Archive for the Category Dichten

 
 

Zum Thema “ Entartete Kunst“

Gedicht zur Wortvorgabe ( fabulieren; stimmgewaltig; ohrenbetäubend; Kirschblüte; Anamnese; Fäulnis )

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Kritiker, der selbstverliebt, verschworen,
las Poeten völkisch die Leviten,
sah sich selbst zu Höherem geboren;
Poesie war für ihn nicht gelitten.

Stimmgewaltig seine Anamnese,
er verlor sich fast im Fabulieren.
Doch sein Ohr betäubendes Gewese
konnte keinem Hörer imponieren.

Als er sie noch Fäulnis-Boten nannte,
ihnen Schuld an allem Elend gab,
ihre guten Leistungen verkannte,
brach man wütend über ihn den Stab.

Neuen Aufbruch, Frühling auszuloben,
Leben, das in Güte hell erstrahlt,
traf man sich im Hain Apollons droben,
wo die Poesie in Kirschenblüten malt.

Und der Wohlklang sanfter Dichter-Stimmen
trug fortan die Freude in die Welt,
gleich dem Honiggold der edlen Immen
ihre Kunst stärkt, die Kultur erhält.

© Ingrid Herta Drewing,2018

Dichter und Mime

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Es mag der Dichter mit dem Mimen gehen,
denn beide hauchen Leben ein dem Wort.
Die Phantasie beflügelt licht ihr Sehen,
der eine schreibt’s, der andre zeigt’s vor Ort.

Da wachsen Sinn, Gestalt in Wortgesängen,
das Drama spiegelt Menschen, Handlung hie,
und Sprache, Spiel, sie tragen klar in Klängen
die schöne Illusion,voll Poesie.

Und muss man sie in Rätseln,Masken zeigen,
wird doch die Wirklichkeit bewusst im Bild,
was Charakteren eigen, wie sie schweigen,
agieren, sprechen, was sie treibt, erfüllt.

Des Erden-Lebens Spiel, das hier bereit,
gelangt wohl an sein Ziel für kurze Zeit.

© Ingrid Herta Drewing

(Beim Betrachten des Gustav-Freytag-Denkmals im Kurpark Wiesbaden,
Putten,die zum Gustav- Freytag-Denkmal gehören, das von Bildhauer Fritz Schaper und Hofbaurat Felix Genzmer im Kurpark erbaut und 1905 enthüllt wurde.)

Leben im Wort

(In Erinnerung an Ingo Baumgartner,
der am 16. Juli 2015 starb.)

Nie gingst du wirklich von uns, deine Worte
sie hallen nach, dein Leben im Gedicht
erreicht uns noch am wohl bekannten Orte,
und zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht.

Du konntest reich an Liebe Leben schauen,
das kleinste Pflänzchen achtend und Getier,
humorvoll, trotz der Menschen Falschheit, bauen
auf die Natur, die uns zeigt Schönheit hier.

So ließest du als Lehrer wohl erfahren,
nicht nur die Schüler, dass der Wert der Welt
sich täglich zeigen darf im Guten, Klaren,
das uns in Liebe hier auf Erden hält.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Worte

Den leichten Vögeln unsre Worte gleichen.
Sie gleiten unbedacht flugs über Lippen.
Gedanken werden kaum zu Schranken, Klippen.
Fort ist das Wort; es wird sein Ziel erreichen.
Wie gerne fingst du’s ein, um es zu streichen,
das falsch Gesagte richtig umzutippen.

Der Worte Klang dringt tief in unsre Seele,
und sind sie sanft, ist’s wie ein zärtlich‘ Kosen,
schenkt Wärme, Licht, lässt hell erblühen Rosen.
Jedoch die harten, harschen, die Befehle,
sie schnüren zu, dem der sie hört, die Kehle,
und Traurigkeit lähmt nach dem Wüten,Tosen.

Wer dichtet, darf mit Wörtern, Klängen spielen,
zu Bildern sie verweben, Poesie
sie läutern und beleben, Phantasie
in weite Räume, Farben-Träume zielen,
in Rhythmen tanzen, jenen vielen,
die die Musik uns schenkt in Harmonie.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Schlaflos

Und schlaflos liegst du da zur Nacht,
denn unaufhörlich die Gedanken
bestürmen dich, und ihre Macht
verhindert, dass sich Träume sacht
in Morpheus Armen um dich ranken.

Erheb‘ dich, mach‘ die Nacht zum Tag,
befreie dich von den Chimären,
die dich bedrängen Frag‘ um Frag‘,
beginn‘ zu schreiben; fern der Plag‘
lass‘ leichthin Worte nun gewähren!

Sie finden sich in Vers und Reim,
verweben Bilder mit dem Klang,
als sei erwacht ein grüner Keim,
dich führend in ein neu‘ Daheim,
und Leben singt den Lobgesang.

© Ingrid Herta Drewing,2016