Herbstzeitlose

Als sei’st du Krokus‘ Schwester, Herbstzeitlose,
erscheinst du mir in deiner Zartgestalt
im feuchten Grün hier, einsam in der Pose,
jetzt, da im Herbst so dicht der Nebel wallt.

Im Frühjahr Krokus sich gesellig zeigt:
Die Grüppchen leuchten farbig hell im Licht.
Du stehst allein, kein Vogel singt, es schweigt
der großen Wiese Sommer-Summ-Gesicht.

Und dennoch lässt du hier das Leben sprechen,
reckst fliederfarben, lind den Kelch zur Höh‘,
bevor dich Frost und Raureif achtlos brechen,
schenkst du dies‘ Blütenlächeln, bannst das Weh.

© Text: Ingrid Herta Drewing,
© Foto: Klaus Pompetzki

Sommerende

Warmes Licht, September,
goldner Abendschein,
Sommer sagt: „Remember!“,
lädt zum Abschied ein.

Indian-Summer-Spiele
noch in Park und Wald;
Augenweiden-Ziele
schenken Blicken Halt.

Doch Signale sendet
Herbstzeitlose, zart;
Sommer leise endet,
Herbst gewinnt an Fahrt.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing

Herbststimmung

Im Tau des Morgens grüßen Herbstzeitlosen.
Es lockt im Grün die lila Zartgestalt
fast frühlingshaft zur Lichtung hier im Wald,
als wollten sie wie Krokus Lenz jetzt kosen.

Noch lässt Natur hier ihre Schönheit sehen,
der Buchen, Birken Laub, ein Blattgoldtraum,
nuancenreich ziert Rot den Amberbaum,
und seine Sternenblätter leuchtend wehen.

Wie bald wird alles wild im Sturme tanzen,
was jetzt fast zärtlich hin zur Erde schwebt!
Wo hell die Sonne nun noch wärmt, belebt,
dort werden Frost und Nebel Raureif pflanzen!

Obwohl du’s kennst, das Lied der Jahreszeit,
denkst du mit Wehmut an Vergänglichkeit.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Herbstsignale

Auf morgendlichen Fluren
liegt feucht des Nebels Hand,
erwachen Sonnenuhren
verspätet hier im Land.

Schon zeigt sich in den Wiesen
ein Sommer-Abschieds-Bild.
Wo üppig Mohn ließ grüßen,
blüht Herbstzeitlose mild.

Still setzt der Frühherbst Zeichen.
Noch bremst ihn Sommer aus;
doch Vogelscharen weichen,
zieh’n südwärts über’s Haus.

© Ingrid Herta Drewing,2015
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Septembermilde

Nun gibt es doch dies‘ Licht, dies‘ himmlisch‘ Blau;
September schenkt uns milde Sommertage,
weist ab die müde Regenwolkenschau
und wehrt auch dichter, grauer Nebelplage.

Da darf das leichte Seidenkleid noch punkten,
bevor es tief sodann im Schrank verschwindet.
Und allen die von kühlen Zeiten unkten,
wird jetzt der Wärme Wohlgefühl verkündet.

Zwar ist’s ein Aufschub nur, denn auf den Wiesen
hält Herbstzeitlose sich schon zart bereit,
auch Astern in den Gärten hier begrüßen
im Sternenkleid die dritte Jahreszeit.

Wir seh’n das Spiel gelassen und genießen
das Glück der hellen Stunden, die verfließen.

© Ingrid Herta Drewing,2014

September-Lächeln

Der Tau glänzt auf den Wiesen
im ersten Sonnenlicht.
Ein himmlisch Blau verspricht
des späten Sommers Grüßen
mit leuchtendem Gesicht.

Zwar blüht die Herbstzeitlose
schon zart im grünen Grund;
auch fallen braun und rund
Kastanien, kleine, große
als frühen Herbstes Fund.

Doch lasst uns heut‘ genießen
den Tag! Dies‘ warme Strahlen
soll tief ins Herz sich malen,
die goldnen Stunden fließen,
bevor die nebelfahlen
verschleiern uns die Sicht!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Herbstnähe

Auf meiner Schulter spür‘ ich schon
des Herbstes welke Hand,
stumm fordernd ein sein Pfand,
der Sommerliebe reifen Lohn;
doch noch ich mich entwand.

Verflechte meinen Sehnsuchtsblick
im Blütenbild der Wiesen.
Nach letzter Mahd will sprießen
ein neues, helles Blumenglück
dort wo die Bäche fließen.

Herbst setzt ins Grün bereits den Fuß
und lockt mit Herbstzeitlosen.
Jedoch der Duft der Rosen
im Garten darf als lieber Gruß
des Sommers uns noch kosen.

© Ingrid Herta Drewing,2013