Tagen

Ein heller Sommermorgen gleitet
sanft träumend, leuchtend in den Tag.
Des Taues Feuchte hier im Hag
erglänzt im Licht; die Sonne schreitet
mit Strahlen-Schritten, wie sie’s mag.

Die frühen Vögel, die sie preisen,
beginnen ihren Lobgesang.
Des Flötens, Singens froher Klang
darf weithin in den Lüften reisen,
erquickt, was nächtens noch schien bang.

Hier will jetzt lichte Freude weilen,
die dir auch Sinn und Seel‘ belebt,
in deinen Tag sich schön verwebt.
Was dich noch schmerzt, das wird sie heilen,
was müde liegt, nun aufwärts strebt!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Herbst-Sicht

Ein milder Morgen, wenn auch Nebel bindet,
die Sonn‘ verborgen hält, diffuses Licht
den Weg kaum einem müden Auge kündet,
das nur ins Graue schaut, wie fast erblindet,
hier findet seine Farbenfreude nicht.

Noch ruht die Welt, dem feuchten Dunst ergeben,
der ihren Traum da herbstlich, sanft und sacht
bewahrt, bis schließlich helles Sonnenleben
die Farben weckt, die leuchtend schön erbeben,
vor Mittag glänzen nach der Nebelwacht.

Dann mögen auch die Krähen krächzend toben
und schwarz befrackt bekunden ihr Revier
von den Antennen aus, auf Dächern oben.
Ich darf im Sonnenlicht den Schöpfer loben
und sehe Weite, hier vor meiner Tür.

© Ingrid Herta Drewing,2013