In der Frühe

Version 2
Morgendämmerung,
noch ruht das Leben im Tal,
Tau auf den Wiesen.

Im Lichtatem der Sonne
frische, reine Luft schöpfen.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Vor Sonnenaufgang

Ich mag des Sommermorgens Frühe,
wenn Nacht und Tag im Dämmerlicht sich küssen,
im Tränentau einander lassen müssen,
bevor die Sonne wird erglühen.

Da wirken Welt und Luft so rein,
und sanft wiegt Stille noch das Land in Träumen,
bis Vögel auf den Dächern, in den Bäumen
begrüßen hell des Lichtes Schein.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Albtraum

Noch verstecken sich
in Marktlücken
veilchenfarbene Träume
von Frühlingstagen,
die wir nicht
kaufen können.
Tautropfen
künden von Ursprung,
und jenseits
der Neonfassade
gedeiht
unschuldig Schlaf.

Aber Albträume
hatte ich heute:
Wahn
eines weißen Riesen,
der Tautropfen
von Veilchenlaken
klopft
und lauthals
Frühlingsfrische
in die Welt
rülpst.

© Ingrid Herta Drewing,1976

Winterillusion

Nun klöppelt Winter seine zarten Spitzen,
die,raugereift hier weiß die Zweige zieren,
und zarte Blüten, Eis gewirkt, brillieren
auf Fenstern, die sonst klar im Lichte blitzen.

Das Mauergrau der Stadt,im Schnee verhüllt,
so grüßt die Welt, erscheint im Bild nun rein,
als habe sich ein alter Traum erfüllt
und Friede kehre jetzt für immer ein.

Doch weiß ich wohl um diese Illusion,
die meinem Sehnsuchtsblick nur kurz beschert;
sie schleicht sich nach dem Tauwind schnell davon
und zeigt, wie wund die Erde ist versehrt.

Und dennoch halten wir die Frage offen,
dass irgendwann sich auch erfüll‘ dies‘ Hoffen.

© Ingrid Herta Drewing