Archive for Oktober 2010

 
 

Zeitgefühl

Die Zeit verrinnt, wer möchte das bestreiten?
Die Feststellung erweist sich als banal;
und dennoch gibt ’s im Leben oftmals Zeiten,
da schmerzt der Tatbestand und wird zur Qual.

Siehst du im Alter deine Jahre schwinden,
die Kräfte auch, das Leben stiller wird,
dann möchtest du wohl gern den Zeiger binden,
der im Sekundentakt zu schnell dir schwirrt.

Doch manchmal, wenn wir glücklich innehalten,
scheint uns der Augenblick auch still zu stehen.
Des Lebens Schönheit darf sich uns entfalten;
wir haben kurz ins Paradies gesehen.

Begreifen, dass das Ende ist Beginn,
was erst absurd erscheint, hat seinen Sinn.

Herbstklang

Der Mittag ruht in sanftem, goldnen Schweigen;
und Sonnenlicht kost zärtlich Wald und Flur.
Nur hin und wieder flüstert ’s in den Zweigen,
die Blätter tänzeln mit dem Wind im Reigen,
ein letztes Ernte- Lied singt die Natur.

Ich liebe sie, des Herbstes Harfensaiten,
den leisen Ton, der zart im Abschied schwingt,
wenn sich des Phönix’ Flügel rötend breiten
und im Erglühen sterbend sich bereiten
für einen Tag, der neues Leben bringt.

Ingrid Herta Drewing

Konzertbesuch

Wie sehr vermag Musik uns zu beglücken,
wenn klarer Klang den rechten Rhythmus find’,
harmonisch komponierte, schöne Stücke,
und Interpreten große Meister sind.

Dann ist ’s ein wahrer Aug- und Ohrenschmaus.
Wenn man dies darf als Live-Konzert erleben,
erfährt die Seele sanft ein zärtlich’ Beben,
und innig freuend fühlt sie sich zu Haus’.

Ingrid Herta Drewing

Der Tod des Schmetterlings

Es starb der Schmetterling, die zarte Blüte,
die sanft im Abendschein die Blätter schließt.
Ihm fehlte nun das Licht, der Wärme Güte,
die Leichtigkeit, die aus der Milde fließt.

So flatterhaft, doch lieblich anzuschauen
war er für uns, im Sonnenlichte schwirrend,
ein Bild voll Schönheit, Liebreiz und Vertrauen
zum Leben in der Sommerwiese Flirren.

Schuld hat nicht nur die kühle Zeit des Jahres,
denn viele Arten sterben langsam aus.
Des Menschen Streben, der im Blick nur Bares,
verwehrt den Lebensraum im Erdenhaus.

Der Mensch bedenke, was er täglich tut,
damit nicht bald auch er im Tode ruht.

Ingrid Herta Drewing

Dritter Oktober

Wie weht der Abendwind so lind und mild.
Ein Sonnensonntag geht nun sanft zu Ende.
Er passt ins goldene Oktoberbild,
der Erntedanktag nach der Sonnenwende.

Ein gutes Omen auch für unser Land,
das nun seit zwanzig Jahren ist vereint.
Gemeinsam in die Zukunft, Hand in Hand
zu gehen, sich verstehen, ist gemeint.

Das gleiche Recht, die gleiche Pflicht für alle,
im Grundgesetz die Freiheit ist verbrieft.
Jedoch ist wirtschaftlich in manchem Falle
die Lage für sehr viele Bürger schief.

Wir müssen lernen, voneinander lernen.
Was gut ist, wahre man in Ost und West.
Das Glück, es steht nicht in den fernen Sternen.
Gemeinsam schaffen wir’s, das glaub’ ich fest.

Ingrid Herta Drewing

Herbstlied

Es hat der Herbst die Bäume angehaucht,
die morgens sanft im Nebelbett noch ruhen,
und auch die Heide träumt in zartem Rauch;
die Glockenelfe tanzt in feuchten Schuhen.

Doch mittags darf im Sonnenschein erstrahlen
das weite Land in seinem Pflanzenflor,
wo die Natur in farbenfrohem Malen
still zaubert ihrer Töne Gold hervor.

Und lässt hier schön die hellen Saiten klingen,
spielt indian summer, macht den Himmel weit,
und dennoch schwingt der Abschied in dem Singen,
erzählt von langem Traum in stiller Zeit.

Wenn sich der Pflanzen Leben nimmt zurück,
um Kraft zu sammeln für das Frühlingsglück.

Ingrid Herta Drewing

Tief

Von Westen naht ein Tief,
erreicht uns dann am Morgen;
so hieß es, und ich schlief,
und macht’ mir keine Sorgen.

Doch war das Tief recht schnell,
obwohl es Sandra hieß,
mit Sturm, Gewitter-Höll’
und Regen es verstieß
gegen Prognose-Sprüche,
und hatt’ dann in der Nacht
die Straßen, Keller, Küche
mit Wasser reich bedacht.

Nun hilft mir auch kein Mantra,
und alles wegen Sandra!

Demokratie

Seid Stellvertreter und gewählt auf Zeit.
Doch heißt das nicht, dass ihr in allen Fällen
das Volk sodann dürft schieben ganz bei Seit’,
hochmütig wagt, euch über es zu stellen.

Am Volk vorbei regieren kurzerhand,
verfolgen einer Minderheit Interessen,
erweist sich unnütz für das ganze Land.
Da ist der Streit nicht weit und zu ermessen.

Heut’ hat man Stuttgarts Bürger malträtiert,
Gewalt der Polizei hart eingesetzt
und dabei Kinder, Alte schwer verletzt,
weil sie dort gegen Raubbau demonstriert.

Exekutive, im Alleingang hier,
sie sollte doch ihr Handeln hinterfragen.
Wenn so viel Bürger finden sich als Wir,
da muss doch falsch sein, was sie laut anklagen.

Ingrid Herta Drewing