Archive for the Category Phantasie

 
 

Traumzeit II

Komm,Stille, du Musik der Nacht,
mit deinen sanften Träumen,
auf dass ich, was tags nicht bedacht,
verloren in der Nebel Wacht,
nun nimmer mag versäumen!

Schenk mir die Farben, die im Licht
der Phantasie erblühen,
die Feuer, deren Flammen nicht,
erstickt von Alltags müder Pflicht,
im Aschengrau verglühen!

Gib Kraft mir, Worte, Poesie
und hülle mich in Klänge,
damit des Lebens Harmonie,
der hellen Lieder Melodie
mich führen aus der Enge!

© Ingrid Herta Drewing

Das Schnupfenmonster

Das Schnupfenmonster geht auf Jagd.
Dies‘ Wetter liebt’s, nasskalt,
und freut sich, wenn es Menschen plagt,
egal ob jung‘, ob alt‘.

Es mag’s, wenn seine Opfer niesen;
das klingt ihm wie Musik;
wenn rote Nasen schniefend fließen,
dann tanzt es wild und quiekt.

Dort, wo die Menschenmassen wandern,
sät es aus seine Viren
und springt vom Einen flugs zum Andern,
um sie zu infizieren.

Fast vierzehn Tage wird man Beute,
des Schnupfenmonsters Ernte.
Durch heißen Tee gelang’s,mir, Leute ,
dass schneller ich’s entfernte.

© Ingrid Herta Drewing

Die Hütli in Utopia

Ich hatte kürzlich einen Traum,
der schien mir wunderbar.
Ein Zwergenvolk, ich glaubt’ es kaum,
das wohnte unterm Apfelbaum,
wo ’s recht gemütlich war.

Nein, Gartenzwerge waren ’s nicht,
gebrannter Ton, bemalt,
Hier diese waren echte Wicht’,
ich sah sie nah’ von Angesicht,
und das ist nicht geprahlt.

Sie hatten sich schön eingerichtet,
ihr Haus gedeckt mit Moos,
die Wände sehr gut abgedichtet
und auch auf Fenster nicht verzichtet,
zwar waren sie nicht groß.

Sie lebten friedlich, ohne Geld,
versorgt von der Natur.
Ein Apfel, der herunterfällt,
wird schnell von ihnen weggestellt.
Verschwendung, nicht die Spur!

Gemeinsam werkeln sie und schaffen
das, was für sie ihr täglich Brot.
Und keiner faulenzt, träg‘ beim Gaffen,
nicht einer will nur für sich raffen,
und niemand leidet Not.

Sie brauchen kein Automobil,
es reichen Schusters Räppchen.
Auch nervt sie keiner Mode Stil.
Sie gehen gerne in Zivil
und tragen Fingerhüt’ als Käppchen.

Ich fragte, wer das Sagen habe,
da lachten sie hell auf.
Sie fanden seltsam meine Frage,
weil sie ihr Los gemeinsam tragen,
entscheiden seinen Lauf.

Sie haben ihre kleine Welt
gemeinsam gut im Griff.
Hat sich was Schlimmes eingestellt,
sei es, dass zu viel Regen fällt,
dann gehen sie auf ’s Schiff.

Wie Noah einst der Flut entkam
und mit ihm viel Getier,
das er mit auf die Arche nahm,
obgleich nicht alle Tiere zahm,
so machen ’s Hütli hier.

Ihr Leben zeigte mir sehr gut,
man kann gemeinsam siegen
und muss sich nicht verbiegen,
noch heucheln und betrügen,
nicht wachsam, ständig auf der Hut
mit anderen bekriegen.

© Ingrid Herta Drewing

Nebelfee II

Grauweiß verschleiert
tanzt am See die Nebelfee
sanft über Wiesen.

Wenn Sonnenstrahlen
kraftvoll im Mittag fließen,
flieht sie zum Moorsee.

Singt in den Erlen
geheimnisvolle Lieder
von Nöck und Nixen.

© Ingrid Herta Drewing

Nachkriegskindheit

Wir träumten einst von Tarzan und Phantom
und schwangen uns im Geiste an Lianen
durch Dschungel, endlos, siegten in Gefahr,
die Comic-Heftchen ließen ’s uns erahnen.

Verboten in der Schule, doch wir Kinder,
oft unbewacht in jener Trümmerwelt,
wir waren darin unsres Glückes Finder,
und fanden dann in Tarzan unsren Held’.

Er kämpfte, nur mit einem kleinen Messer,
mit Riesenkraken, die am Meeresgrund
die Arme um ihn schlangen, er war besser,
war kaum verletzt und strahlte stets gesund.

Um uns herum, da herrschten Elend, Not.
Den Kriegversehrten fehlten oft auch Glieder,
und viele Väter war’n vermisst, auch tot.
Wer da war, der sang keine Heldenlieder.

Wir Kinder, Lebenskünstler, fanden Raum;
uns schenkte Phantasie den hellen Traum.

Ingrid Herta Drewing

Seltsamer Traum

Ich träumte neulich nachts, empfand Befremden,
aus Maienglöckchen wüchsen  weiße Hemden.
Noch mehr verwundert sah ich staunend dann,
dass eine Blüte bot auch Hosen an.

Dies wundersame Produktionsverfahren
erinnerte mich ans Schlaraffenland,
wo auch so drolliges Geschäftsgebaren
ganz ohne Geld den rechten Kunden fand.

Vielleicht war dies hier auch der Elfen Reich?
Sie kommen, holen sorglos ihre Kleider,
und die Natur als Mutter hält sie gleich,
sie kleidet sie, braucht dazu keine Schneider?

Die Fragen blieben. Als ich ausgeträumt,
sah ich Maiglöckchen in der Vase steh’n,
unschuldig weiß und duftend, wunderschön.
Den Kleiderkauf, den hatte ich versäumt

Ingrid Herta Drewing

Bezieht sich auf „Nightly Sketch Nr. 186“

Hasenfisch

DSCI0006

Der sanft mutierte Hasenfisch
lebt in der Phanta-See,
ernährt von grünen Algen sich
und Hundertwasser-Klee.
An Ostern wird er gern mit Stangen
vor Osterinseln eingefangen.

Ingrid Herta Drewing

Foto:Ingmar Drewings Zeichnung Nr.127

(www.drewing.de)

Tintentiefe

Tinti

Aus Tintentiefen lockt die Feder,

Gestalten wirkend, Spatz und Schaf.

Treuherzig schauen sie, ob jeder

nun ihnen auch begegnet brav

.

Was mag noch dort im Dunkel warten

und drängt durch Zeichners Hand ans Licht,

will spielen in der Formen Garten,

wo er sein Handwerk gut verricht’t?

Ingrid Herta Drewing

Foto von

Ingmar Drewings Zeichnung Nr. 131

(www.drewing.de)