Archive for November 2013

 
 

Spätherbst

Grauer Herbstmorgen;
in kühler, feuchter Dichte
gefangen der Tag.

Der Krähenvogel,
einsam auf dem Zaunpfosten,
ein schwarzes Denkmal.

Doch Hagebutten,
rotpralle Rosenfrüchte,
leuchten im Nebel.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Farben

Farben, Kinder des Lichtes,
Klänge, den Augen vertraut,
strömt ins Bild des Gedichtes,
sehnsüchtig trunken erschaut!

Möchte euch fassen, trinken,
Blutrot, Goldgelb und Blau,
in euer Leuchten sinken,
Hoffnungsgrün, Silbergrau.

Wenn schwarzer Samt euch bettet,
schließ ich die Augen zu;
hab euch ins Herz gerettet
für langen Winters Ruh.

© Ingrid Herta Drewing

Liedgut

Wie schnell vergeht die Zeit,
des Frühlings,Sommers Licht,
verhüllt im Nebelkleid
des Herbstes Goldgesicht!

Und mit den Blättern fliegt
mein Sehnsuchtslied im Wind,
nun Sturm die Zweige biegt,
im Nass ein Traum zerrinnt.

Doch im Gesang geborgen
bewahr‘ ich kleines Glück,
das mir den neuen Morgen,
hier klingend bringt zurück.

© Ingrid Herta Drewing,2013

November-Devise

Ein regennasser Tag, so Licht vergessen,
nun dümpelt matt im Nebelmeer dahin.
Novembers Kälte lässt dich klar ermessen
des Herdes Feuer wärmenden Gewinn.

Verwelkt,schwarzbraun versammelt sich auf Steigen
das Laub, das jüngst noch strahlte goldenrot.
Jetzt säumt ’s Alleen, deren kühles Schweigen
verloren wirkt, als berge es den Tod.

Da suchst du Trost und findest ihn zu Hause,
wo du mit Blumen, Farben und mit warmem Licht,
dem Wohlklang auch, Musik in deiner Klause,
verstehst zu mindern Mangel und Verzicht.

Und mögen draußen dumpf die Nebel schwingen,
hier kannst du dennoch Sonnenlieder singen!

© Ingrid Herta Drewing,2013

Novemberlicht

November liebt die leisen Schritte
und hüllt das Land in Nebel ein.
Verpackungskünstler, dessen Mitte
uns lautlos zieht ins Einsamsein.

Wir trotzen ihm nach stillem Klagen
und zaubern Glanz ins graue Leben.
Gemeinsam lassen wir es tagen,
gesellig feiernd, tanzend schweben.

© Ingrid Herta Drewing

Naturfilm

Im siebten Himmel

Am Morgen schweben,
tanzend überm Berggipfel,
Schmetterlingspaare,
zur Hochzeit im Licht bereit,
zärtliches Tropenmärchen.

Künstler

Stachelmakrelen
schwimmen anmutig im Kreis,
Tanz im Tropenstrom,
Schwarm-Choreographie
im Südosten Afrikas.

Junges Leben

Aus heißem Sandnest
schlüpfen Wasserschildkröten,
robben schnell ins Meer.
Das Abenteuer Leben
lockt trotz großer Gefahren.

Weitblick

Hoch fliegt der Adler
über den Drachenbergen,
schaut in die Zukunft.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Lob der Kunst

Wer dichtet, lebt in Wort und Bild und Klang,
poetisch darf er seine Kräfte einen,
die Seele schwingen lassen im Gesang,
mag auch sein Alltag gänzlich anders scheinen.

Er findet Harmonie im Klang der Worte,
erfasst die Bilder und gewinnt den Blick
für das Verlorene am müden Orte
und holt es schreibend in das Licht zurück.

Des Lebens sanfte Katalysatoren
die Kunst der Dichter, Maler, Komponisten.
In ihrem Werk wird wieder neu geboren
des Lebens Lächeln, Sinn, den man vermisste.

