Archive for August 2011

 
 

Abgesang

Ich greife nicht mehr nach den Sternen.
Die Träume sanken in das Tal
gleich Nebeln, gräulich Licht entfernend.
Des Daseins Farben werden fahl.

Die Kräfte schwinden mir, das Leben
spielt still; die Hände tragen Sand
und Asche; matt wird alles Streben.
Ein blindes Tasten sucht nach Land.

Versiegt die Quellen, welk die Rosen.
Der letzte Tisch ist bleich gedeckt.
Der Blumengruß der Herbstzeitlosen,
zu Tode hat er mich erschreckt.

© Ingrid Herta Drewing

Frühherbstansage

Der Herbst klopft schon ans Fenster,
jedoch ich mag noch nicht
die nebligen Gespenster,
verhüllend Ort und Licht.

Noch soll der Sommer flirren
im blauen Himmelskleid
und zärtlich uns verwirren
in Lebenslust und Freud.

© Ingrid Herta Drewing

Der Rose

R ote Rosen, glühend Feuer

O rgiastisch, süßer Brand,

S prich doch Liebste, die mir teuer,

E int das Glück uns, das uns fand?

N ie noch war mir dies Entzücken,

B lume , wie dein Anblick rein!

L iebreiz will mich zart beglücken,

U nd ich bin für immer dein.

E rlaube mir, dass ich dich frage,

T reu dich hier bitt’ um deine Hand

E in Lächeln wird dir innig sagen:

N ie welkt der Liebe Rosenband.

© Ingrid Herta Drewing

Sommerwehmut

Des Sommers Zeit, sie tröpfelt, und mein Leben,
das nun wie sie dem Herbst entgegen sieht,
es möchte sich auf ewig hier verweben,
den Funken Sonne fühlen, der noch glüht.

Auch wenn sich dann entlaubte Baumgestalten
verschämt  im Spätherbst nebelgrau verhüllen,
möcht’ ich dies Sommerlied behalten,
die Sehnsucht nach des Südens Wärme stillen.

Würd’ gerne jenen Vogelflug auch wagen,
jedoch ist ’s mir versagt, so weit zu gehen.
Da heißt es standfest sein und nicht verzagen,
um mutig dann den Winter zu bestehen.

Vertrauen in dem Spiel der Jahreszeiten
auf den, der auch mein Leben wird geleiten.

© Ingrid Herta Drewing

Sommermorgen VI

Es schimmert zwischen Farnen, zart betaut,
ein Spinnennetz im Glanz der Sonnenstrahlen.
Die Wassertröpfchen, kunstvoll eingebaut,
wie Diamanten ihre Farben malen.

Hier, wo des Morgennebels kühler Hauch
in sanftem Licht den Sommertag begonnen,
erschaue ich entzückt, andächtig auch,
das Schöne, das Natur so fein gesponnen.

Und in des Waldes grüner Kathedrale,
wo Sonne ihre hellen Wege findet,
in Licht gewirkten Bahnen luftig malend,
in Büschen, Gräsern, Farnen zärtlich schwindet.

Dort in der Stille fühl’ ich mich geborgen,
erfreue mich an diesem Sommermorgen.

© Ingrid Herta Drewing

Parfüm

Die Sonne schien die Rosen zu behüten;
nur ab und zu ein muntrer Schmetterling
sich zärtlich schmiegte an die zarten Blüten,
dort schwelgend in dem Duft, der ihn umfing.

Die Ernte kam, und alle Blüten fielen
in Körbe, wurden sorgsam ausgezupft.
Als Rohstoff mussten sie die Rolle spielen;
das Rosenöl ward kundig dann gelupft.

Für lange Zeit die Süße zu bewahren
und zu genießen flüchtige Natur,
kunstvoll gebannt; seit tausenden von Jahren,
kreiert der Mensch Parfüm, folgt Duftes Spur.

Und träumt im Winter von der Rosen Feuer,
erkauft sich Sommerillusion auch teuer.

© Ingrid Herta Drewing

Sommermorgen

Hellblauer Himmel,
ein Sommermorgen erwacht,
schenkt uns sein Lächeln.

Süßer Duft entströmt
den zarten Rosenblüten,
dringt in mein Zimmer.

Und auf dem Dachfirst
sitzt eine Ringeltaube,
gurrt in die Sonne.

© Ingrid Herta Drewing

Täuschung

Es liest der Wind in meinem Buche,
gar stürmisch blättert er darin,
als ob er was Bestimmtes suche,
begierig auf der Worte Sinn.

Wie sehr trügt erster Augenschein!
Es wollte der Geselle nur
dies fein Gedichtebüchelein
zerfleddern.Lesen, nicht die Spur!

Wo rohe Kräfte sinnlos walten…,
das sagte Meister Schiller schon,
von Poesie sie gar nichts halten,
auch nichts von bildlichem Gestalten,
zerstörend eilen sie davon.

© Ingrid Herta Drewing

Wunsch

Wie diese Taube hoch auf der Antenne
im Sonnenlicht des Morgens sich genügt,
so möchte ich von Lärm und Hast mich trennen
und bleiben doch ins Leben eingefügt.

Ja, es bewusst im Wesen auch erfassen,
bevor mein Tag den Abend kommen sieht,
und seine Schönheit auf mich wirken lassen,
das Feuer fühlen, das in allem glüht.

In diesem grünen Land der Wälder, Wiesen,
der Städte, die an Parks und Gärten reich,
wo klare Flüsse hin zum Meere fließen,
Libellen , Silberreiher noch am Teich.

Hier darf ich, bar des Grauens der Natur,
erleben ihre schöne Seite nur.

© Ingrid Herta Drewing

Sommerintermezzo

Den Regenmantel weggehängt,
der  Sonnenschirm ist nun willkommen.
Die Sonne zärtlich uns bedrängt,
vom Sommer in den Arm genommen.

Es hat das nasse Zotteltier
für eine Weile sich verkrochen.
Kein Wolkentrupp steht mehr Spalier;
nur Himmelblau scheint uns versprochen.

Der Kinder Traum vom Ferienglück,
von Freiheit, Spiel und Spaß im Bade,
er meldet wirklich sich zurück.
Ins Freie geht es mit dem Rade.

Doch Wetterfrösche prophezeien,
ein Intermezzo sei dies nur,
und Schwüle, bald Gewitter seien
den Sommerfreuden auf der Spur.

© Ingrid Herta Drewing