Waldschloss

Zerrissen der Fassade Züge,
wettergegerbt, grau sein Gesicht,
liegt dieses alte Schloss,verschwiegen,
fernab im Walde, matt im Licht.

Im Modermulch der alten Bäume,
die umgefallen, moosbegrünt,
hat hier ein Rittersmann vor Zeiten,
verstoßen, böse Tat gesühnt.

Noch zeigt verblichen uns das Wappen
den Schild, der einst ihm Schutz, Geleit
geziert von einem stolzen Rappen,
zu fürchten in Raubritters Zeit.

Auch heut‘ ist selten dort ein Gast,
unwirtlich, nur in trüben Träumen
kehrt man hier ein, verliert sich fast
und scheint das Leben zu versäumen.

Doch manchmal, wenn in Vollmondnächten
der Silberglanz die Nacht erhellt,
siehst du den Ritter kühn hier fechten,
gespenstig, bis er sterbend fällt.

© Ingrid Herta Drewing

Beim Anblick alter Ruinen

IMG_2220

Die alten Steine, die dort den Ruinen,
schon fast zerfallen, Festigkeit gewähren –
und hier ein Zelt, das flink die Beduinen
zum Schutz erstellt, dem Wetter gut zu wehren –

Vergangenheit und Gegenwart uns zeigen,
wie flüchtig doch der Menschen Werke sind;
was Hochkulturen einst war wert und eigen,
das schwand, ist nur noch Widerstand im Wind.

Das Dasein, so vergänglich uns gegeben,
ist dennoch hehres Glück in unsrer Zeit.
Wir schätzen es, auf dieser Welt zu leben,
und Hoffnung, Freude sind uns auch Geleit.

Erfüllend mag uns Liebe hier erheben,
doch trägt bereits sein Ziel in sich das Leben.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2018