Herbstflirt

Ich könnte mich in diesen Herbst verlieben,
in seine Farbenpracht, der Blätter Bunt,
die warmen Strahlen, die den Tag durchsieben,
wenn hoch im Blau der Sonne golden Rund.

Jedoch ist dieser Bursche recht durchtrieben,
wirft Nebelkerzen, hüllt hier ein die Stadt.
Bald wird die Malkunst in den Wind geschrieben,
nach kurzer Vernissage welkt Blattwerk matt.

Da muss, was jetzt so schön erscheint, zerstieben.
Er gibt sich dann meist frostig, feucht und kalt,
wird kahle Bäume barsch ins Blickfeld schieben,
verleiht Vergänglichkeit erneut Gestalt.

Obwohl er auch mit Frost noch nach Belieben
aus Nebelschleiern Silber-Raureif wirkt,
wär‘ ein Verlieben maßlos übertrieben.
Ein kurzer Flirt nur, mehr scheint nicht verbürgt!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Wintergeflüster

Ein zarter Flaum bedeckt die Wege, Schnee!
Der Gärten Gräser stehen starr, erblasst;
und weiße Dächer grüßen in der Höh’
wie weiße Hüte, nun noch bar der Last.

Als habe wer mit einem großen Sieb
fein Puderzucker überall verstreut,
und Frost dafür gesorgt, dass er hier blieb
so zauberhaft, für ’s Auge eine Freud’.

So täuscht der Winter uns auf sanfte Weise.
Jedoch, wir wissen wohl um seine Macht,
wie er die Flüsse, den Verkehr im Eise
schon oft zum Stillstand hat gebracht.

Doch lehrt Erfahrung auch, nach Winterleid
erquickt uns bald die milde Frühlingszeit.

© Ingrid Herta Drewing

Winters Kunst

Schneeflocken tauen,
und des Nachtfrostes Künste
zaubern Eisblumen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Wintermorgen

Zart grüßt der Tag;die Morgenröte
im Osten mischt sich ins Türkis.
Als ob ein Aquarell er böte,
die Farbe in Pastell zerfließt.

Vom Reif die Landschaft angehaucht,
ein Silberweiß, nur sanft Kontrast.
Sich kräuselnd tanzt ein zarter Rauch,
der überm Dache Himmel fasst.

Im Frost ruht vieles noch erstarrt.
Auf der Kastanie kahlen Ästen,
da sitzen stoisch, doch apart
zwei Krähen still als Wintergäste.

Wenn Sonne wärmend sie belebt,
erheben sie die schwarzen Schwingen;
und kurz ihr knarrend Krächzen schwebt
mit ihnen über allen Dingen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Winter im Kurviertel

Da stehen sie in Reih und Glied
in der Allee, Platanen
und gleichen starken Recken,
die ihre Fäuste strecken,
den Winter ernst zu mahnen,
der ihnen harten Frost beschied.

Das alte Jahr ist bald vorbei,
in Grau geht es zur Neige.
Und mag der Schnee auch decken,
was Vögel sonst beflecken,
So bar der zarten Zweige
bleibt fern der grüne Papagei.

Dort, wo der hohen Bäume Macht
ihn schützt, gewährt ihm Wohnen
mag er sich nun verstecken.
Doch kann man ihn entdecken,
wenn in den kahlen Kronen
sein lautes Käckern er entfacht.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Winterlandschaft

Fast lautlos rieselt unaufhörlich Schnee,
als habe wer die Klänge hier verbannt.
Kein Wasservogel watschelt mehr am See,
amphibisch zieht der Winter über Land.

Sogar des Baches helles Gluckern fehlt,
erstarrt, am Wasserfall von Eis verhangen.
Nur tief in seinem Bett er fließt, verhehlt,
dass ihn der Frost hält grimmig, fest gefangen.

Auch in den kahlen Wipfeln, wo die Meisen
noch unlängst munter probten Frühlings-Singen,
da sitzen stoisch Krähen, zwei, ganz leise,
im schwarzen Frack, gefaltet ihre Schwingen.

Die Landschaft liegt und ruht in weißer Stille,
bis sie erneut erwacht zu grüner Fülle.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Kühler Maientag

Es hat des Frostes kalte Sicht
sich noch mal eingefunden,
einfordernd eisig Winters Pflicht
in nächtlich frühen Stunden.

Wild blättert Wind in Frühlings Buch
und lässt im lichten Maien
schnöd‘ auf der Erde grünes Tuch
den Blütenschnee hier schneien.

Doch grüßt ein blauer, klarer Tag,
hisst hell sein Sonnensegel.
Die Luft ist frisch, so wie ich’s mag,
auch steigt der Wärme Pegel.

Die Vögel, die hier munter singen
das Morgens auf den Dächern,
bewahren uns das Frühlings-Klingen
und trotzen Winters Rächern.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Winters Kunst

Zart malte der Frost
Eisblumen auf dein Fenster.
Sie blühen im Licht.

© Ingrid Herta Drewing

Winter-Fastnacht

Fast schon vorbei der Januar;
wie schnell die Zeit entflieht!
Es zeigt hier bald der Februar
sein närrisches Gemüt.

Der Narren fünfte Jahreszeit
ist jetzt schon voll im Schwange.
Der Winter trägt sein Schneemann-Kleid
und lässt den Frühling bangen.

Der hatte sich jüngst sanft gerührt,
ließ gar die Knospen schwellen.
Nun wird er grob zurückgeführt,
der Kälte Hunde bellen.

Noch zeigt der Winter hier im Land
sein eisig‘ Regiment,
behält es bleich und kalt als Pfand
mit frostigem Talent.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Winters Walten

Der Winter wirft sein bleiches Tuch
weit über Täler, Felder.
Die Tieren fliehen seinen Fluch,
sich bergend in den Wäldern.

Hier wehren Eichen, Fichten noch
dem Nordwind in der Höh‘.
Doch schließlich sind auch sie im Joch,
bedeckt mit Firn und Schnee.

Der Wintersonne blasses Licht
kann nicht den Tag erwärmen,
und Schneesturm zeigt sein Frostgesicht,
lässt eisig Pfeile schwärmen.

Da fühlst du dich zu Haus geborgen,
entfachst ein Feuer im Kamin,
begegnest so der Kälte Sorgen,
die mit dem Rauch von dannen zieh’n.

© Ingrid Herta Drewing,2014