Archive for the Category Pflanzen

 
 

Der Rosenbaum

Ein Eichenbaum im Park, der Blätter bar,
um dessen knorrig, grün bemooste Zweige
sich rosa Rosen ranken, wunderbar,
gleich einer tanzend’, zarten Elfenschar,
in abertausend Blüten aufwärts steigend.

Von Liebenden gepflanzt vor vielen Jahren,
als Sinnbild ihrer Treue hier bestehend,
die Eiche und die Rose, die dem Paare
die Kraft des Lebens, Liebe offenbare,
gemeinsam Glück in Harmonie zu sehen.

Wären nicht Baum und Rosenstock geblieben,
das Liebespaar, verstorben, wär’ vergessen.
Jedoch die Poesie, die sie geschrieben,
zeigt hier Natur als ihre schöne Liebe;
und wer dies’ darf erschauen, wird ’s ermessen.

© Ingrid Herta Drewing

Verrückter Januar in Wiesbaden

In meinem Leben noch nie war
Gewitter hier im Januar,
dazu ein sanfter Frühlingsregen.

Die Wiesen Gänseblümchen hegen,
auch dort im Park, im stillen Hag
die Rose rot noch blühen mag.

Und Vögel, die zu Haus’ geblieben,
hell singend in den Bäumen stieben,
sich zwitschernd schon im Nestbau üben.

Ich fänd‘ das schön und säh’s beglückt,
wär‘ nicht die Jahreszeit ver- rückt.

© Ingrid Herta Drewing

Ein Hauch von Grün

Erstarrte Lava, Wüste, graue,
so weit das Auge reicht.
Schnell wird es müde, dies’ zu schauen,
der Blick zum Meere weicht.

Wo nimmermüde, blauen Wellen
im Horizont zerfließen,
am steilen Fels in Gischt weiß schwellen,
das Festland zu begrüßen.

Als sei’s ein früher Schöpfungstag,
in den ich träumend fiel,
noch bar der Flora, hart und karg,
mich fast verloren fühl’.

Da find’ ich in der Felsenspalte
den grünen Pflanzenwicht.
Ein Sukkulent sich hier entfaltet,
verleiht der Öde Licht.

So ist’s, wenn wir schon fast verzagen,
uns grün die Hoffnung scheint,
und schenkt uns dieses Wohlbehagen,
das mit der Welt uns eint.

© Ingrid Herta Drewing

Dezemberfrühling

Dritter Advent, und die Luft ist so mild,
als sei der Winter bereits schon vergangen,
bevor seine Herrschaft hier angefangen.
In Wiesen sind Gänseblümchen gewillt,
als Christröschen sternenstrahlend zu prangen.

Auch kann ich’s kaum fassen, es blühen Rosen.
Im Park hell erglüht ihr leuchtendes Rot;
noch rief sie die Kälte nicht in den Tod;
es wärmt sie der Sonne zärtliches Kosen,
die mittags, erstarkt, bringt den Nebel in Not.

Jedoch der Bäume kahlschwarze Zweige,
die Wege gesäumt von sterbendem Laub,
kein Vogelsang, der durchbricht das Schweigen,
mir eindringlich und recht deutlich zeigen:
Es naht noch der Winter, der fern jetzt geglaubt.

© Ingrid Herta Drewing

Agave

Einmal im Leben nur blüht die Agave,
und lieblich entfaltet sie ihre Pracht,
als Kerze hell leuchtend, Traum, fern dem Schlafe,
erstrahlt sie in glühender, südlicher Nacht.

Sie spricht mir von Sommerglück und der Liebe,
und ziert Kataloniens wild’ Küstenland,
wie ein Versprechen ins Blaue geschrieben,
erinnernd an Mignons zärtliches Band.

Ich höre dies’ Sehnsuchtslied zart erklingen,
die Weise des Concierto d ’Aranjuez.
im Garten Gitarren, klangvolles Schwingen,
ein Bild aus Blanes, das ich nie vergess’.

© Ingrid Herta Drewing

Der Rosenbusch

Es gab da einen Rosenbusch im Garten,
der leuchtete im Sommer goldenrot;
und Blüte reihte sich an Blüte,
als könnte er ’s vor Freude kaum erwarten,
bis ihn ihr zartes Feuer hell umloht.

Und Blüte reihte sich an Blüte,
getragen sanft von dunkelgrünen Blättern.
Die Zweige wiegten sich im leichten Wind.
Er strahlte glänzend noch im Herbst in Güte
bei Sonnenschein und Regenwetter.

Die Zweige wiegten sich im leichten Wind,
nur selten zeigten sie die spitzen Dornen.
und ich erfreute mich am Blütenflor,
geborgen in des Sommers Glück, ein Kind,
nichts ahnend von der dunklen Macht der Nornen.

Ingrid Herta Drewing

Lupine

Lupinenkerze, Blütenkolonie,
wächst hin zum Himmel, lange Zeit erwartet
Gleich Schmetterlingen zeigst du uns das Zarte.
in deiner blauen Blüten – Sinfonie.

Doch kaum hast du die helle Pracht entfaltet,
wachsen am Stängel schon der Früchte Schoten
im weichen, grünen Pelz, der zu Gebote.
Es scheinen die Gefahren ausgeschaltet.

Wie sorgsam schützt du so das neue Leben.
Dein Same kann die Jahre überdauern,
um dann, wenn Hindernisse nicht mehr lauern,
erneut ergrünend hin zum Licht zu streben.