Geborgen

Matt taumelt nun herab das letzte Blatt,
mein kleiner Apfelbaum ist kahl geworden,
und Nebel dicht sich ausgebreitet hat,
eiskalte Luft strömt in das Land von Norden.

Da fühl ich sanft geborgen mich zu Hause,
wo wohlig doch noch Licht und Feuer wärmt.
Behaglichkeit in meiner kleinen Klause,
es knistert im Kamin, die Flamme schwärmt.

Und mögen dann auch Eis und Schnee bedecken
den See, die Felder, Wälder und die Stadt,
es kann mich Winters Frost hier nicht erschrecken,
weil seine Macht da nichts zu sagen hat.

Bald leuchtet, blüht ein klarer Tag im Garten,
lässt mich des Winters Schönheit froh erwarten.

© Ingrid Herta Drewing,2015

November-Impressionen

Nun mausern sich rasch auch die Bäume im Wind,
beenden das Farbenrausch-Schwelgen.
So stürmisch beflügelt sind Blätter geschwind,
sie wirbeln und trudeln und tanzen noch lind,
als gebe es nicht das Verwelken.

Das Krähenvolk, stoisch, thront hoch im Geäst,
als könnte die Krone es hegen,
wo nun nach des Herbstes hell leuchtendem Fest
nur spärlich noch flattert vom Laube der Rest,
bevor er bald liegt auf den Wegen.

November-Nebel mag hier nun verhüllen
die Landschaft, den klaren Blau-Himmel-Blick.
Wir werden die Sehnsucht nach Schönem stillen
und unser Zuhause mit Wärme füllen,
behaglich gestalten das kleine Glück.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Herbst

Der Ventilator wandert auf den Speicher,
hat ausgesummt, wird nun nicht mehr gebraucht.
Des Sommers Hitze, kaum in Jahren reicher,
hat schon vor ein paar Wochen ausgehaucht.

Hier blickt der Herbst jetzt Morgens kühl ins Fenster.
Die Sonnenuhr zeigt an die Stunden spät,
weil Nebel graue Spinnen-Kleid-Gespenster
ihr in das helle Licht des Tages sät.

Noch glühen leuchtend rot die letzten Rosen,
doch Kraniche, laut rufend, südwärts ziehen.
Von Abschied künden auch die Herbstzeitlosen;
und du, du würdest gar zu gern entfliehen.

Doch bleibst du, hältst dein Haus hier wohl bestellt,
sorgst für das kleine Glück in deiner Welt.

© Ingrid Herta Drewing

Spätherbst-Ankündigung

Der Herbst zeigt sich der Wärme bar,
oft Frost den Morgen schon versieht.
Auch ward am Himmel deutlich klar
nach Süden zieht’s die Kranich-Schar,
die sorgsam vor der Kälte flieht.

Es wird wohl nicht mehr lange währen,
bis alles Blattwerk welkend fällt,
und in den dichten Nebelmeeren
Herbst kahle Bäume als Chimären
konturlos in die Landschaft stellt.

Da fühlt man sich zu Haus geborgen,
schätzt Wärme, Kerzenlicht und Tee,
stapft warm gekleidet in den Morgen,
gelassen trotz der Alltagssorgen
und freut sich auf den ersten Schnee.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Ermunterung

Es schreibt der Regen an die Fensterscheiben
ein traurig Lied, das grau den Tag besingt.
Da schätzt du Wärme, willst zu Hause bleiben,
wo im Kamin das Feuer züngelnd schwingt.

Jedoch es ruft die Pflicht, du musst hinaus,
mag auch das Wetter noch so grässlich dräuen.
Doch nach getaner Arbeit, dann zu Haus,
darfst du dich auf den Feierabend freuen.

Ein gutes Buch, ein Plausch mit deinen Lieben
dir geben, was du brauchst, Geborgenheit.
Ja, während draußen Stürme tosen, stieben,
schätzt du in deinem Heim Gemütlichkeit.

Und wohlig warm ist deine kleine Welt,
solange sie kein Unheil dir verprellt.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Novemberabend

Die Nebel tanzen und schweben,
diffus der Laterne Schein;
die grauen Schleier, sie weben
im Abenddunkel das Leben
kühl in die Feuchte ein.

Konturlos wirken Gestalten,
sie sehen gespenstig aus.
Im Warmen sich aufzuhalten,
anstatt zu spazieren im Kalten,
eilt man zielstrebig nach Haus.

Beschaulich den Tag nun beenden,
ein Buch zu lesen, Musik
zu hören und auszublenden
des Alltags sorgendes Senden,
vergessen kurz Elend und Krieg.

© Ingrid Herta Drewing, 2014

Nebelzeit

Nun wird es fühlbar kälter, und die Tage
im Nebel und im Dunkel fast verschwinden.
Nur wenn die Stürme wild ihr Spiel austragen,
scheint sich hier noch Bewegung einzufinden.

Als sei sie jenseits jetzt von Raum und Zeit,
verloren ganz im Nirgendwo der Träume,
verliert die Landschaft ihr Konturen-Kleid,
wie Spukgestalten wirken kahle Bäume.

Da schätzt du dein behagliches Zuhause,
fühlst dich geborgen, weil dir Wärme, Licht,
wenn’s draußen dunkelt, doch in deiner Klause
den Schutz vor kalter Unbill fest verspricht.

Ein gutes Buch, Gespräche am Kamin
verscheuchen Trübsinn, lassen Glück einziehn.

© Ingrid Herta Drewing, 2014

Spätherbst

Getaucht in fahles Nebellicht
erscheint der Tag, der regenmüde,
dem Blick nun predigend Verzicht
auf Farbenspiel und Blütengüte.

Hier hat der Spätherbst, schlecht gelaunt,
nun harsch den goldnen Glanz vertrieben
und barsch den Bäumen zugeraunt,
vergangen sei die Blätterliebe.

Sie stehen nass und schwarz jetzt da,
auf ihren kahlen Trauerästen
empfehlen Krähen sich als Gäste.
Schon scheint des Winters Kälte nah.

Vor seiner Macht es mir nicht graust.
Wir lassen es im Innern leuchten;
gemütlich haben wir’s zu Haus‘,
geschützt vor Nebelnächten, feuchten.

© Ingrid Herta Drewing

Schneesturm

Schnee stob, des Winters kalter Hauch, der Frost,
legte schon Raureif auf die Gräser, Zweige.
Dazu ein Sturm blies heftig aus Nord-Ost,
und von der nassen, weißen Last erfasst,
begannen Bäume sich bedrückt zu beugen.

Und plötzlich schien der Zauber mir verflogen,
die Schönheit, die ich sah in weißer Pracht,
denn hart und feindlich spannte er den Bogen,
dem Leben war er keineswegs gewogen,
der Winter, der hier zeigte seine Macht.

Ich fand das warme Feuer, ein Zuhause,
wir Menschen wissen ja, wie wir uns schützen.
Doch die Natur, das zarte Leben draußen,
muss zittern, vielleicht sterben in dem Brausen,
wenn hier ein Blizzard wirft die Speeresspitzen.

Ist er vorbei, liegt friedlich da die Welt,
im Unschuldsweiß glänzt dann die Winterbühne.
Des Himmels Blau, von Sonnengold erhellt,
der strahlend schöne Tag wirkt, wie bestellt;
nur noch der Windbruch trübt die frohe Miene.

Ingrid Herta Drewing