Macht der Phantasie

An manchen Tagen ist’s, als schliefen Stunden,
wenn Regen sich im Einheitsgrau verliert.
Jedoch du trotzt dem, zauberst unumwunden
in deine Räume Licht, das Freud‘ gebiert.

Die Phantasie verleiht dir leichte Schwingen
und trägt dich dorthin, wo das Dunkel weicht.
Der Bilder Farben hier im Hellen singen,
ein Wohlklang der Musik, die dich erreicht.

Da wehrst du allen argen Widrigkeiten;
du fühlst dich frei und schaffst dir deine Welt,
in die dich mag ein goldner Traum geleiten,
der deinem Blick zeigt, was dir gut gefällt.

Auf schwesterlich‘ Geheiß der Phantasie
reicht sanft dir ihre Hand die Poesie.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Novemberabend

Die Nebel tanzen und schweben,
diffus der Laterne Schein;
die grauen Schleier, sie weben
im Abenddunkel das Leben
kühl in die Feuchte ein.

Konturlos wirken Gestalten,
sie sehen gespenstig aus.
Im Warmen sich aufzuhalten,
anstatt zu spazieren im Kalten,
eilt man zielstrebig nach Haus.

Beschaulich den Tag nun beenden,
ein Buch zu lesen, Musik
zu hören und auszublenden
des Alltags sorgendes Senden,
vergessen kurz Elend und Krieg.

© Ingrid Herta Drewing, 2014

Musiktrost

Der Himmel Wolken verhangen;
es fehlt dem Tagen an Licht.
Wo gestern noch Vögel sangen,
und Lieder lieblich erklangen,
übt heute das Lächeln Verzicht.

Die Wiesen zu Heu geschoren,
vorbei der blühende Traum,
was grünend ins Leben geboren,
wirkt nun so müde, verloren,
und Blätter welken am Baum.

Doch bist du zu Haus geborgen,
zum Glück ist fern dir der Krieg!
Und all deine kleinen Sorgen
trüben dir nicht den Morgen,
hörst du den Klang der Musik.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Herbstleuchten

Der Himmel zeigt ein Einheitsgrau,
lehrt mich, dem Sommer zu entsagen.
Obwohl der Gärten Pflanzenschau
noch Düfte schenkt, fehlt mir das Blau
und Sonnengold der lichten Tage.

Musik vermag mich froh zu stimmen,
harmonisch klingt das Lied im Chor.
Muss nun der Sommer auch verglimmen,
bald wird der Herbst sich feurig trimmen
und zaubert Farben, Glanz hervor!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Tropischer Sommer

Der Wetterkoch scheint wohl zu dopen,
schickt uns fast täglich nun Gewitter.
Wir fühlen uns wie in den Tropen
zur Regenzeit, recht feucht und bitter!

Da hieß es tatsächlich landunter,
die Wasser flossen ganz verkehrt
auf Straßen, Plätzen, und mitunter
ward nicht nur Habe da verheert.

Als sei gar Hochmut hier zu rächen,
wo Türme in den Himmel ragen;
für Blitz – Einschläge ein Versprechen,
wenn Blitzableiter da versagen!

So hat Gewitters wütend‘ Toben
im Dom die Orgel fast zerstört,
wo helle Klänge Gott sonst loben,
manch schön‘ Konzert ward froh gehört.

Wer glaubt,mag beten, man darf hoffen,
dass bald der Wetter Spuk vorbei,
der Sommer sich zeig‘ klar und offen,
gemäßigt unser Klima sei!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Hoffnungsklang

Ein wenig Poesie,
der Honig auf des Alltags Brot?
Der Hang zur Harmonie,
nur Flickwerk am zerstörten Boot?

Mög‘ Hoffnung, dieses Spiel,das vage,
nicht Seifenblase sein!
Noch laden Licht und Ziel der Tage
uns kühn in Träume ein.

Sie schenken Melodien, schöne,
die zart, doch klar erklingen,
erwecken so die sanften Töne,
der Seele helles Singen.

Und sei dies‘ Spiel nur Illusion,
aus Phantasie geboren,
trägt es in sich doch seinen Lohn,
vom Leben auserkoren.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Renaissance

Aus dunklen Träumen in den Tag geglitten,
erwacht dein Leben hell im Morgenlicht,
vergisst das Weh, das Leid, das du erlitten,
die Wege, die du mühsam hast beschritten,
und buchstabiert nun nicht mehr nur Verzicht.

Der warmen Sonne ganz anheim gegeben,
erfährst du Gottes schöne Blütenwelt.
Als irdisch‘ Paradies erscheint dir Leben,
in das du dich nun wieder willst verweben,
es schenkt Natur den Nektar, der erhält.

Gemeinsam mit den Freunden darfst du lernen,
hörst die Musik, der Klänge Harmonie.
Was einst dich drängte, liegt in weiten Fernen;
und zärtlich leise schwingt sich zu den Sternen
des Sommerabends Liebesmelodie.

© Ingrid Herta Drewing

Hoffnung

Ja, als auch dort der letzte Ton verstummte,
das Leben mit dem Tag die Segel strich,
ein dichter Nebel Strand und Meer vermummte
und die Kontur fast ganz im Grau verblich,
da spürt‘ ich doch die Hand, die meine hielt,
hab ‚ deine Nähe innig noch gefühlt.

Durft‘ finden mich in deinem Haus geborgen,
wohin du mich, im Nebel blind, geführt.
Ich ahnte, dass mir hier an einem Morgen
mein Leben wieder neu im Licht gebiert.
Nun höre ich die sanfte Melodie;
sie schenkt mir Hoffnung,Frieden,Harmonie.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Wunsch

Den Morgengruß der Sonne
froh erwidern,
im Einklang mit den Liedern,
die die Vögel singen,
bevor sie,
sanft entfalten ihr Gefieder,
auf leichten Schwingen
in die Lüfte dringen.

So wie die Möwe
auf der Welle schwebt,
um gleich darauf
in Höhen aufzusteigen,
so möchte ich,
wenn sich die Tage neigen,
dem Licht entgegensehen,
das im Geiste lebt.

© Ingrid Herta Drewing, 2008

Geborgen

Du birgst mich sanft in deinen Armen,
gewährst mir Trost in aller Not.
Dein Wort, so wichtig wie das Brot,
vertreibt die Kälte, schenkt im Warmen
mir lächelnd Liebe, lind Erbarmen
und Hoffnung, neues Morgenrot.

Da schwingen in den Lüften Klänge,
so hell erwacht des Frühlings Lied,
das froh ermuntert mein Gemüt,
befreit aus Trübsal, grauer Enge.
Andächtig lausch‘ ich Licht-Gesängen
und fühl, wie Leben neu erblüht.

© Ingrid Herta Drewing,2014