Die Kunst vermag mit ihrem Bild, dem schönen,
uns zu beglücken, gütig zu versöhnen.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Der Fährmann und die Armen Seelen

Der träge Fluss im Nebelhauch,
diffuses Licht, Novembermorgen,
doch überm Fährhausdach der Rauch
zeigt an, ein Mensch lebt hier geborgen.

Tagaus,tagein scheut er nicht Mühe
und bringt die Wandrer übern Fluss;
ob abends spät, ob in der Frühe
ist ’s für ihn ein gewohntes Muss.

Doch heut‘ beschleicht ihn banges Ahnen,
er träumte nachts, es hieße Tod
ihn Charon, und mit ernstem Mahnen
brächt‘ er die Toten in sein Boot.

Ihn graust ’s, als er zur Fähre schreitet.
Man rief nach ihm, doch keiner da!
Ein kaltes Schaudern ihn begleitet,
als er bemerkt den Schatten nah‘.

Der Fährmann zögert, fühlt Gefahr,
ruft rüber, jetzt fehl‘ ihm die Sicht,
ein wenig später, wenn es klar,
werd‘ er erfüllen seine Pflicht.

„ Hol über, Fährmann,will’s dir lohnen
mit Gold; so scheu das Rudern nicht;
musst heut‘ dein Boot nicht ängstlich schonen,
der Nebel ist nicht gar zu dicht!“

Da überwindet sich der Mann,
setzt übern Fluss, und es steigt ein
ein Herr, sehr vornehm, sagt sodann:
„ Nimm diesen Batzen, er sei dein!“

Er nimmt den Lohn und lenkt das Boot,
erleichtert;doch in Flusses Mitten
senkt sich der Kahn, gerät in Not,
als sei viel Volk hinein geglitten.

Und er hört nun,erschrocken staunend,
„ Erlöse uns von unsrer Schuld!“
Ein Wimmern, Arme Seelen raunend:
„ Rett‘ uns ans Ufer, üb‘ Geduld!“

Dem Fährmann sträubt sich fast das Haar,
doch zieht er fest die Riemen an;
der Fremde, scheint’s ihm,lächelt gar!
Nun rudert er, so schnell er kann.

Dann endlich ist der Steg in Sicht,
und sicher legt dort an der Kahn,
der plötzlich strahlt in hellem Licht,
als breche Sonne sich die Bahn.

Und vieler Stimmen Dankesworte
vernimmt der Fährmann, schaut sich um:
Es ist kein Passagier vor Orte;
er denkt an Wahnsinn, fühlt sich dumm.

Doch das, was ihm der Herr gezollt,
das will ihn dennoch überraschen:
Er findet jenen Batzen Gold
ganz tief in seinen Hosentaschen.

Nur dann zu Haus sein Spiegelbild
blickt fremd ihn an: ein alter Mann.
Das schwere Werk, das er erfüllt‘,
hat ihn gezeichnet also dann.

© Ingrid Herta Drewing, 2013

Kinderspiel

Ich sitz vor einem bunten Haufen
Bausteine,Gitter,hab die Gunst,
Gedankensplitter:Bastelkunst
trägt tausendfach, muss sie nicht kaufen.
Die Phantasie beflügelt ’s Ego
und ,wenn es sein soll, auch mit Lego.

© Ingrid Herta Drewing, 2013

November-Blues

Ach, toter Vogel Tag,
Verwesung im Gefieder
liegst du in nasser Spur;
zerstört die Sonnenuhr,
des Herbstes Feuerlieder,
verloht im Rosenhag.

Die Klänge sind verstummt,
Was jüngst noch hell gesungen,
ist nun verborgen, schweigt.
Nur Nebeldichte steigt,
hat Farben, Licht verschlungen,
Konturen eingemummt.

Wird alles hier verweben;
verschleiert die Natur,
zieht still den Vorhang zu,
gönnt so dem Wachsen Ruh‘.
Doch Innehalten nur,
bis neu erwacht das Leben.

© Ingrid Herta Drewing, 2013