Archive for Januar 2011

 
 

Das Frühstücks-Ei

Da liegt das Frühstücks-Ei auf meinem Teller.
Es blieb als Rest, ich schau es sinnend an.
Mein Gusto wird zum stummen Fragensteller:
Ob man das Ei denn wirklich essen kann?

Ein Ei, ein harmlos, kleines Hühnerei,
es flüstert leise: “Ich hab Dioxin.“
Seveso-Gift, erinner’ ich, wie Blei
will meine Zunge sich dem Wort entzieh’n.

Das Ei, doch irgendwie Symbol für Leben,
wird plötzlich uns zum Gift und zur Gefahr.
Es ist ein Bio-Ei, das dir gegeben,
beruhig’ ich mich und hoff’, dass das auch wahr.

Und stell’ doch fest, mein Eier-Appetit
spielt heute wirklich einfach gar nicht mit.

Ingrid Herta Drewing

Die Süße

In einem kleinen Marmeladenladen,
dort zwischen Mus und Erdbeerkonfitüre
schenkte sie ihm als süßes Glück die Gnade,
ihn gaumenfreudig, zärtlich zu verführen.

Er nahm sie mit ins trauliche Zuhause
und war von ihr beim Frühstück schon entzückt.
Ja, sie versüßt ihm lieblich auch die Jause,
es war halt Liebe auf den ersten Blick.

Ingrid Herta Drewing

Bienentod

Es stirbt die Biene; und wo bleiben
dann Honig und die Frucht der Blüten?
Warum darf weltweit man vertreiben
das Leben durch die Pestizide ?

Begreift man denn noch immer nicht,
die Wechselwirkung der Natur?
Wer ’s übersieht in dumpfer Sicht,
begibt sich auf des Todes Spur.

Wir machen vieles hier zunichte,
aus Hochmut und durch Unverstand
und sind dabei, uns selbst zu richten,
geh’n hilfreich eignem Tod zur Hand.

Ingrid Herta Drewing

Zwischenspiel

Wie hell das Licht, der Morgen
in meine Stube fällt,
macht sichtbar, was verborgen.
Das Grau sich nicht mehr hält.

Mild weht der Wind; vom Eise
ist nun der Fluss befreit.
Auch singen Amsel, Meise,
als sei schon Frühlingszeit.

Doch Frühlingsfreuden trügen.
Das ist nur Zwischenspiel.
Der Winter straft ’s bald Lügen,
belauert Tauwinds Spiel.

Vom Hang sich wild ergießen
die Wasser in das Tal
und fluten Straßen, Wiesen;
Hochwasser, wieder mal !

Das wird der Winter fassen,
und bald ruht dann erstarrt,
was jetzt von Wassermassen
rasch überrumpelt ward.

Ingrid Herta Drewing

Versöhnen

Hörst täglich die bösen Berichte,
doch heimlich, sehnsüchtig ranken
verspielt sich Träume, Gedanken,
entfalten dir zärtlich Gedichte.

Und wandeln auf heiligen Spuren
der Rose, in Schnee geschrieben;
ihr Flüstern sagt schlafenden Uhren,
es sei endlich Zeit, zu lieben.

Da rasseln die Wecker, ihr Dröhnen
wird liebliches Klingen, und bald
ertönt das Lied vom Versöhnen,
das lange im Herz widerhallt.

Ingrid Herta Drewing

Auf dem Waldweg

Am Wegesrand, gestapelt, liegen Bäume,
im Sturm zerbrochen unter nasser Last,
im Schnee verloren, grüne Träume,
nach denen Frühling, Sommer nicht mehr fasst.

So hoffnungsvoll im Sommerwind gewiegt,
noch jüngst den goldnen Herbst gegrüßt verwegen,
des Lebens bar, im Winter nun besiegt,
ist ihrer Schönheit Kraft dem Tod erlegen.

Sind dies auch Katastrophen der Natur,
die nur im Kleinen wirken, unbeachtet,
so zeigt mir machtvoll der Zerstörung Spur,
wie schnell der kalte Tod das Leben nachtet.

Da tröstet mich auch die Vermutung kaum,
dass dieses Holz verschönt den Wohnungsraum.

Ingrid Herta Drewing

Sternensinger

Noch kräuselt sich das Engelshaar,
der goldne Stern, er blinkt;
doch Tannenzweige, trocken gar,

sie zeigen, es verklingt
die Weihnachtszeit, die festlich war.
Ihr Abschiedslied nun singt

am Tor der Sternensinger Schar,
die, bittend, Segen bringt,
mit Kaspar, Melchior, Balthasar.

Ingrid Herta Drewing

Profitgier

Statt Maß und Qualität zählt nur die Masse,
und die Profitgier ist ’s, die stets bestimmt,
Gesundheitsfragen ignoriert, die Kasse
des Geiers muss gefüllt sein, wenn er nimmt.

Der Nimmersatt scheut nicht das Kriminelle.
Was schert ihn andrer Menschen Wohl und Weh,
ob Gift im Futterfett, wenn auf die Schnelle
er viel Gewinn abschöpft durch bösen Dreh

Der Staat wirkt achtlos, fehlende Kontrollen
verstärken der Betrüger Tatmotiv.
Die Bürger, machtlos, wenn sie essen wollen
Gesundes, werden selbst wohl produktiv.

Wohl dem, der sich im Garten Hühner hält
und nicht verseuchte Eier kriegt für ’s Geld.

Ingrid Herta Drewing

Gereimte Fragen

Ich mach’ mir manchen Reim auf diese Welt,
obschon mir vieles hier scheint ungereimt.
Warum, das frage ich, regiert das Geld,
wird hier, wer ehrlich ist, so oft geleimt?

Warum beherrschen immer noch Despoten
mit Terror, Grauen hart „ihr“ armes Land
und lähmen Tatkraft, Leben mit Verboten?
Warum geh’n viele ihnen dort zur Hand?

Warum zerstören wir, was unser Leben
erhält, der Erde Schönheit, die Natur,
als sei uns dafür ein Ersatz gegeben?
Warum verbreiten wir des Wahnsinns Spur?

Wer gibt die Antwort auf so viele Fragen?
Ich wüsst’ sie gern, anstatt nur laut zu klagen.

Ingrid Herta Drewing

Eisblumen

Der Sonne helles Mittagslicht
dringt durch die matten Fensterscheiben;
auf Eisblumen scheint sie erpicht,
mit ihren Strahlen sie beschreibend.

Jedoch der Frost trotzt ihr und gibt
dem zarten Blütenhauch die Stärke.
Er, der sonst weniger beliebt,
kann glänzen hier mit seinem Werke.

Und zeigt des Winters helle Seite,
in Formenvielfalt schön, kristallen.
Die kleinen Freuden, sie bereiten
uns auch bei Kälte Wohlgefallen.

Ingrid Herta Drewing