Archive for April 2012

 
 

Wolkenbild

Die Wolken schweben weiß, gleich Segelschiffen
vom Wind bewegt, am blauen Himmel hin.
Ihr Kurs ist klar, es drohen keine Riffe;
der Frühlingswind lenkt sie mit leichtem Sinn.

Sie zeigen sich in vielerlei Gestalten:
Dort reißt ein Krokodil sein Maul weit auf,
drei kleine Schafe fliehen dies’ Verhalten,
und ihre Herde folgt in schnellem Lauf.

Die helle Sonne setzt das Bild in Szene,
und ihre Strahlen greifen in die Welt,
wo sich noch kahle Bäume knospend dehnen
und sich der Schlehdorn blütenweiß gefällt.

Die Erde präsentiert ihr Frühlingskleid,
und bald im Mai beginnt die grüne Zeit.

© Ingrid Herta Drewing

Die Tanne

Hoch ragt sie auf, die Tanne vor dem Haus.
Es tanzt das grün’ Gefieder ihrer Zweige
im Winde leicht, als wolle sie sich zeigen
dem Frühlingskind im linden Blätterflaus.

Die Vögel nisten dort als liebe Gäste,
und mancher späht ins Land vom Wipfel aus;
die Vogeleltern tragen schon zu Neste
und bald schon fliegen Junge, flügge, aus.

Die Tanne, stetig grünend übers Jahr,
hält Wache vor dem Haus schon seit Jahrzehnten;
und ihre Rinde zeigt noch wunderbar
das Herz der Liebenden, die an ihr lehnten.

Ganz sicher wird sie dort noch lange stehen,
wenn längst hier andre Menschen wohnen, gehen.

© Ingrid Herta Drewing

April I

Es hat die Sonne sich im Wolkenbett verkrochen
und blinzelt jetzt nur zaghaft auf die Erde.
„ Was uns der Frühling gestern strahlend noch versprochen,
scheint heut’ vergessen“, lautet die Beschwerde.

Er lässt April doch nun recht launenhaft gewähren.
Der spielt mit Stürmen, Regen, Frost und Schnee;
die zarten Blüten wird er mutwillig verheeren
und bringt der Vogelbrut so manches Weh.

So dass jetzt alle schon den hellen Mai erhoffen,
der alle Bäume lind ergrünen lässt.
Er wird gar sehr ersehnt, die Türen sind ihm offen,
denn mit ihm kommt das wahre Frühlingsfest.

So lange müssen wir noch den April ertragen,
doch freuen wir uns auf die goldnen Sonnentage.

© Ingrid Herta Drewing

Im Buchenwald

Ein Flüstern und ein Raunen hier im Wald!
Da zeigt sich Leben unter welkem Laub,
den Blättern, die der Herbstwind kühn geraubt;
von Frost und Schnee verwirkt ist die Gestalt.

Doch kleine Buchen regen sich im Keim
und stoßen durch das braune, welke Dach.
Des Keimes grünes Blatt verlässt das Heim,
die Ecker, wo es lang geschlummert hat.

Und überall drängt Grünes nun zum Licht,
bedeckt hier hoffnungsfroh die karge Erde,
als habe wer ihm zugeflüstert:“ Werde!“
mit einer Stimme voller Zuversicht.

Ich stehe andächtig, erschau die Spur
des Lebens, Wunder Gottes, die Natur.

© Ingrid Herta Drewing

Sonntagmorgen

Noch schläft am Morgen sanft die kleine Stadt.
Der Sonntag schenkt ihr eine Atempause.
Wo man geschäftig sonst gewerkelt hat,
dort ist wohltuend Stille jetzt zu Hause.

Zwar wecken bald die Vögel mit der Sonne
die ersten Schläfer aus dem Schlummer auf;
doch nur vereinzelt, kaum dem Schlaf entronnen,
taucht ab und zu ein Mensch im Gässchen auf.

Bis dann vom Turm die Kirchenglocken rufen
zum Gottesdienst, wohin die Grüppchen ziehen,
andächtig steigend hoch die Kirchenstufen,
seh’n sie im Osten hell die Sonn’ erglühen.

Und nun allmählich, mit des Lichtes Lauf,
wacht schließlich auch das ganze Städtchen auf.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlings-Haiku

Der Bäume Kronen,
filigraner Schattenriss
am Frühlingshimmel.

