Abschiedsgedanken

Es trinkt der See sich noch an Farben satt,
dem Blau des Himmels, rotem Gold der Bäume,
das sonnig leuchtend dieser Herbsttag hat
geschenkt als Spiegelbild, lässt Phönix träumen.

Hier werden bald die Nebelvögel schwingen,
auslöschen alle Pracht und warmen Glanz,
und Frost wird ihn in blinde Eishaut zwingen,
wo Wasservögel schweben jetzt im Tanz.

Er fühlt es nicht, Natur wird schmerzlos lenken,
doch mir mischt Wehmut sich in meinen Blick,
erschaue Schönes, dennoch weiß mein Denken,
wie endlich hier das Leben, alles Glück.

Doch tröstlich ist der Kreislauf der Natur:
Was hier vergeht, kommt wieder, ruht ja nur!

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,

Ende September

Als wollten sie noch lang im Sommer träumen,
obwohl es herbstet in Septembers Räumen,
so strahlen seidig golden Birken, Linden.
Im Park, befreit vom Nebelkleid, die Bäume
sich mittags hell im Sonnenlichte finden.

Natur mag hier der Landschaft Bild ergänzen,
ein farbig Blätterspiel darf licht erglänzen;
da prangen Busch und Baum noch reich belaubt,
und milde Lüfte uns den Tag kredenzen,
bevor der Spätherbst seine Schönheit raubt.

Jüngst flogen Vogelscharen in den Süden,
sie flohen wohl vor Tagen, regenmüden.
Ich sah sie ziehen, hört‘ ihr Rufen, Schreien.
Ein Abschiedslied, so schien es mir hienieden,
und dennoch auch auf Neubeginn ein Freuen.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,

Wiesbaden, Nerotal

Herbstvillanelle

Nur eine sanfte Spur im ew’gen Kreise,
schon spiegelt sich der Herbst im blanken See,
und Wehmut singt mir ihre Abschiedsweise.

Noch fährt der Wind hier durch die Wipfel leise,
und goldgelb glänzt, was vormals grün wie Klee,
nur eine sanfte Spur im ew’gen Kreise.

Doch all zu bald reißt Sturm dort seine Schneise,
lässt Blätter wirbeln, tanzen leicht wie Schnee,
und Wehmut singt mir ihre Abschiedsweise.

Die Kraniche beginnen ihre Reise,
sie ziehen südwärts nun in großer Höh‘,
nur eine sanfte Spur im ew’gen Kreise.

Die Krähe krächzt und bleibt, so auch die Meise.
Im Walde kämpfen Böcke, Hirsch wie Reh,
und Wehmut singt mir ihre Abschiedsweise.

Vergänglich alles Leben, das ich preise,
so sagt auch mir der Herbst einmal: „ Nun geh‘!“
Nur eine sanfte Spur im ew’gen Kreise,
und Wehmut singt mir ihre Abschiedsweise.
Ach könnt ich zaubern, wäre gerne Fee!

© Foto u.Text / Ingrid Herta Drewing, 2018

Lebensfreude

Version 3

Nein, nicht dies Abschied nehmen
bring heute auf’s Tapet!
Nicht sei in den Emblemen
das Dasein obsolet ,
wo muntrer Vögel Singen
das Tagen schön erhellt,
der milden Lüfte Schwingen
verzaubert neu die Welt!

Nein, sprich mir nicht vom Sterben
und einem nahen Tod!
Für’s Leben will ich werben.
In sanftem Morgenrot
des Tages Licht erwarten,
der Sonne hellen Schein
und Blütenduft im Garten
beglückt hier atmen ein.

„Ja“ sagen und noch bleiben,
mag kurz die Zeit auch sein,
mich freuen, zärtlich schreiben
ins Buch des Lebens ein
und all das Schöne sehen,
erfahren, was es bringt;
mich rüsten, wegzugehen,
erst wenn der Ruf erklingt.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing, 2018

Abschiedslied

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Wir, die häufig im Nebel verweilen
auf der Suche nach Wegen zum Licht
und unsre irdischen Ängste teilen,
lesen verwundert des Lebens Zeilen,
wenn es von Ende und Abschied spricht.

