Sommerabend-Neige

Es will der Tag sich neigen
und lädt den Himmel ein,
nun, da die Amseln schweigen,
errötend sich zu zeigen
und Abendsternes Schein.

Aus feuchten Wiesen heben
sich zarte Nebel,Hauch;
auch überm Walde schweben
die Schleier, Abendweben,
des Sommers Heide-Rauch.

Da nah’n die Nachtaktiven:
Schon schwirrt die Fledermaus.
Als ob zur Jagd sie riefen,
Kauz, Eule, die tags schliefen,
sind flugs auf Beute aus.

Der Wald versinkt im Dunkel,
bis silbern Mondlicht fließt,
der Sterne hell Gefunkel
das irdische Gemunkel
beleuchtend hier begrüßt.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Kindheits-Sommer

Es streift der Sommer durch die Wiesenwogen,
beschirmt von einem klaren Himmelblau.
Schon früh sind wir zum Wandern losgezogen.
Des Waldes Lichtung schien uns einzuladen,
ein Picknick-Plätzchen an der Luft, die lau.

Hier will ein heller Bach die Wiese säumen,
an dem noch knorrig alte Erlen steh’n.
Ein Bild, romantisch, lädt mich ein zum Träumen.
Dort mag ich mir die Füße kühlen, baden,
sanft spüren auch des Sommerwindes Weh’n.

Da wird die Kindheit wach, Erinnerungen,
wie wir das Wasser eifrig einst gestaut,
im kleinen Teiche planschten ungezwungen,
Indianer spielten, die an Sees Gestade
dann stolz ihr Dorf, den Wigwam aufgebaut.

Wie schön, dass diese Landschaft blieb erhalten,
den Enkeln noch schenkt Wunder der Natur,
für sie erfahrbar macht des Lebens Spur,
und dass nicht nur ein virtuell‘ Gestalten
ein blasses Abbild zeigt, so künstlich fade!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Sommernacht im Rabengrund

Die Sommernacht erstrahlt in Mondes Glanz,
der hier inmitten seiner Sternenschar
nun Glockenelfen ruft zu ihrem Tanz.
Im Wiesengrund, ein Reigen wunderbar!

Es stimmen Grillen zirpend ihre Geigen,
und in den Erlen wispert sanft der Wind.
Am Waldesrand sich scheu zwei Rehe zeigen,
die wohl zum Äsen hergekommen sind.

Wir schau’n, im Schatten des Kastanienbaumes,
dem Spiel der Anmut auf der Lichtung zu.
Der Märchenzauber eines Sommertraumes
umfängt uns zärtlich hier in süßer Ruh‘.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Sommerwald

Es fliegen die Schwalben und schweben,
der Sommer reist durch das Land.
Belaubt sich die Bäume verweben,
und Wald wird zur grünenden Wand.

Im Innern gleicht er Kathedralen,
durch deren Fenster das Licht
in Bahnen ins Dunkel darf strahlen
und flüsternd von Leben spricht.

Da wirken die Spinnen im Busche;
in Netzen funkelt der Tau.
Noch träumen die Eulen, es huschen
die Rötelmäus‘ aus dem Bau.

Das Eichhörnchen tanzt auf den Zweigen,
im Kobel es Junge nährt,
die bald in des Sommertags Reigen
erfahren, was Mutter sie lehrt.

Der Wind streift die Wipfel, ein Rauschen
wogt in den Bäumen so lind,
als wollten die Blätter nun plauschen,
im Spiel mit dem Elfenkind.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Maiengrün

Wie schön grünt uns der Maien,
beglückt mit seinem Bild,
das Trübsal wird verzeihen
und lässt uns angedeihen,
was uns mit Freud’ erfüllt.

In Waldes Kathedrale
dringt durch die Buchen Licht.
Tief helle Bahnen strahlen,
und Frühling mag dort malen
sein blühendes Gedicht.

