Blaue Blume

Der blauen Blume Konterfei,
die die Romantiker gesucht,
mag „Klecksel“* malen, ist so frei
und steht mit Mal-Gewand betucht,
am Feld mit seiner Staffelei.

Kornblumenblau? Nichts da, er flucht,
war sicher, dass hier Blüte sei.
Ihm kommt es vor, als wär’s verrucht.
Da fällt ihm ein die Akelei
im Garten, den er jüngst besucht.

Der Blume ganz besondre Art
will ihm als schön Motiv erscheinen,
denn ihr verschieden Habitat
scheint was getrennt ist, zu vereinen,
vom Meer bis hin zu Berges Grat.

Begibt sich zur bekannten Stätte,
im Garten steht sie blau parat,
und „Klecksel“ glaubt, dass sie ihm rette
die Liebe seiner Künstler-Tat,
symbolisch Unendliches hätte.

*Name bei Wilhelm Busch entliehen
© Text : Ingrid Herta Drewing
© Foto: Pixabay

Auf dem Gipfel des Berges

Im Nebelsee versunken,
verborgen liegt das Tal.
Jedoch hell, himmelstrunken
die Berge ohne Zahl.

Der Aufstieg ist gelungen,
der meist recht mühsam war.
Doch nun, von Freud durchdrungen,
siehst du die Welt so klar.

Frei atmen darfst du hier,
die Sorgen überwinden.
Es hilft die Weite dir,
nun Weitsicht auch zu finden.

© Ingrid Herta Drewing, 2014

Klarheit

Hier endlich auf des Berges Gipfel,
den Wolken und dem Himmel nah!
Hoch über Wäldern, Bäumewipfeln
schenkt dir das Glück auch einen Zipfel;
befreit zu sein, scheinst du nun da.

Denn schließlich ist es dir gelungen,
was vormals fast unmöglich schien,
den Aufstieg hast du jetzt bezwungen,
gelüftet deine schwachen Lungen
und Ängsten konntest du entflieh’n.

Nun siehst du vor dir jene Weite,
die Größe, Schönheit dieser Welt.
Dein Blick darf in die Ferne gleiten,
du lässt dich ganz vom Leben leiten
und weißt, was wirklich dir gefällt.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Bergfrühling

Türkisfarben rauscht
das Gletscherflüsschen ins Tal,
singt befreit sein Lied.

Trollblumen grüßen,
Silberwurz und Knabenkraut,
Frühlingsenzian.

Glockengeläute,
die Kühe beim Almauftrieb,
Frühjahrsprozession.

© Ingrid Herta Drewing