Gewitter

Der dunkle Wolkenrand wächst in die Weite,
und bald schon ist des Himmels Blau bedeckt.
Der Sonne Strahlen, nun ermattet, gleiten,
bis sie sich ganz im Wolkenmeer versteckt.

Es heult der Sturm und kündet an mit Brausen,
dass hier gleich ein Gewitter toben wird.
Die Vögel stieben schnell in ihr Zuhause,
bevor der Äste Peitschen sie verwirrt.

Da plötzlich zucken Blitze, zackig gleißend,
und wütend, krachend, laut der Donner rollt,
als wollten sie die Erde schier zerreißen,
ein feuriges Inferno, das wild grollt.

Doch du als Mensch trotzt den Naturgewalten,
siehst, wohl geborgen, wie sie Kraft entfalten.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Wasserstand

Version 2

Es sind die Seen, Ströme, Bäche, Flüsse
des Lebens Wasseradern; den Verlauf,
ob mäandrierend, stürzend tief in Güssen,
den nehmen Menschen, meist als Wollen,Müssen,
wenn sie dort siedeln, damit dann in Kauf.

Euphrat und Tigris, auch die Niloase,
sie luden früh zum Sesshaft-Werden ein,
weil sie der Erde Fruchtbarkeit bescherten.
Und,wo die Siedler neues Land begehrten,
da hatten Wasserstellen auch zu sein.

Die Flüsse wurden bald zu Wasserstraßen.
Wo unwegsam Gelände sich befand,
gelangten Menschen, die in Booten saßen,
sich tüchtig mit der Strömung Kräfte maßen,
flussabwärts-aufwärts weit hinein ins Land.

Heut glaubt der Mensch, es sei ihm wohl gelungen,
weil Lauf begradigt, Böschung betoniert,
durch Dämme habe er den Fluss bezwungen,
was er sich seit Jahrhunderten bedungen,
dass ihn Gewalt des Wassers nicht brüskiert.

Doch wird er jetzt bereits seit vielen Jahren
durch Unwetter des Besseren belehrt,
wenn Hochwasser sich überflutend scharen,
wo sonst nur kleine Bäche, Flüsschen waren,
sogar der Strom sein altes Bett begehrt.

Und andernorts lässt Regen auf sich warten,
durch Hitze, Trockenheit der Boden reißt.
Die Wüste wächst, Oase, einst ein Garten,
ein Hort für vieler Pflanzen, Tiere Arten,
verkümmert, weil den Fluss kein Wasser speist.

Wie’s scheint, bestraft Natur den falschen Handel
des Menschen, der zu oft nur beutet aus,
sich kaum hier scheren mag um Klimawandel,
auch die Mandorla schmäht, nur kennt die Mandel,
die ihm beschert der Baum vor eignem Haus.

Doch Wasser ist auf Erden Lebens Quelle,
die es erblühen, reifen lässt und wiegt.
Drum zieht es Tier und Mensch an seine Schwelle;
sein Nass verheißt ihm grünen Wachstums Stelle.
Zur Wüste wird die Welt, wo es versiegt.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2017

Unwetter-Sommer

Des Himmels Blau nur kurz vergönnt,
im Hitzeheiß verloren.
Das Hoch hat sich recht schnell getrennt,
und nun ein Tief das andre nennt,
Gewitter eingeschworen.

Der Hagel prasselt, Regen rauscht,
aus Wolken brechen Güsse.
Was sonst so gluckernd hell geplauscht,
nun braust, wild strömt, die Rolle tauscht,
aus Bächen werden Flüsse.

Das stürzt, sucht brechend seine Bahn,
reißt mit;nicht Wehr, noch Stege
hier halten auf, was schnell mag nah’n.
Die Straße frönt dem Wasserwahn,
geflutet ihre Wege.

Das rast als schlammig‘ Element
im Strudel schnell und schneller,
steigt meterhoch, verdreckt und kennt
kaum Schranken, wenn es wirbelt, rennt,
bricht ein in Läden, Keller.

Der Mensch ermisst, nun bös erwacht,
dass der Natur Gewalten
ihn hier, obwohl er mit Bedacht
so vieles regelt, nimmt in Acht,
mit Macht in Atem halten.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Nach dem Unwetter

Es legt der Tag im Morgen seine Spuren,
und hinterm Wolkengrau da wartet Licht,
das bald auf den verwaisten Sonnenuhren
hell strahlend durch der Zeiger Schatten spricht.

Die Rosen blühen, blieben ungefährdet
in ihrer Mauernische unterm kleinen Dach,
als sich Gewitterstürme wild gebärdet‘
und manchen hohen Baumes Astwerk brach.

Die Hagelwälle, die die Straße säumten,
sie sind getaut; auch droht nicht mehr Verzicht
dem Weitblick, viele Hände halfen, räumten
den Schutt-Berg fort, der dort versperrt‘ die Sicht.

Wenn man einander hilft, zusammen steht,
wird meist‘ das ärgste Übel obsolet.

© Ingrid Herta Drewing, 2016