechselt
mit jedem
neuen Klicken.
Müll-Entsorger,
Näherin,Bestatter
fehlen.
Like uns!
Wir rechnen
es aus.

Mensch,
lass dich nicht
durch Orakel
nichten,
fremd bestimmen,
lebe, entscheide,
du hast die Wahl!

© Ingrid Herta Drewing,2016

Seltsamer Traum

Nebel, gefangen,
verloren der Weg ins Tal.
Der Berggipfel fern.

Im Traum geborgen,
weilst du im alten Haus,
suchst Erinnerung.

Wilder Wein lodert.
Zwei schwarz befrackte Krähen
wie Wächter am Tor.

Die rote Sonne
rollt feurig den Berg hinab.
Wald, Wiese brennen.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Schein

Da sitzen sie, das Lächeln eingefroren,
im Kreis der Flüchtlinge, und obsolet
sind ihre Fragen, was man hab´ verloren,
wie man des Lebens Alltag nun besteht.

Was sie für Presse, Medien inszenieren
an Bildern speist die Täuschung in der Welt.
Wie sie in Demut ihren Schein polieren,
dient Hochmut, eigner Macht nur, ist bestellt.

Da wünschte ich, es tönte eine Stimme,
die aus dem Off klar von dem Übel spricht
und laut die Wahrheit nennt,ja alles Schlimme
zeigte dann offen, bar sein ernst´ Gesicht.

Jedoch man bleibt verhüllt in Lügenschleiern
und mag verbergen alles, weiter (f)eiern.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Dichten

Es klingt in mir; mich nehmen in die Pflicht
der Verse Rhythmen, Bilder, Reime, Klänge.
Allmählich formt es sich, wird zum Gedicht.
Ich folge, fasse auf des Laufs Gesänge.

Dies‘ Liedgebilde, das da singt in mir,
ein Tanz der Worte, die mich sanft begleiten,
sich finden, schön geschrieben auf Papier,
sie wollen hin zur Klanggestalt mich leiten.

Ich weiß nicht, was das ist, das mich lässt dichten.
Nur fühle ich, dass es mir Freude macht,
so frei nach dieser Stimme mich zu richten
und Bildern, die für meinen Blick erwacht.

Beglückt im Zauberreich der Poesie
erfahre ich des Lebens Melodie.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Lebenskreis

Ich gehöre auch zu jenen,
die im Bann der Poesie
sich auf Bilder, Worte lehnen
und in Versen, Klängen sehnen
nach dem Lied der Harmonie.

Ist’s doch wunderbar auf Erden,
dass hier vieles wächst und lebt
und trotz mancherlei Beschwerden
zart erblüht, zu neuem Werden
aufwacht und erstarkend bebt.

So, als sei kein Tod gegeben,
währe ewig dieses Glück;
fern von allem dunklen Streben
hier im Kreislauf schwebe Leben
unaufhörlich, ohn‘ Zurück.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Frühlings- Begegnung

Da war ein Klang, ein Bild, ein zartes Schauen.
Gedanken, Farben fanden sich im Lied,
und Laute, Takte, sanftes Silbenbauen,
der Worte Rhythmen schenkten dies‘ Vertrauen,
dass Poesie in Sinn und Seele zieht.

Es schien die Freude hell ins Herz zu dringen.
Sie führte hin zum Licht den müden Tag,
und in den Lüften ließ ein leises Schwingen
den Frühling heiter Blütenlieder singen.
Nun endete des Winters Nebelplag‘.

© Ingrid Herta Drewing, 2014

Reimneigung

Es fließt aus mir der Reime Schwall,
kann mich fast nicht erwehren,
und dennoch les’ ich überall
sollt’ ohne sie gewähren
der Worte Dichte, Chiffren, Bilder.
Jedoch der Reim, er stimmt mich milder.

Er ist bewegt auf Partnersuche
will gerne zweisam bleiben,
geht auch gekreuzt, umfasst zu Buche,
drängt mich, ich soll ihn schreiben
als Endreim einer schönen Zeile,
damit er versfroh nun verweile.

Sagt mir, warum sollt’ ich ihn nur
aus dem Gedicht verbannen!
Ich folge gern des Klanges Spur,
der taktvoll zieht von dannen.
Doch Bilderdichte, wenn sie glückt,
mich dann dabei noch mehr entzückt.

© Ingrid Herta Drewing

Lob der Lyrik

Oh doch, du solltest singen, Kind!
Prosaisch graut zu oft das Leben,
in das wir hier gegeben sind.
Drum singe fröhlich, laut und lind,
lass glockenhell die Klänge schweben!

Fatal, zu glauben, Formen hätten
ihr klares Spiel in unsrer Zeit
verwirkt, weil sie des Menschen Stätte
in heile Bilder fälschlich retten,
wozu real sei nichts bereit.

Lass uns doch auch das Schöne sehen!
Dies’ Leben, Lobgesang im Licht,
lehrt die Natur uns zu verstehen;
sie liebt ’s gestaltend aufzugehen;
vielfältig schreibt sie ihr Gedicht.

Sie kennt der Rhythmen Macht, die Klänge,
verleiht dem Chaos noch Struktur.
Mit Phantasie sprengt sie die Enge,
verwechselt Formen nicht mit Zwängen
und folgt des Lebens lichter Spur.

So schenk’ dein Lied in Sinn und Sage,
in Bildern, Versen, Melodien,
das Schöne auch, nicht nur die Frage,
das Suchen, Streiten oder Klagen!
Ein Fundament sei ’s, das uns trage
auch in ein Reich der Harmonie!

© Ingrid Herta Drewing

Im Traum

Wo zwischen Schlaf und Wachen Träume wohnen,
erzählt dir deine Seele schön Geschichten
und wartet auf mit einem Farbenspiel
in Bildern kraft- und eindrucksvoller Dichte.

Da will die Welt so wirklich dir erscheinen.
Was lange schon vergangen, ist dir nah’
und windet sich empor wie Grün’ aus Steinen;
was du verdrängt, verborgen, siehst du klar.

Und kannst es nun erfühlend auch erschauen,
wenn dich kein Alp bedrängt mit arger List.
Doch noch im Traume sagt dir ein Vertrauen,
dass du in Gottes Hand geborgen bist.

Mehr als ein Ritual, das obsolet,
ist doch seit Kindertagen dein Gebet.

© Ingrid Herta Drewing

Innerer Monolog

Gefangen im Sonett!
Harmoniesüchtig,
immer den Klängen
in Versen auf der Spur.

Verliere und finde
dich doch
auch einmal
in Wortspielereien
oder
in den dunklen Rätseln
der Bilder,
die aus Träumen fallen,
wenn die Nacht schläft!

© Ingrid Herta Drewing