IHD

Milder Frühlingstag

Es streift der Frühling lächelnd durch die Gärten,
weckt Floras Blumenkinder zärtlich auf.
Der milde Südwind ist sein Weggefährte,
wiegt sanft der Bäume Blüten, hier zuhauf.

Ein heller Reigen, Tanz im Sonnenlicht,
wie Watte Wölkchen hoch am Himmel reisen,
und auf der Bäume Wipfel singend preisen
die Vögel lieblich Frühlings Angesicht.

Da magst auch du nicht grau bei Seite stehen;
es scheint dir heut’ das Leben leicht zu sein,
lässt dich in lichten Farben Freude sehen,
du kleidest dich schön frühlingsfrisch nun ein.

So vieles, was verrät des Menschen Spur,
fügt sich doch ein in Bilder der Natur.

© Ingrid Herta Drewing

Der Bär und der Wolf

Der Bär am Ufer, dort am Fluss
freut sehr sich auf des Lachs’ Genuss,
den er im Wasser flink gefangen,
bevor der konnte weg gelangen
schnell schwimmend da mit seinesgleichen,
um bald am Oberlauf zu laichen.

Da stört ihn plötzlich Ede Wolf
und fragt ihn: „Sag mir, spielst du Golf?
Ich lad’ dich ein zu Nobel Dachs,
wenn du mir gibst ein Stückchen Lachs.
Golf ist zurzeit die große Mode,
selbst König Löwe singt die Ode:
Wer vornehm ist, was auf sich hält,
spielt Golf, weil ihm das Spiel gefällt.“

„Was“, staunt der Bär, dem Wolf vertrauend
und kaum noch nach den Fischen schauend,
„ meinst du, ich könnt’ das wirklich lernen?
Ich müsst’ mich ja vom Fang entfernen.“
„ Klar“, sagt der Wolf, “ so elegant
wie dir das Fischen geht von Hand,
wirst du gleich erste Liga sein;
dein Handicap nimmt alle ein!“

Der Bär, der sich geschmeichelt fühlt,
auch innerlich recht aufgewühlt,
folgt nun dem Wolf zur fernen Wiese,
auf der sich Golf gut spielen ließe.
Und während sie sind auf dem Weg,
hat Wolfes Meute sich bewegt
und stiehlt des Bären guten Lachs.

Der Bär fragt Wolf:“ Wo bleibt denn Dachs?“
Wir sollten doch gemeinsam spielen“
„Warte ruhig hier und üb’ schön Zielen,
ich sehe nach, wo Dachs wohl bleibt!
Viel Spaß solang beim Zeitvertreib!“

Nachdem zwei Stunden sind vergangen,
und weder Dachs noch Wolf gekommen,
merkt Bär, man hat ihn hintergangen,
ihm alle Fische weggenommen.
Und er erkennt, dass Schmeichelei
ihn arg getäuscht, ihm Lehre sei:

Trau keinem, ganz gleich welcher Art,
der dir schmiert Honig um den Bart!

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingsversprechen

Das leuchtende Gold
der Forsythien,
des Mandelbaumes
rosafarbene Blüten
und der Amsel
süßer Gesang
schenken noch immer
dies’ liebliche
Frühlingsversprechen:
Heil sei die Welt.

Und dennoch,
da lauert schwarz
der Verrat,
das Verbrechen,
das Böse,
dem schnöd’
die Vernichtung
gefällt.

© Ingrid Herta Drewing

Morgen

Hell stand die Morgensonne schon im Osten,
und Vögel stimmten an den Lobgesang,
der in der Bäume Wipfel lieblich klang,
der Amseln Zwiegespräch auf ihren Posten.

Es funkelte in abertausend Lichtern,
im Perlenglanz der Tau, ein Gruß der Nacht,
und auch der Blumen zarte Angesichter
nun blickten auf, vom Sonnenstrahl erwacht.

Als feiere Natur ihr Frühlingsfest,
da sie nun froh des Winters Macht entronnen,
sich, licht gewandet, dürfe tanzend sonnen
im Werden, Leben, das sie wachsen lässt.

Ein trautes Bild des ewig neuen Webens
im steten Kreislauf dieses Erdenlebens.

© Ingrid Herta Drewing