Unruhe

Gespanntes Warten
auf deine gute Nachricht.
Alles ist O.K.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Flügge

Kleiner Vogel, lupfst die Schwingen,
fliegst hinaus, dein Leben
will sich neu verweben,
wirst nun in der Ferne singen.

Gottes Segen dich begleite,
dass in sichrer Hut
ganz viel Glück dir gut
deinen neuen Weg bereite!

Und von hellen, grünen Zweigen
wirst du dich erheben,
froh in Lüften schweben,
dank der Tatkraft, die dir eigen.

Ich werd‘ weilen, auf dich warten,
bis du kehrst zurück.
Wenn ich dich erblick‘,
werden Rosen blüh’n im Garten.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Frühsommerlich

Ein Flüstern in den Wäldern;
das Bächlein plätschert sacht.
Es blühen blau die Felder,
Lavendelduft in Pracht.

Und wispernd in den Wiesen
flirrt zart der Sommerwind,
der rote Mohn mag grüßen
das schön bekränzte Kind.

Es tanzt dort, selig träumend,
und singt sein helles Lied.
Im Schatten alter Bäume
sitz’ ich, froh mein Gemüt.

Und fühle mich geborgen
in diesem Sommerglück.
Ich frage nicht nach Morgen,
verwehr’ der Zeit den Blick.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Geburtstagsgruß für Maike

Obwohl der siebte Februar
im Winter liegt, meist frostig war,
fügt er zum Glücks-Kleeblatt im Jahr
das vierte Blättchen schön dazu.
Der Grund dafür, mein Kind, bist Du.

Ja, Dein Geburtstag, nicht nur heut,
ist stets ein Anlass, der mich freut.
Drum mach‘ ich ein Verbal-Geläut,
und schick Dir meinen Glückwunsch zu.
Da mich die Gripp‘ nicht lässt in Ruh.

Das Blümchen-Bild als Angebinde,
das passt zu Dir, wie ich’s empfinde.
So hell und strahlend wunderbar
werd‘ auch Dein neues Lebensjahr.
Viel Gutes sei Dir da beschieden,
Gesundheit, Glück, die Welt in Frieden!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Winterhauch

Schneeflocken fallen.
Das Kind schaut aus dem Fenster,
fährt in den Himmel.

Nasenspitzenkuss,
ein verirrtes Schneeflöckchen
erzählt vom Winter.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Am Grab

Die Erde und der Mond auf ihren Bahnen,
sie sind verlässlich wie die Jahreszeit.
Der Herbst hisst leuchtend seine Farbenfahnen,
lässt uns noch Leben dort im Nebel ahnen,
bevor sein Mahnen sagt Vergänglichkeit.

Ach könnten hier die Steine dir erzählen,
wie du mir fehlst, wie traurig mir der Sinn,
wie mich, was unterlassen ward, will quälen.
Wie gerne holte ich es nach, würd‘ wählen
auch schweren Weg, führt‘ er nur zu dir hin!

Ich hörte zwar, die Zeit heil‘ alle Wunden.
Jedoch die Narbe schmerzt, fühl‘ mich als Kind,
seh‘ in Erinnerungen frohe Stunden,
wo du mich ließest still bei dir gesunden,
und lichte Tage, die vergangen sind.

Ich hoffe, glaube, wünsche wie ein Kind,
dass ich dereinst dich einmal wiederfind‘.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Frühherbst

Mag Frühherbst nun vollenden
dies’ Werk der Reife, Licht
und Sonnengold uns spenden,
mit milden, sanften Händen
verzögern den Verzicht.

Auch wenn im Nebeldunst
er morgens spät erwacht,
schenkt er uns mittags Gunst
als Maler seiner Kunst,
und blau der Himmel lacht.

Das Blattgold in den Zweigen,
des wilden Weines Wand
darf rot gefärbt sich zeigen,
Musik und Erntereigen
verschenkt er unverwandt.

Bucheckern, Eicheln, Nüsse,
Eichhörnchen birgt sie, hebt
sie auf, die Leckerbissen.
Kastanien, Spielgenüsse,
das Kinderherz erbebt.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Klage einer Mutter

Zur Erinnerung an die Todesopfer an der Berliner Mauer
( Peter Fechter, achtzehn Jahre alt, wurde im August 1962 beim Fluchtversuch über die Mauer in Berlin-Mitte,Zimmerstraße,in der Nähe des Checkpoint Charlie von DDR-Grenzern angeschossen und verblutete auf dem Todesstreifen vor den Augen vieler Menschen.)

Nimm hin die Blüten und den Schnee!
Sie zeigen mir das Weiß der Trauer,
und selbst die Schwäne auf dem See
erinnern mich an jene Mauer,
die tausend Tode für ihn barg.

Die Hoffnung, Freiheit zu gewinnen,
verlockte ihn zu seiner seiner Flucht.
Er war so jung und wollt‘ entrinnen
aus jenes engen Zwanges Schlucht,
um neu sein Leben zu beginnen.

Mein müdes Herz, erstarrt im Weh;
noch hör‘ ich die geliebte Stimme:
„Wir sehn uns wieder, tschüss, ich geh‘,
denk du nur nicht an alles Schlimme,
es wird nicht kommen gar so arg!“

Nimm hin die Blüten und den Schnee!
Sie zeigen nur das Weiß der Trauer,
es singen Schwäne auf dem See
das Lied von jener Todesmauer,
dort wo mit ihm mein Leben starb.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Frühsommer-Idylle

Der Sonne Licht durchbricht das Grau,
scheint klar auf allen Wegen.
Die kleine Welt, beschirmt vom Blau,
in Wald und Feld,auf Berg und Au
zeigt sanft des Sommers Segen.

Die Wiesen wogen lind im Wind,
der durch die Gräser fächelt,
und für sein Kränzchen pflückt das Kind
dort Blumen, die hier zahlreich sind,
tanzt ausgelassen,lächelt.

Beglückt schau ich ihm dabei zu,
find‘ unter alten Bäumen
im Schatten auf der Bank die Ruh‘,
darf fern von hektischem Getu‘
mein Sommermärchen träumen.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Farbenblind

An der Ampel fragte lind
Lehrer Michel jüngst ein Kind,
ob es ihm denn sagen könne,
welch‘ Bedeutung Grün benenne.
„Leider“, sprach das Kind geschwind,
„bin ich selber farbenblind“.

© Ingrid Herta Drewing