Im Hof

Unterm Blätterdach
cremfarben Kiwiblüten.
Seerosenspiegel.

In der Umarmung,
durch den Kiwistamm erdrückt,
das stabile Rohr.

Auch der Blauregen
erobert des Menschen Werk,
umwindet Kabel.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Lebenspfad

Auch dir schien wohl zunächst der Pfad verschlungen,
sahst in der Wildnis kaum noch einen Weg,
und auch der Vögel Lied, das dort erklungen,
verstummte dann am Wildbach ohne Steg.

Da warst du schier schon ratlos, rangst die Hände,
und ein Gebet sich aus dem Herzen stahl,
du schöpftest Mut, durchquertest das Gelände,
sahst dann vom hohen Berg hinab ins Tal.

Pfadfinderin warst du; vergangner Zeiten
Erfahrung wirken nach in Lebens Lauf.
Die gute Tat will dich noch immer leiten,
dein Glaube schenkt dir Kraft, gibst niemals auf.

Auch wenn sich neigt dem Ende zu dein Leben,
wirst du getrost den Blick zum Licht erheben.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Erntedank-Gebet III

Wir danken, Gott,für deine Gnade,Güte.
Du hast mit uns unsagbare Geduld,
obwohl wir Schuld beladen,Zorngemüte,
gewährst du dennoch Leben uns und Huld.

Du lässt uns auf der schönen Erde leben
und säen, ernten, ein Zuhause finden.
Durch deine Güte alles wird gegeben,
was uns in Liebe mag hier zärtlich binden.

Verleih uns Kraft, Herr, dass wir klar verstehen,
wie wir dies‘ irdisch‘ Paradies verwalten
und wissentlich als Friedensstifter gehen,
als Hüter deine Schöpfung heil erhalten!

Und stärke uns! Im Leid auch lass uns glauben,
dass nichts uns unsre Zuversicht kann rauben!

© Ingrid Herta Drewing,2013

Tagesbeginn

Es stimmt die Amsel an ihr Sonnenlied;
ein heller Sommermorgen ist erwacht,
und hoch in Himmels Blau im Tanze zieht
der Mauersegler Schar, dort schwebend sacht.

Das warme Sonnengold erreicht die Dächer.
Allmählich fließt’s herab, weckt Hausfassaden,
wo weit geöffnet Fenster sich auffächern,
um kühle Morgenfrische einzuladen.

Vom Licht gelockt, sitz‘ ich auf der Terrasse,
erlebe froh dies‘ stimmungsvolle Tagen,
genieße meinen Frühstückstee gelassen,
bevor ich mich befass‘ mit ernsten Fragen.

Und nehm‘ es in mich auf, dies‘ Sommerbild,
das mich beglückt, mit neuer Kraft erfüllt.

© Ingrid Herta Drewing, 2013

Frühlingsschwung

Auf Feuervogels goldnen Schwingen
rauscht nun der Frühling hier ins Land.
Ein Sprießen, Blühen, helles Klingen,
in Dorf und Stadt die Vögel singen;
zum Maientanz reicht er die Hand.

Wir können leicht bekleidet gehen,
da Wärme licht den Tag erfüllt.
Fast überall wird jetzt bestehen
die Hoffnung, die wir grünen sehen,
wo sonst nur Nebel uns umhüllt.

Verscheucht sind Alltags Stress-Gedanken;
das Leben, es erscheint nun leicht,
auch wenn sich Krisen hochauf ranken,
darfst du entspannen, Kräfte tanken,
denn Frühling hat dein Herz erreicht.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingsmorgen

Es ruht der Morgen sanft in tiefer Stille.
Die Nacht begrüßt, noch träumend, nun den Tag,
bevor der Sonne Licht in goldner Fülle
die frühen Vögel lockt in Feld und Hag.

Jetzt, schwebend zwischen Schlafen und Erwachen,
erscheint die Welt noch rein und sorgenfrei,
bis dann im Licht die Fragen neu entfachen
die Brennpunkte im Alltagseinerlei.

Jedoch im Frühling wachsen dir wohl Schwingen,
ein Blütenlächeln lieblich dich empfängt;
beflügelt, wird dir vieles auch gelingen;
weit wird die Welt, fühlst dich nicht mehr beengt.

Denn so viel Schönes darfst du nun erschauen;
der Schöpfung Wunder schenkt dir Gottvertrauen.

© Ingrid Herta Drewing

Das Taubenpaar

Zwei Tauben auf dem Dache, dort!
Sie trotzen still dem kalten Regen.
Gemeinsamkeit wirkt wohl als Segen;
mag auch unwirtlich sein der Ort.

Idyllisch dieses Bild, bewegend:
Die eine lieb zur andern schaut,
sie neigen schnäbelnd sich so traut,
hier zart die Zweisamkeit nun hegend.

Wo Zwei sich treu und liebend finden,
verleiht die Liebe auch die Kraft,
dass man gemeinsam vieles schafft,
wo einsam sonst der Mut mag schwinden.

© Ingrid Herta Drewing

Mittagspause

Ich mag es, wenn die Luft so klar und rein,
die Sonne strahlend hell am Himmel thront,
und in des Mittags warmem Sonnenschein
der Lärm verstummt, die Stille sanft belohnt.

Dann sitz’ ich auf der Bank, nah’ der Rotunde,
genieße meine Pause, die mir bleibt,
bis Arbeit ruft erneut in ihre Runde
und mich zurück mein Pflichtbewusstsein treibt.

Doch diese stille Stunde bei der Linde,
in deren Schatten ich so gern verweile,
lässt mich beschaulich meine Mitte finden,
es mag, was sonst gestresst, auch wieder heilen.

Die Ruhe erst gewährt uns jene Kraft,
die uns für ’s Leben Energie verschafft.

Ingrid Herta Drewing

Liebende

Es sind die Liebenden, in deren Blicken
das Leben darf den Himmel offen sehen,
wenn zärtlich sich verweben die Geschicke,
im Rosenlied ein blühendes Verstehen.

Es sind die Liebenden, die staunend finden
dort, wo sonst Trübsal herrscht, nun neue Kraft;
beflügelt werden sie auch überwinden
den tiefsten Graben, der auf Erden klafft.

Denn ihre Seelen hören Himmels Klänge.
Sie haben schon ihr Paradies erschaut.
Die Liebe trägt sie aus des Kleinsinns Enge
und bleibt, solang’ sie währt, ihr Engel traut.

Ingrid Herta Drewing

Ringeltaube

Geschäftig sind die Amseln, Finken, Schwalben;
sie fliegen, schwirren hier in schnellem Flug,
nur eine Ringeltaube allenthalben
thront hoch auf dem Kamin, ist sich genug.

Wie einst Diogenes stört sie sich nicht
an dem Gewusel, das die andern treiben,
genießt der Sonne warmes Morgenlicht
und mag, gemütlich ruhend, sitzen bleiben.

Nur ab und zu ein Gurren, guttural,
schickt sie als Botschaft rhythmisch aus.
Die Antwort folgt von fern, von Mal zu Mal.
Es grüßt die Taube auf der Nachbarn Haus.

Wie Wächter wirken sie, man mag vertrauen,
dass sie besonnen nach Gefahren schauen.

Ingrid Herta Drewing