Gern möchten wir da Aufschub erhoffen,
festhalten jene Momente der Zeit,
als die Freude die Türen hielt offen,
weil wir das Glück, die Liebe getroffen,
wurden von Argwohn und Kummer befreit.

Doch gleicht’s dem Vogel, lässt sich nicht halten
und fliegt, sich plötzlich aufschwingend, davon.
All unser Sehnen, sorgendes Walten
kann keine Melodie mehr gestalten,
und leise verklingt dann der letzte Ton.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2017

Abschiedsgeschenk

Herbstsee,2014

Es malt der Herbst so farbentrunken
und wirkt dies opulente Bild
des Lebens, das nach grauem Unken
des Nebels, dessen Kraft gesunken,
im Sonnenlicht den Tag erfüllt.

Dies Spiel der Farben, Augenweide,
ein himmlisch‘ Blau blickt aus dem See,
und kräuselt Wind ihn, blinkt Geschmeide,
dort wo sonst übers Haar der Weide
den Schleier wirft die Nebelfee.

Ich schau beglückt, berauscht von Tönen
der Farben, deren warme Glut
Vergänglichkeit scheint zu verhöhnen,
hell leuchtend hier mit allem Schönen,
was die Natur verschenkt so gut.

Da liegt im Abschied schon Beginnen,
die Wiederkehr, und sei’s noch weit,
wird doch in Frühlings zartem Sinnen
erneut das Leben licht gewinnen,
und Winter weicht der neuen Zeit.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing

Herbstfeuer

Herbstfeuer, Nerotal_o

In Wald und Garten, Busch und Baum
erglühen leuchtend Herbstes Lichter;
aufflammt ein goldenroter Traum,
der Blätter feurige Gesichter.

Als feiere vor langem Darben
in dunkler Nacht und Nebelfang
Natur hier, schwelgend in den Farben,
des Grünens Sonnenuntergang.

Ein hoffnungsvolles Abschiedsfest,
wo Wiedersehen im Erwarten
den Frühling jetzt schon grüßen lässt,
das Leben blühend neu zu starten.

© Foto u.Text / Ingrid Herta Drewing

Herbst

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Als wollten sie noch lang im Sommer träumen,
obwohl es herbstet in Septembers Räumen,
so strahlen seidig golden Birken, Linden.
Im Park, befreit vom Nebelkleid, die Bäume
sich mittags hell im Sonnenlichte finden.

Die Landschaft lässt Natur ihr Bild ergänzen;
ein farbig Blätterspiel darf jetzt erglänzen,
da prangen Busch und Baum noch reich belaubt,
und milde Lüfte uns den Tag kredenzen,
bevor der Spätherbst seine Schönheit raubt.

Jüngst flogen Vogelscharen in den Süden,
nicht länger hielt es sie im Regenmüden.
Ich sah sie ziehen, hört‘ ihr Rufen, Schreien.
Ein Abschiedslied, so schien es mir hienieden,
und dennoch auch auf Neubeginn ein Freuen.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Sommers Abschied

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Noch flüstert der September
mir sommerlich ins Ohr
und schenkt als sein „Remember“
den Indian-Summer-Chor.

Da darf im Golde strahlen
das Laub an Busch und Baum,
bevor im Nebelfahlen
erlischt auch Herbstes Traum.

© Foto u.Text / Ingrid Herta Drewing,2017

Da sein

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Du trägst schon lange jenes Joch der Jahre,
bist aber hier zum Abschied nicht bereit
und trotzt dem Ruf der grauen Norne Zeit.
Noch sprudelt aus der Quelle dir dies klare
und frische Wasser, das den Geist befreit.

So lässt im Lenz du dich vom Licht beglücken.
Die Sonne steigt und schenkt den Blüten Raum,
auch dir erwacht des Frühlings heller Traum.
Ein sanfter Regen netzt die grünen Brücken,
und Vögel singen in des Lebens Baum.

Da schwindet, was nach Dunkel ruft; die Nacht
hält licht den Sternenmantel ausgebreitet;
ein Engel, scheint es, still vorüber schreitet.
Und deines Daseins Stimme, neu erwacht,
dankt ihrem Schöpfer, der das Leben leitet.

© Foto u.Text / Ingrid Herta Drewing