Spätherbststimmung

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Heut gibt der Herbst sich trüb; in den Alleen
säumt welkes Laub die Bäume, nicht zu knapp .
Dem Nachtfrost können sie kaum widerstehen;
auch wenn sie manchmal tags noch Sonne sehen,
löst sich nun Blatt um Blatt und fällt herab.

Zu früh die kalte Luft, der Wolken Horden
hier, wo noch heiß die Sommersonne schien.
Oktober ist nun neblig, kühl geworden,
und Kranichscharen fliehen jetzt den Norden;
wir sehen sie im Rheintal südwärts zieh’n.

Da träumten wir von goldenem Oktober,
der Bäume Leuchten, blauem klaren Licht,
von feuerroten Blättern,Herbstzinnober,
dem Erntetanz vor prall gefülltem Schober.
Doch schon verhüllt der Nebel alle Sicht.

Vielleicht geht bald vorüber dieses Raunen,
der Schleiertanz der grauen Nebelfee!
Vergessen sind dann ihre kalten Launen,
wenn hier ein Indian Summer lässt noch staunen,
uns schenkt die Farbenpracht am stillen See.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2016

Winterlos

Die vierte Jahreszeit kam uns abhanden,
und Herbst sich weitet bis zum Frühling aus.
Das klare Wechsel-Spiel, das wir sonst fanden,
wird seltsam aufgemischt im Wetterhaus.

Statt Winterweiß erblüht auf Wiesenbühnen
das Gänseblümchen so, als sei es März.
Kaum lässt noch Frost die Schädlinge arg sühnen,
und Vögel zwitschern leis die Liebes-Terz.

Doch immer länger herrscht die Sonnenferne,
dann liegt der Tag im Nebelgrau verstrickt,
auch nachts der Himmel ohne Mond und Sterne,
als sei das Bühnenbild hier schier missglückt.

Was uns ward häufig postuliert als nah:
Der Klimawandel ist bereits schon da!

© Ingrid Herta Drewing,2014