Spätherbst

Das Jahr ist schon weit fortgeschritten.
Nach Süden zog der Vögel Schar,
deren Gesang, so wunderbar,
nun mit dem Sommer uns entglitten,
der im August enttäuschend war.

Oktober konnte uns versöhnen
mit seiner goldnen Farbenpracht.
Als Maler wählte er bedacht,
hat uns in warmen, roten Tönen
die Landschaft zum Geschenk gemacht.

Allmählich schließt der Herbst den Kreis,
lässt des Novembers Nebel steigen,
und von den filigranen Zweigen
schwebt Blatt um Blatt herab, ganz leis,
sinkt tief in winterliches Schweigen.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Teestunde

Nasskalter Herbsttag
dümpelt im Nebel dahin,
Krähenruf erstirbt.

Milchgraue Dichte
wabert um das kleine Haus,
löscht alle Farben.

Aber im Stövchen
glüht leuchtend warm das Teelicht,
schenkt Geborgenheit.

© Ingrid Herta Drewing

Herbstwald

Es trägt der Wald sein letztes, goldnes Kleid,
gesäumt von rot gefärbten  Blätterflammen.
Die Sonn’ errötend gibt ihm Lichtgeleit,
im Farbenfeuer leuchten sie zusammen.

Am morschen Baumstamm  Stockschwämmchen hier grüßen.
Mit seinem  Purpurhut, der weiß gefleckt,
der Fliegenpilz sich in die Höhe reckt,
und weiches Moos liegt grünend ihm zu Füßen.

Im Spinnennetz, das kunstvoll ward gesponnen,
glänzt, Diamanten gleichend, morgens Tau.
Die Nebelschleier weichen nun der Sonne,
und auch die Rötelmaus huscht aus dem Bau.

Hier feiert still ihr Herbstfest die Natur,
und wir bewundernd stehen, schauen nur.

© Ingrid Herta Drewing