Sommermorgen

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Auf Dächern liegt der Sonne heller Schein,
fließt golden nun herab auf die Fassaden,
erreicht die Fenster, trägt den Tag hinein,
lässt uns in ihrem warmen Lichte baden.

Der Blick hinaus sieht zart den Himmel blauen,
wo schon die Mauersegler leichthin schweben,
die früh sich schwangen aus dem Morgengrauen
und anmutig hoch in die Lüfte streben.

Der Ringeltaube dunkles Sehnsuchtsrufen
dringt an mein Ohr; ein Sommertag beginnt
und lockt verheißungsvoll auf seine Stufen,
was grünend wächst, hier lebt und Schönes sinnt.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Fensterplatz

Und täglich sitzt sie dort.
Am Fenster liegt ihr Kissen.
Wer kommt und wer geht fort?
Die Neugier wird zum Sport
und wehrt dem Ungewissen.

Es wird zur Obsession,
mit Blicken zu begleiten
der Nachbarn Tochter, Sohn,
die Jagd nach Sensation
scheint Spaß ihr zu bereiten.

Und was sie so erspäht,
erzählt sie, wichtig, weiter,
sorgt so von früh bis spät
für Tratsch, der Übel sät,
Gerüchte als Begleiter.

„ Die trifft sich oft mit dem,
ist sicher fremdgegangen
Es hat, ja,trau,schau,wem,
der Neue da zudem
mit Karl was angefangen.“

Wie kalt muss Dasein sein,
wenn man sein halbes Leben
sich so macht nur gemein
und letztlich sitzt allein
als Spinne in den Weben?

© Ingrid Herta Drewing,2017

Fenster

F rei für Luft und Lichtes Stunden
E s der Mauer Starre bricht.
N ur als Windaug‘ einst befunden,
S chenkt es uns heut freie Sicht.
T auscht,was beiderseits bereit,
E ngt nicht ein, hat Flügel weit,
R uft die Zukunft in die Zeit.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Spätherbst in der Stadt

Im Nebel liegt die Landschaft wie verloren,
die unlängst noch hell leuchtend hier gestrahlt.
Es schien, als sei sie wieder neu geboren
im Farbenspiel des Laubes, das erkoren
ein goldener Oktober, Herbst gemalt.

Erloschen sind die Kerzen der Lupinen
und auch der Astern Sterne, die im Garten
ein lila Lächeln in den kleinen Mienen,
im Sonnenschein erwachten, glänzend schienen,
verblühten nach des Nachtfrosts eisig‘ Starten.

Nun säumen welk und fahl in den Alleen
die Blätter jene kahlen Baumgespenster,
die nass und schwarz befrackt ins Graue sehen.
Nur in den Häusern, die verhüllt dort stehen,
glimmt warm noch Licht, geschlossen sind die Fenster.

© Ingrid Herta Drewing,2016

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Sonnenaufgang

Rosafarben Wolkenstreifen,
Morgenröte, sanfter Hauch,
zärtlich in den Himmel greifen.
Über Wiese,Busch und Strauch
Nebelschleier,Heiderauch
fliehend über Wälder schweifen.

Leiser Ruf der Ringeltaube,
die das Tagen nun beschwört,
klingt herab von Daches Gaube.
Tiefer Klang wird ungestört
lind erwidert und gehört
dort im Blätternest der Laube.

Bald erreicht der Sonne Strahlen
auch die Fenster in der Stadt,
tilgt den Nebelblick, den fahlen,
und ermuntert, was noch matt
sich im Schlaf befunden hat,
golden seinen Tag zu malen.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Sommerwald

Es fliegen die Schwalben und schweben,
der Sommer reist durch das Land.
Belaubt sich die Bäume verweben,
und Wald wird zur grünenden Wand.

Im Innern gleicht er Kathedralen,
durch deren Fenster das Licht
in Bahnen ins Dunkel darf strahlen
und flüsternd von Leben spricht.

Da wirken die Spinnen im Busche;
in Netzen funkelt der Tau.
Noch träumen die Eulen, es huschen
die Rötelmäus‘ aus dem Bau.

Das Eichhörnchen tanzt auf den Zweigen,
im Kobel es Junge nährt,
die bald in des Sommertags Reigen
erfahren, was Mutter sie lehrt.

Der Wind streift die Wipfel, ein Rauschen
wogt in den Bäumen so lind,
als wollten die Blätter nun plauschen,
im Spiel mit dem Elfenkind.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Verfall

Dünner Putz
blättert ab.
Lüftelmalerei
vermag
der Fassaden
Grauen
nicht mehr
zu tarnen.

Vergeblich
auch
der Versuch,
mit Lichtwörtern
neue Sicht
in brüchige
Rahmen
zu kitten,
Fenster,
einzufangen
den Rest Sonne.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Tagesbeginn

Es stimmt die Amsel an ihr Sonnenlied;
ein heller Sommermorgen ist erwacht,
und hoch in Himmels Blau im Tanze zieht
der Mauersegler Schar, dort schwebend sacht.

Das warme Sonnengold erreicht die Dächer.
Allmählich fließt’s herab, weckt Hausfassaden,
wo weit geöffnet Fenster sich auffächern,
um kühle Morgenfrische einzuladen.

Vom Licht gelockt, sitz‘ ich auf der Terrasse,
erlebe froh dies‘ stimmungsvolle Tagen,
genieße meinen Frühstückstee gelassen,
bevor ich mich befass‘ mit ernsten Fragen.

Und nehm‘ es in mich auf, dies‘ Sommerbild,
das mich beglückt, mit neuer Kraft erfüllt.

© Ingrid Herta Drewing, 2013

Naturnähe

Wie gut, dass wir hier hautnah noch erleben,
empfinden können alle Jahreszeiten,
dass uns Natur im Umfeld ist gegeben
und nicht nur virtuell im Bildschirmgleiten!

Dass es noch Häuser gibt, wo man die Fenster
weit öffnen kann, die frische Luft dort spürend,
und sich so nicht geschäftigen Gespenstern
ganz überlässt, das Leben uns filtrierend!

Noch ist der Mensch ein Wesen, das Natur
in Nähe braucht und nicht nur die Maschinen,
die ihm als Dinge täglich nützlich dienen
und doch auch führen in des Fremdseins Spur.

Wir mögen die Natur mit ihrem Flunkern,
verabscheuen ein Leben, grau, in Bunkern.

© Ingrid Herta Drewing

Blendwerk

Das Fenster auf dem Dach, als greller Spiegel
zeigt es der Sonn’ am Mittag, was es kann.
Mit seinem Leuchten, das so ungezügelt,
strahlt es uns hier im Schatten blendend an.

Es sendet seine hellen Lichtsignale
weit in den Himmel, in die Welt hinaus.
Sonst unbeachtet, eigen dem Trivialen,
nimmt es sich jetzt als was Besondres raus.

Als sei der Schein, so gleißend, nicht geliehen,
und es die Quelle selbst, die dieses Licht
erzeugt in stetem, eifrigem Bemühen,
nicht Fenster, Spiegel, Reflektieren Pflicht.

Die Zeit vergeht, und auch der Sonne Bogen
verändert sich in dieses Tages Lauf.
Nun blickt das Fenster stumpf, es hat getrogen.
Vorbei! Geborgtes Strahlen hörte auf.

Ingrid Herta Drewing