Archive for Oktober 2012

 
 

Herbstwind

Der Wind, der böig hier zu Gast,
singt uns des Herbstes Lied,
wenn rüttelnd er in Bäume fasst
und mit den Blättern flieht.

In jugendlichem Ungestüm
tobt er auf den Terrassen
und spielt sich auf als Ungetüm,
zerschlägt, was er kann fassen.

Trägst keinen Hut? So sei nur froh;
Wind wuschelt zwar in Haaren;
ein Hut, der flöge irgendwo,
würd’ in den Himmel fahren.

Doch sei bedacht, schütz’ deinen Kopf
und halt die Augen auf,
dass vom Balkon kein Blumentopf
fällt donnernd auf dich drauf.

Der Wind zu stürmisch ist als Gast,
sich rüpelhaft benimmt,
und du empfindest fast als Last
dies’ Herbstlied, bist verstimmt.

© Ingrid Herta Drewing

Farben

Farben, Kinder des Lichtes,
Klänge, den Augen vertraut,
strömt ins Bild des Gedichtes,
sehnsüchtig trunken erschaut!

Möchte euch fassen, trinken,
Blutrot, Goldgelb und Blau,
in euer Leuchten sinken,
Hoffnungsgrün, Silbergrau.

Wenn schwarzer Samt euch bettet,
schließ ich die Augen zu;
hab euch ins Herz gerettet
für langen Winters Ruh.

© Ingrid Herta Drewing

Herbstwunsch

Die Milde, der Hauch der Rosen,
der Duft, die Wärme, das Licht,
noch einmal dies’ sanfte Kosen,
das zärtlich aus Blüten spricht.

Dann mögen Nebel, November
die Farben in Schleier hüllen;
es werden Sommer, September
erinnernd die Träume füllen.

Für Winters dunklere Tage
bin ich in der Stille bereit,
ertrage wohl ohne Klage
die Kälte der Jahreszeit.

© Ingrid Herta Drewing

Deutschland

Mein Land, das ich als Heimat tief empfinde,
ich liebe deine Vielfalt, die so schön:
die Berge, Hügel, Ebenen und Seen,
die klaren Flüsse, die zum Meere finden
durch Wälder, Felder, die in Blüte steh’n.

In deinen Dörfern, Städten, Metropolen
zeigst du Jahrtausend’ alt, doch jung Gesicht.
Aus deinen Häusern, Schlössern, Kirchen spricht
der Zauber der Geschichte, unverhohlen,
sehr oft voll Poesie wie ein Gedicht.

Europas Atem ist in dir zu spüren,
hier treffen Nord und Süd, Ost, Westen sich,
und vieler Völker Geist beseelte dich.
Auch heute noch lässt du dich rühren,
schenkst vielen hier der Hoffnung helles Licht.

Deine Kultur, sie zeigt dein wahres Leben,
sogar das kleinste Dorf pflegt den Gesang.
In deinen Kirchen braust der Orgel Klang.
Hier wird Bach, Mozart, Beethoven gegeben
und andrer Meister Werke klarer Klang.

Deine Museen, Bildergalerien
sie laden ein zu wahrem Augenschmaus,
ob Dürer, Macke, Klee, das Nolde-Haus,
Gemäldekunst, der Farben Harmonien,
gar vielen Künstlern gilt zu Recht Applaus.

Vor allem aber will ich loben, preisen
die Sprache, die der Dichtung Quelle ist,
ob Goethe, Schiller, Heine, nie vergisst
du deine Muttersprache, weit auch reisend,
weil sie der Seele Geistesnahrung ist.

© Ingrid Herta Drewing

Abendspaziergang

Allmählich sinkt die Sonne hinterm Haus,
und lange Schatten greifen in die Straßen,
wo Autos parken vor den grünen Rasen;
am Horizont errötend klingt der Tag nun aus.

Bald siehst du schon die ersten Sterne funkeln,
vom Walde her weht leicht ein frischer Wind.
Laternen leuchten rosa auf; im Dunkeln
liegt nun noch nicht die Stadt, ihr Licht beginnt.

Zu dieser Zeit mag mancher gern flanieren,
das schlägt ihm sonst des Tages Arbeit aus.
Noch vor dem Schlaf ein Stündchen zu spazieren;
das milde Wetter lockt da aus dem Haus.

Bis dann geruhsam naht die Nacht den Braven,
die sanft in Morpheus‘ Armen träumen, schlafen.

© Ingrid Herta Drewing

Eichhörnchen

Eichkätzchen springt von Busch zu Baum,
vertieft ins Sammeln, Suchen.
Der Wintervorrat wird im Raum
versteckt, auch unter Buchen.

Die Nüsse werden wohl verwahrt,
damit im kalten Winter
es leben kann auf seine Art,
ernähren später Kinder.

Und bleiben Nüsse unentdeckt,
weil es sie hat vergessen,
sich dort ein grüner Keimling reckt,
dem Frühling angemessen.

Das Eichhörnchen so Bäume pflanzt;
es macht dies’ unbewusst.
Jedoch sein Nachwuchs darauf tanzt
dann später voller Lust.

© Ingrid Herta Drewing