Künstler-Wahn

Wer sich erhaben sieht als Kunst-Genie
und abgehoben wähnt als Meister-Dichter,
sich vormacht, dass man ihn erreiche nie,
weil keiner solche Worte setze hie,
spielt sich gern auf als Kritiker und Richter.
Da mag er, sich, selbst weihend, ölen, salben.
Auch ihm blüht das Vergessen allenthalben.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,19.02.21

Im Blickpunkt

Ja, vieles, was wir auf der Welt bestaunen,
hat Wert nur für die Stunde und den Tag,
für kurze Zeit ins Licht gestellte Launen,
ein Strohfeuer, das wer entzünden mag.

Was lange währt, wächst meistens still, verborgen
und zeigt bescheiden sich trotz seiner Kraft,
sich zu verschenken, widmend auch dem Morgen,
weicht es auch Schwerem nicht, wenn es erschafft.

So viele Künstler, Forscher und Gelehrte,
im Schatten wirkten sie in ihrer Zeit.
Ihr Werk, das in der Güte sich bewährte,
steht für die Menschheit heute noch bereit.

Wer schärft den Blick uns, lehrt uns, was gediegen,
damit wir nicht der Mode Wahn erliegen?

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Schillerdenkmal vor dem Staatstheater

Wiesbadens Rheingauer Weinwoche

Weinfest_o

Geselligkeit, nicht nur am Sommerabend,
Wiesbaden lädt zu seinem Weinfest ein.
Da darf man sich an Rheingauweinen laben,
auch gibt’s manch‘ kulinarisch‘ Stelldichein.

In großer Zahl der Winzer Stände locken,
gut zu verkosten nicht nur Riesling-Wein,
und hoch im Dom Carillon, Klang der Glocken
hell läuten hier des Frohsinns Stunden ein.

Das Rathaus kann nun als Kulisse grüßen
der Bühne, wo manch‘ Künstler unterhält.
Das Publikum sitzt fröhlich ihm zu Füßen,
genießt den Wein und was ihm sonst gefällt.

Sogar das Wetter scheint dem Fest gesonnen,
vorbei die Hitze, Frische hat gewonnen!

© Foto u.Text /Ingrid Herta Drewing,2017

Künstlerschicksal

Man rühmt sie heut’, die Toten,
die sich der Kunst ergeben;
einst war verkannt ihr Streben.
Obszön nun Angebote,
posthum vermarktet’ Leben.

Für ’nen Van Gogh Millionen,
das Scheckheft wird gezückt,
ein Ego sich beglückt.
So arm musst Vincent sterben;
Es hieß, er sei verrückt.

Sehr viele, die gelitten
und doch trotz ihrer Qualen
die Welt in Farben malend,
sind Künstler unbestritten,
berühmt in den Annalen.

Nur das, was überdauert,
sein Können trefflich zeigt,
die Schatten nicht verschweigt,
hat, wo Vergessen lauert,
sich hin zur Kunst geneigt.

© Ingrid Herta Drewing