Praktische Vernunft

Es kriecht das Elend aus der Fremde
und meldet sich vor deinem Haus.
Es greift nach dir und deinem Hemde,
du fürchtest schon, es zieh‘ dich aus.

Da kannst du stumm die Augen schließen,
doch so vermagst du nicht zu steh’n,
und will es dich auch fast verdrießen,
du musst ihm in die Augen seh’n!

Es gilt, zu helfen und zu handeln,
nicht Rat und Worte nur allein
hier fruchten; willst du menschlich wandeln,
musst du aktiv dich bringen ein.

Gemeinsam hier im Chor mit andern
vermeiden Leid durch Harmonie,
tatkräftig sein, statt zu salbandern,
fernab von Bla-Bla-Idiotie!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Fernstenliebe

Du sagst, die Welt halte den Atem an,
meinst, dass sie nicht in Mitleid nur verweile,
sondern auch tue, was sie geben kann?

Jedoch der Katastrophen Folge, Eile,
die Sensationen machen Fühlen stumpf.
Der Mensch gewöhnt sich an den Schlag der Zeile.

Wie bald erinnert er sich nur noch dumpf,
dass in der Ferne irgendwer gelitten,
weil irgendetwas furchtbar spielte Trumpf.

Aktiv wird wohl der Mensch erst, wenn inmitten
der eignen kleinen Welt die Not sich zeigt.
Ansonsten, weiß er kühl und klar zu splitten.

Ja, Welt hält kurz den Atem an, dann schweigt
der Altruismus, hält die Tat zurück.
Durch täglich neue Schreckensnachricht neigt
man fast dazu, zu wähnen ein Geschick.

© Ingrid Herta Drewing,

Richtschnur

Ja, es lässt uns das Leid
sorgend auf Erden wohnen,
auch wenn Tage voll Freud
uns oft lächelnd belohnen.

Niemals sind wir vor Ort
sicher in diesem Leben.
Auch das göttliche Wort
kann uns da nicht entheben.

Dennoch verleiht es Mut,
hilft uns aufrecht zu gehen.
Zeigt uns die Liebe gut,
lehrt uns, menschlich zu sehen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Silvester in der Stadt

Böller hallen durch die Straßen.
Zu Silvester dies‘ Komplott
der Dämonen, die vergaßen,
dass das Knallen ohne Maßen
ist nur teurer, übler Trott.

Fackeltanz der Pyromanen;
jährlich immer wieder neu
schicken sie des Feuers Fahnen
und Raketen auf die Bahnen,
lärmen, zündeln ohne Scheu.

Keine Rücksicht, man lässt’s krachen,
fragt nicht nach, ob Not und Leid
Menschen, Tiere trifft; zum Lachen
wär’s, Gedanken sich zu machen.
Jetzt herrscht für sie Kracher-Zeit.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Frühlingsillusion

Ich erinnere
einen November,
da blühten
am Campus
die Bäume.
Beflügelt
studierten wir,
Träume
von friedlicher,
menschlicher Welt,
kein Kalter Krieg mehr,
verprellt
die Falken,
den Tauben die Räume!
Noch klingt
dieses Lied nach,
remember!

Die Mauer
gefallen,
ein deutsches Land!
Doch draußen,
da toben die Kriege.
Der Hass und der Tod
feiern Siege.
Zerstören heißt’s
in der Welt,
was mühsam aufgebaut,
fällt,
und Kinder
reißt rau
aus der Wiege
mordend
die gottlose,
eiskalte Hand.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Friedensfern

Die Friedenstaube
verlor ihren Ölbaumzweig
in Krieges Feuern.

Mit Blut befleckten Flügeln
schwebt sie über der Wüste.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Mensch und Vernunft

Wir Menschen unersättlich scheinen.
Genügsam und im Kern zufrieden,
sind wir wohl selten da hienieden,
auch miteinander nicht im Reinen.
Nur selten wahren wir den Frieden.

Maßlosigkeit gepaart mit Macht,
der dumpfe Wahn der Egomanen!
Sie schreiben Hass auf ihre Fahnen,
und grell des Krieges Fratze lacht.
Vergessen sind Vernunft und Mahnen.

Vereint sollt‘ man Probleme lösen,
die zahlreich hier auf Erden sind,
damit dann Kind und Kindes Kind
nicht fürchten müssen sich vor bösen
Gefahren, die wir schufen blind!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Gegen den Krieg

Wann stoppt ihr endlich dieses dumpfe Morden,
die Kriege, die unmenschlich, grausam sind?
Verlasst den Weg der Wut und wilden Horden,
die ohne Herz und Hirn hier handeln blind!

Mit schwarzer Farbe ist nichts rein zu waschen
und Blut spült wohl auch keinen Blutfleck aus.
Ein Krieg gebiert nicht Frieden, sondern Hassen
und lenkt das Feuer auf das eigne Haus.

Die Welt ist groß und weit, und ein Verstehen
der Menschheit müsste endlich möglich sein.
Die Kinder, die wir allerorten sehen,
erwarten Leben, Liebe nur allein.

Lebt hier in Frieden, lasst dies bös‘ Entzweien,
und uns von dieser Geisel Krieg befreien!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Erinnerung

Ich trage es wie einen Wunsch in mir,
dies‘ Sehnen spricht von längst vergangnen Zeiten,
lässt Augenblicke ineinander gleiten.
Und vieles scheint, so nah und wieder hier,
erinnernd neu sich Wege zu bereiten.

Die Bilder, ins Gedächtnis eingeschrieben,
sie werden unverhohlen mir bewusst
und flüstern zärtlich noch von Freud und Lust,
von Glück und Leid und innig tiefem Lieben,
von Abschied auch; das Leben sprach:Du musst!

Fast wie im Traum denk‘ ich an jene Wesen,
mit denen ich ein Stück des Wegs durft‘ gehen.
Wie gerne würde ich sie wiedersehen,
ein Lächeln aus den frohen Mienen lesen
und wissen, dass wir menschlich uns verstehen!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Lebensfluss

Es springt die Zeit aus jener fernen Quelle
und fließt im muntren Lebensfluss dahin,
umspült auch deines kleinen Glückes Schwelle,
verändert dir im Strömen Sicht und Sinn.

Gleich Inseln, diese schönen Augenblicke,
die du erleben darfst, doch halten nicht!
Doch nimmt die Zeit auch Leid und Schmerzgeschicke,
schenkt Freude, Liebe, nicht nur den Verzicht.

Mit ihr wirst du dereinst zum Meer gelangen,
in welches letztlich alle Wasser münden,
in seinen Tiefen ruhen; kein Verlangen
wird drängen dich, dein Sein dort zu ergründen.

Du fühlst von sanfter Welle dich gehoben,
dein Leben mit dem Ewigen verwoben.

© Ingrid Herta Drewing,2014