Indianerschlaf

Einschlafen soll er, mag noch nicht,
möcht’ bei den andern bleiben.
Sein Bruder, dieses Bleichgesicht,
darf sich dort Zeit vertreiben.

Und da soll Häuptling „Große Zeder“
ins Bett schon, in die weichen Federn?
Er schleicht sich aus dem Wigwam raus
und kundschaftet nun alles aus.

Aha! Erwischt! Sie sehen fern.
Den Film, den sieht er auch recht gern.
Hier hinterm Sessel, gut versteckt,
wird er ganz sicher nicht entdeckt.

„Ach, dies Programm ist gar zu öde!
Ich schalt’ es aus, sonst noch verblödet
der Späher hinter meinem Sessel.
Ich werd’ ihn fangen und gleich fesseln.“

Der Vater schnappt den Häuptling sich,
trägt ihn ins Bett und schimpft doch nicht.
Liest vor von Bären und Schoschonen,
Indianern, die in Wäldern wohnen.

Und langsam holt der Schlaf sie ein,
den Vater und sein Söhnelein.

© Ingrid Herta Drewing

Herbstermunterung

dscn6501Da geht sie hin, die helle Zeit,
als offen standen Fenster, Türen;
und auch das leichte Seidenkleid
darf wohl den Sommer nicht mehr spüren.

Nach innen kehrt sich bald das Leben,
wenn es vor Kälte, Nebel flieht
und, um die Stimmung anzuheben,
gemütlich, warm sein Nest versieht.

Und sollten draußen Stürme toben,
so ist ’s doch heimelig am Herd.
Geselligkeit ist da zu loben,
denn Frohsinn hat sich stets bewährt.

Auch in der trauten Zweisamkeit
hält man einander lieb, gekuschelt,
erträgt die Unbill kühler Zeit,
wird manches auch dabei verwuschelt.

Und solltest du alleine sein,
musst du nicht gar vereinsamt leben.
Ein gutes Buch, Musikklang, rein,
das Internet soll’ s auch noch geben.

Verbindung halten, wie ’s gefällt;
beim Fernseh’n, Talkgast in der Runde,
erfährst du aus der ganzen Welt
wohl auch die allerneueste Kunde.

Da ist der Fortschritt doch zu preisen,
der es, wenn wir sind immobil,
uns noch erlaubt, weit zu verreisen,
und sei ’s nur der Gedanken Spiel.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,

Kochschau

In diesem Land ist manches matt,
brauchst nichts zu essen, siehst dich satt;
denn im Fernseh’n, ohne Ende,
streifen Köche durch ’s Gelände,
kochen hier in einer Tour.
Das Gerät anschaltest nur,
und schon isst du superschnell
mit den Augen virtuell.

Frühstücks-Fernseh’n in der Runde,
ARD-Buffet, der Kunde
auch goutiert des Zweiten Brauch
jenen Lafer- Lichter- Schmauch,
und es brutzeln noch ganz nette
Hobbyköche um die Wette.
Dann als Krönung für Gourmets
freitags, nachts beim Defilee,
werkeln Sterneköche munter
in Lanz’ Kochschau rauf und runter.

Hat man das vielleicht versäumt,
man nicht gar vor Hunger schäumt.
Alles ist nur halb so schlimm;
samstags kocht doch Mälzers Tim!
Sonntags musst du auch nicht fasten,
Frau Poletto wirkt im Kasten.

Und so wird dir stets serviert,
was die Kochkunst so gebiert.
Wer sag’ da noch unbeschwert,
eigner Herd sei Goldes wert?

© Ingrid Herta Drewing

Herbstermunterung

Da geht sie hin, die helle Zeit,
als offen standen Fenster, Türen;
und auch das leichte Seidenkleid
darf wohl den Sommer nicht mehr spüren.

Nach innen kehrt sich bald das Leben,
wenn es vor Kälte, Nebel flieht
und, um die Stimmung anzuheben,
gemütlich, warm sein Nest versieht.

Und sollten draußen Stürme toben,
so ist ’s doch heimelig am Herd.
Geselligkeit ist da zu loben,
denn Frohsinn hat sich stets bewährt.

Auch in der trauten Zweisamkeit
hält man einander lieb, gekuschelt,
erträgt die Unbill kühler Zeit,
wird manches auch dabei verwuschelt.

Und solltest du alleine sein,
musst du nicht gar vereinsamt leben.
Ein gutes Buch, Musikklang, rein,
das Internet soll’ s auch noch geben.

Verbindung halten, wie ’s gefällt;
beim Fernseh’n, Talkgast in der Runde,
erfährst du aus der ganzen Welt
wohl auch die allerneueste Kunde.

Da ist der Fortschritt doch zu preisen,
der es, wenn wir sind immobil,
uns noch erlaubt, weit zu verreisen,
und sei ’s nur der Gedanken Spiel.

© Ingrid Herta Drewing