Endlich

In jedem zarten Beginnen
wohnt das Ende; die Zeit
zähmt jeden Flug, und dein Sinnen,
dem träumend doch zu entrinnen,
spannt nur die Flügel weit.

Im Lichte der Illusionen
siehst du den hellen Schein,
würdest gern Himmel bewohnen,
die Schwerkraft für dich entthronen
in deinem kleinen Sein.

Die Phantasie leiht dir Schwingen,
schildert den fremden Stern.
Dein irdisch‘ Los, all die Dinge,
die dir als Tagwerk gelingen,
siehst du, entrückt und fern.

Doch auch dieses kühne Sinnen
kennt das Ende; die Zeit
zähmt jeden Flug, kein Entrinnen,
kannst du auf Dauer gewinnen,
spannst nur die Flügel weit.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Himmelsbühne II

Auf blauer Himmelsbühne tanzt
in schöner Maskerade
ein weißer Wolken-Mummenschanz,
der Vielgestalt Parade.

Da jagt ein großes Krokodil,
das Maul gezahnt, weit offen,
zwei Schäfchen nach,die (wohl sein Ziel)
als Beute sind betroffen.

Dahinter trottet, massig, grau
die Elefantenherde,
versprechend eine Regenschau,
der man gern folgen werde.

Doch im Tütü, sanft vorn im Wind,
fünf kleine Wölkchen schweben,
als probten Schwanensee sie lind
in ihrem luft’gen Leben.

Bestrahlt von hellem Sonnenlicht
darf hier im Tanze glänzen
wohl ein Schön-Wetter-Wind-Gedicht,
das Sommer mag kredenzen.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Morgenstimmung

Ein tiefes Gurren
in der blauen Dämmerung,
Ringeltaubenruf.

Leis‘ aus der Ferne
ertönt samtweich die Antwort.
Es erwacht der Tag.

Und weiße Schleier
schweben am Morgenhimmel,
Frühlingsbrautgesang.

© Ingrid Herta Drewing

Winterbild

Des Winters Tänze,
überm Schnee bedeckten Dach
Rauchpirouetten.

Sie wirbeln in den Himmel,
lösen sich langsam im Blau.

© Ingrid Herta Drewing

Im Nebel II

Noch immer verborgen, die Sonne!
Im Tal liegt der Nebel dicht,
als habe das Grauen gewonnen,
weil Farben des Lebens zerronnen
in dauerhaftem Verzicht.

Es kann sich der Blick nicht gewöhnen,
denn du bist dazu nicht bereit,
zu fristen in solch tristen Tönen,
die alles, was schön, hier verhöhnen.
das Dunkel, den Tod im Geleit.

Dein Herz fühlt auch jetzt dieses Hoffen,
hegt treulich die Zuversicht,
es weiche, was trüb dich betroffen,
und wünscht sich den Himmel weit offen,
ersehnend Freude und Licht.

© Ingrid Herta Drewing

Blick aus dem Fenster

Ein kühler Tag, auf dessen blauer Bühne
der Wind verwegen mit dem Rauche spielt,
der zart gekräuselt steigt aus den Kaminen
und weiß in Tanzfiguren Sonne fühlt.

Sie steigen, neigen, wirbeln sich im Kreise
und schrauben hoch und höher Pirouetten,
um bald darauf in wundersamer Weise
sich leicht zu lösen von der Wirkungsstätte.

Verlieren sanft sich in des Himmels Höhe,
ein Wölkchen schwebt noch hell im Mittagslicht,
das schließlich auch entwächst des Blickes Spähen,
wenn Wind es trägt aus der begrenzten Sicht.

Was immer auch verlässt der Bühne Ort,
es wirkt gewiss an andrer Stelle fort.

© Ingrid Herta Drewing

Sommertag

Ein Hoch; die Sonne herrscht in heller Runde,
und blauer Himmel schirmt die kleine Welt .
Ein Lichtfest nun erglüht zur Mittagstunde,
dazu hat leichter Wind sich eingestellt.

So zeigt der Sommer sich erfrischend klar.
Der Tag, er strahlt jetzt ohne Hitze, Schwüle.
Im Straßencafé sitzt manch trautes Paar,
auch auf der Parkbank lächeln die Gefühle.

Die Kinder, die ihr Eis genüsslich schlecken,
sie hält jetzt kein Computerspiel im Haus.
Im Freien wollen sie die Welt entdecken
und toben sich im Spiel so richtig aus.

Und mancher Rentner weilt auf dem Balkon,
genießt beschaulich seiner Arbeit Lohn.

© Ingrid Herta Drewing

Sommerbilder

Wolkenloses Blau
Ein Jet zeichnet am Himmel
flüchtige Streifen.

***

Nachtschattengewächs
Doch rote Früchte leuchten.
Tomatensommer

Ingrid Herta Drewing

Liebende

Es sind die Liebenden, in deren Blicken
das Leben darf den Himmel offen sehen,
wenn zärtlich sich verweben die Geschicke,
im Rosenlied ein blühendes Verstehen.

Es sind die Liebenden, die staunend finden
dort, wo sonst Trübsal herrscht, nun neue Kraft;
beflügelt werden sie auch überwinden
den tiefsten Graben, der auf Erden klafft.

Denn ihre Seelen hören Himmels Klänge.
Sie haben schon ihr Paradies erschaut.
Die Liebe trägt sie aus des Kleinsinns Enge
und bleibt, solang’ sie währt, ihr Engel traut.

Ingrid Herta Drewing

Wölkchen

Ein kleines, weißes Wölkchen schwebt,
wirkt fast verloren dort im Blau,
als hätt’ der Wind es hier verlegt
auf dieses weiten Himmels Au.

Die Sonne lässt es nicht gewähren,
ergreift es mit der Strahlen Kraft
und löst es auf, ihr soll gehören
der Himmel, den sie hell begafft.

So geht es vielen, denn die Macht
hat nicht nur in Natur das Sagen.
Wer sich nicht wehren kann, weil schwach,
kann sich oft nicht einmal beklagen.

Ingrid Herta Drewing