Archive for Oktober 2020

 
 

Aufbruch

Das Bernsteinhaus
zerbrochen, blind,
doch
auf der Schulterwunde
trug ich Anemonen.

Der Stirne Weiß
im Goldglanz der Ikonen
erlag dem Lächeln
wie dem Wind.

Nun
Rinde deckt die Schulter
und den Mai;
die Anemonenwälder
wehen im Oktober.

Ich trag
ein rotes Mäntelchen
für Zwei,
mit Flügeln,
Herbstzinnober.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Herbststimmung

Das Sommerlied verklungen, Nebel weben
die Landschaft fahl in feuchte Schleier ein.
Vom Krähenruf durchdrungen, Hauch von Leben,
das graue Spiel von Tod und einsam sein.

Der helle Traum vom goldenen Oktober
erwacht am Mittag, wenn hier unverstellt
die Sonne scheint und glühendes Zinnober
des Ahorns leuchten lässt in klarer Welt.

Da wirken Abschied dir, auch Herbst nicht bitter,
du siehst die Farbenschönheit dieser Zeit,
die doch vor Blätterwelken, Raureif-Flitter
hier Park und Wald schenkt noch ein Festtags-Kleid.

Ahnst schon den Neubeginn und lernst verstehen
des Lebens Kreislauf, Werden und Vergehen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Wiesbaden, Nerotal

Herbstmorgen

Ein grauer Morgen.
Doch im Stövchen das Teelicht
leuchtet in den Tag.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Herbstfest

Noch blüht der Klee im Grün der Wiesen
und Gänseblümchens Sterngesicht
blickt freundlich, scheint uns zu begrüßen,
obwohl bereits der Herbst besticht.

Rotgelb färbt er der Bäume Blätter,
ist Gast im Hagebuttenstrauch,
begegnet uns mit Regenwetter,
doch Sonnengold verströmt er auch.

Dem Eichhorn hilft er Nüsse suchen
für einen langen Wintertraum,
verstreut die Eckern unter Buchen,
verweilt auch im Kastanienbaum.

Die Früchte, glänzend, braun und rund,
befreit er aus dem Stachelnest.
Das Kind bestaunt beglückt den Fund,
hält ihn als Schatz im Händchen fest.

Den Trauben schenkt er letzte Süße
so er im Sonnenschein erglänzt,
und uns erfreun des Winzers Grüße,
wenn er den Festtagswein kredenzt.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Wiesbaden, Kurpark

Herbsttag

Aus dunkler Nacht sich nun der Morgen schält,
dem müden Dämmern noch anheim gegeben.
Ein Tag, den Herbstes Kühle sich erwählt,
um ihre feuchten Schleier hier zu weben.

Verschwommen die Konturen; dort im Tal,
wo sonst von weitem schon der Kirchturm blinkt,
trifft Nebeldichte ihre Tarnungswahl,
und alles matt im Einheitsgrau versinkt.

Jedoch der junge Tag, der Sonne Strahl,
sie lassen bald die Helligkeit obsiegen.
Was vormals darbte, schien dem Auge fahl,
darf nun erwachen, sich im Golde wiegen.

Es schenkt die Sonne ihres Lichtes Gunst,
beleuchtet glänzend Herbstes Farben-Kunst.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing
Wiesbaden, Nerotal

Am Rambach

Herbstmittags Stille,
Blätter flüstern im Bach-Blau,
ein himmlisch Geschenk.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Abschiedsgedanken

Es trinkt der See sich noch an Farben satt,
dem Blau des Himmels, rotem Gold der Bäume,
das sonnig leuchtend dieser Herbsttag hat
geschenkt als Spiegelbild, lässt Phönix träumen.

Hier werden bald die Nebelvögel schwingen,
auslöschen alle Pracht und warmen Glanz,
und Frost wird ihn in blinde Eishaut zwingen,
wo Wasservögel schweben jetzt im Tanz.

Er fühlt es nicht, Natur wird schmerzlos lenken,
doch mir mischt Wehmut sich in meinen Blick,
erschaue Schönes, dennoch weiß mein Denken,
wie endlich hier das Leben, alles Glück.

Doch tröstlich ist der Kreislauf der Natur:
Was hier vergeht, kommt wieder, ruht ja nur!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Am Warmen Damm

Märchenheld

In meiner Kindheit Märchenbuch die Helden,
sie trotzten mutig jedem Fluch, nicht selten
gab es auch Heldinnen und deren Liebe,
die standhaft blieben, lösten Zaubers Triebe.

Sie, die wie’s Schwesterlein der „sieben Raben“
vor Mond und Sterne zogen und ihr Eignes gaben.
In Liebe auch ertrug sie stumm die Pein,
strickte aus Dornenpflanzen Hemden fein
die Schwester für „ zwölf Schwäne“, ihre Brüder,
erlöste sie, der Hexe Kraft schwand wieder.

Und selbst die Gretel, die wohl noch recht klein,
erwies sich mutig, konnte Hänsel retten,
als sie die Hexe in den Ofen stieß hinein,
weil diese ihn wollt sehn als Braten, fetten.

Noch übern Tod hinaus gewährt die Treue
und Liebe Anvertrauten ihren Blick,
„Was macht mein Kind, mein Reh?“, sagte auf’s Neue
die Königin, als Geist dreimal zurück.

Wer niedern Standes ist, hat’s schwer im Leben,
ob als Soldat, ob armer Schneider ist
man gut beraten, sich sein Glück zu geben,
indem man sich bemüht um Klugheit, List.

In „ Sechse kommen durch die Welt“, gelingt
es so dem arg betrogenen Soldaten,
dass er dem König mit ’nem Team abringt,
was dieser ihm verweigert, geizmissraten.

Es zeigt das Märchen, anders als die Sage,
uns Helden, deren Kraft nicht durch das Schwert
sie lässt obsiegen; oft sind sie in Frage,
weil sie dem Umfeld scheinen wenig wert.

Wenn sie naiv auch anderen vertrauen,
hat man als „Dummling“ sie sehr schnell benannt.
Jedoch lässt ihre Offenheit sie schauen
auf eine Welt, der Argwohn kaum bekannt.
So wird in „Die drei Federn“ der belohnt,
der nicht wie andere im Hochmut thront.

Als Kind las ich: „ Wenn du auch schwach und klein,
die andern nichts von deinen Stärken wissen,
darfst du doch Held in deinem Leben sein,
sei klug und gütig, hab ein rein Gewissen!“

© Foto u. Text : Ingrid Herta Drewing

Tag der Deutschen Einheit

In warmem Golde darf erstrahlen
der Tag der Einheit, der gegeben.
Mag er sich ins Gedächtnis malen
und nicht nur schlafen in Annalen;
er fülle dieses Volk mit Leben!

Dass Freiheit, Einigkeit und Recht
die Richtschnur auch im Alltag bleibe,
dass nicht die Armut Bürger schwächt,
sozialer Notstand, ungerecht,
ins Abseits viele Menschen treibe!

Das heißt, zu teilen auch die Lasten!
Denn, wessen Schiff die Güter bringt,
der steigt allein nicht in die Masten.
Die Mannschaft schafft es ohne Rasten,
dass letztlich gute Fahrt gelingt.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Nerotal

Im Park

Feurige Schwingen,
Blätter tanzen und schweben,
Herbstvögel im Wind.

Der Gingkobaum strahlt
und leuchtet weithin im Park,
ein golden Geschenk.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Wiesbaden, Am Warmen Damm,