Es grünt in Busch und Bäumen.
Der Buschwindröschen Flor,
ein weißes Sternen-Träumen,
will hier die Stämme säumen
in blütenzartem Chor.

Auch mich erfreut im Maien
dies milde, junge Grün.
Mein Auge muss nichts scheuen,
darf sich daran erfreuen,
sieht Leben neu erblühn.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Frühlingstag

Nun zeigen sich des Frühlings Spuren.
Es knospet, sprießt in Park und Wald.
Froh gehe ich durch grüne Fluren,
erschaue blühende Gestalt.

Weich, silbern wachsen Weidenkätzchen ,
bestücken Bienchens Pollenschuh.
Der Krokusgrüppchen farbig Plätzchen
auch leistet seinen Dienst dazu.

Und Vögel flugs ihr Nest jetzt bauen.
Die Frühlingsmilde im Revier
lässt auch manch Menschenpaar vertrauen
auf Neubeginn und Liebe hier.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Herbstwald

Es trägt der Wald sein letztes, goldnes Kleid,
gesäumt von rot gefärbten Blätterflammen.
Die Sonn’ errötend gibt ihm Lichtgeleit,
im Farbenfeuer leuchten sie zusammen.

Am morschen Baumstamm hier Stockschwämmchen grüßen.
Mit seinem Purpurhut, der weiß gefleckt,
der Fliegenpilz sich in die Höhe reckt,
und weiches Moos liegt grünend ihm zu Füßen.

Im Spinnennetz, das kunstvoll ward gesponnen,
glänzt, Diamanten gleichend, morgens Tau.
Die Nebelschleier weichen nun der Sonne,
und auch die Rötelmaus huscht aus dem Bau.

Hier feiert still ihr Herbstfest die Natur,
und wir bewundernd stehen, schauen nur.

© Ingrid Herta Drewing

Hohe Bäume

Es tragen die hohen Bäume
in ihrem zerfurchten Gesicht
vergangener Zeiten Träume
von klaren, hellhohen Räumen
und Sommern in goldenem Licht.

Seit hunderten Jahren bilden
sie standhaft den prächtigen Wald,
den Wettern trotzend; mit Milde
bereichern sie die Gefilde
und geben dem Boden hier Halt.

Und in ihren grünen Kronen
erzählen die Blätter dem Wind,
dass Vogelgäste dort wohnen
und lieblich singend es lohnen,
weil sie willkommen sind.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Frühsommer im Rabengrund

Des Sonnenmorgens Glanz liegt auf den Wiesen,
milliardenfache Spiegel schenkt der Tau,
der Licht bricht;und ein zartes Himmelblau
schirmt sanft die Blütenwelt, der Gräser Sprießen.

Da zeigt der Klatschmohn sich in roter Seide,
als zünde wer im Grün nun Feuer an,
ein Leuchten, das man weithin sehen kann,
und zart erwecken Glockenblumen Freude.

Hell gluckernd hier der junge Schwarzbach strömt,
nicht weit entfernt von seiner klaren Quelle
am Waldesrand; ich kenne sie die Stelle,
hat mich so oft doch auch ihr Nass verwöhnt.

Die große Lichtung, eine Augenweide!
Im Schlehdornbusch ein Schimmern letzter Blüte.
Die alte Bank dort mir gewährt die Güte,
hier Ruh‘ zu finden, fern von allem Leide.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Frühlingsgruß

Das milde Licht der Sonne fließt,
küsst wach die Täler, Auen.
Der Himmel träumt im Blauen,
und farbig blühend Frühling grüßt,
lädt ein auch dich, zu schauen,
wie herrlich er in der Natur
gezogen seine sanfte Spur,
die sich hier zeigt so sacht:
In Wiese, Wald der Blüten Flor,
der Vögel lieblich‘ heller Chor
nun zart und schön erwacht.

© Ingrid Herta Drewing,2014