Blauhäutig

Ist er auf Brautschau
zeigt sich schlau der Moorfrosch blau
zu Paarungszeiten.

Dieses Farbsignal
soll die Holde seiner Wahl
zur Paarung leiten.

Menschenmann, so blau,
würde selten einer Frau
Freude bereiten.

© Ingrid Herta Drewing,
Foto: Pixabay

Mutwillig

Da sitzen sie und schwingen ihre Reden,
um ihre Köpfe wabert grauer Rauch.
Doch schmeckt das Bier, erfrischt noch einen Jeden,
der hier zum Stammtisch kommt, wie es so Brauch.

Schnell werden dort aus Mücken Elefanten,
einander ist man einig sich, ein Graus
sei dies Dilemma mit den Asylanten,
man traue kaum sich noch zum Haus hinaus.

Der Alkohol benebelt ihre Sinne,
so reden sie in Rage sich und Wut.
Man will, bevor mehr Unheil noch beginne,
rasch handeln und beschwört den eignen Mut.

Und plötzlich scheut man auch nicht vor Gewalt
zurück und rottet sich gleich wilden Affen
zusammen, kennt nicht mehr Vernunft, noch Halt,
will wild im Wahn Gefahren jetzt abschaffen.

Was dann geschieht, berichten die Gazetten
am nächsten Tag, versteckt auf Seite zehn.
Drei junge Burschen, angeheitert, hätten
ein Feuer angezündet aus Verseh’n.

© Ingrid Herta Drewing

Anonym

Es hatten sich Verlorene gefunden,
der Zufall einte sie im Sog der Nacht.
Man fühlte sich für kurze Zeit verbunden,
bis tags das Wunder madig ward gemacht.

Das Licht entlarvte den Verfall, die Falten,
und was verheißungsvoll im Dunkel schien,
zerfiel wie Asche vor dem Auge, die Gestalten
entfernten sich, vorbei ihr Liebesglüh’n.

Im Großstadtdschungel mancher Metropole
verirren nächtens viele Menschen sich,
sie steigen ab, frönen dem Alkohole,
verlieren ihre Richtung, fast ihr Ich.

In Häuserfluchten anonym, allein,
gilt’s zu ertragen hier, einsam zu sein.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Kältetod

In der winterkalten Nacht
nur die fernen Sterne funkeln,
und der Frost frisst sich ins Dunkel.
Weh dem, der kein Obdach hat!

Doch es gibt sie, jene Berber,
die nicht vor der Kälte fliehen,
wehren hilfsbereiten Werbern,
wollen in kein Heim einziehen.

Tückisch dann, was scheint zum Wohl,
dass es wärme Körper, Seele,
Feuerwasser, Alkohol,
rinnend durch die raue Kehle.

Er befrei’ von Kälte, Sorgen,
glaubte mancher, der ihn trank
und berauscht, einschlafend sank
in die Nacht, die ohne Morgen.

In der winterkalten Nacht
nur die fernen Sterne funkeln,
und der Frost frisst sich ins Dunkel.
Weh dem, der kein Obdach hat!

© Ingrid Herta Drewing