Waldestraum

schneebaum_oDie Bäume beugen, tief verschneit,
sich unter winterlicher Last.
Es hat der Frost das weiße Kleid
geschmiedet fest an Zweig und Ast.

Was jetzt bezaubert unsren Blick,
wenn aus den Wolken Sonne bricht,
erträgt der Wald als stumm’ Geschick
und wartet auf des Frühlings Licht.

Auf dass im Tauwind er dann lind,
befreit von seinem harschen Gast,
die Leichtigkeit zurück gewinnt
und knospend in den Himmel fasst.

© Ingrid Herta Drewing

Winters Kapriolen

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Der Himmel grau, der Sturm braust durch die Straßen
und greift den kahlen Bäumen ins Geäst,
die fast in ihrer Raureifzier vergaßen,
dass Winter sich recht launisch blicken lässt.

Der Schnee, der in der Neujahrsnacht gefallen,
getaut in milder Regenfront aus West;
doch Frost und Nebel wirkten eisig allen
das weiße Glitzerkleid an ihren Zweigen fest.

Der Regen und des Windes stürmisch Treiben
sind auch wohl nur ein kleines Interim,
dann wird der Winter hier mit Schnee verbleiben
und zeigt uns,dass sein schönes Bild doch stimm‘.

Es schenkt Natur hier ihre stille Zeit,
und wir zum Innehalten sind bereit.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Frühlings Erwachen

Kühn kehrt der Frühling ein ins Tal
und lässt den Himmel blauen,
den letzten Schneerest tauen.
Nun kann der Sonne warmer Strahl
wachküssen Gärten, Auen.

Es regt sich hier und keimt und blüht.
Da tummeln sich Schneeglöckchen
in ihren weißen Röckchen.
Mild weht ein sanfter Wind aus Süd,
vorbei Frau Holles Flöckchen!

Der Bach strömt gluckernd leicht dahin,
eilt munter über Schwellen.
Des Flüsschens Wasser schnellen,
als rufe sie ein tiefer Sinn
zu ihren Sammelstellen.

Auch in den Wipfeln alter Bäume
klingt hell des Frühlings Freudenlied.
Vorbei ist Winters Macht! Die Räume
ergreift die Lebenslust; und Träume
erfüllen zart auch mein Gemüt.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Winters Rückkehr III

Zurück kam Winter über Nacht;
er gibt sich nicht geschlagen
und schickt im Sturm sein Flockenheer.
Als Tauwind uns die Frühlingsmär
so lieblich wollte sagen,
ward er im Nu zu Fall gebracht.

Und wieder grüßt in Weiß die Welt;
im Schneepelz sich verstecken
vereinzelt gelbe Winterlinge.
Schneeglöckchens zartes, grünes Klingen
vermag ihn nicht zu wecken,
den Lenz , den ’s noch im Schlafe hält.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingsnähe

Schneeglöckchen, zarte,grüne Spitzen
keck schauen aus dem Weiß hervor.
Schneeflöckchen tauen, hell aufblitzen
im Sonnenlicht, das steigt empor.

Eiszapfen hängen an den Dächern
und weinen im Synkopentakt;
der Winter,der sie ließ auffächern,
ist reisefertig, hat gepackt.

Er flieht den Tauwind, zieht nach Norden
und räumt dem Frühling das Revier.
Bald werden Gärten überborden
in duftend‘ reicher Blütenzier.

© Ingrid Herta Drewing

Waldestraum

Die Bäume beugen, tief verschneit,
sich unter winterlicher Last.
Es hat der Frost das weiße Kleid
geschmiedet fest an Zweig und Ast.

Was jetzt bezaubert unsren Blick,
wenn aus den Wolken Sonne bricht,
erträgt der Wald als stumm‘ Geschick
und wartet auf des Frühlings Licht.

Auf dass im Tauwind er dann lind,
befreit von seinem harschen Gast,
die Leichtigkeit zurück gewinnt
und knospend in den Himmel fasst.

© Ingrid Herta Drewing

Winterpause

Einstweilen hat der Winter sich verkrochen.
Der Regen hat den Schnee bald weggespült.
Zwei Tage war im Brautkleid, schon versprochen,
die Erde; doch dann ward der Bund gebrochen.
Der Tauwind kam, wir haben ihn gefühlt.

Der stolze Schneemann in dem kleinen Garten,
ihn hatten Kinder liebevoll gebaut,
er sollte glanzvoll auf das Christfest warten,
trug einen Tannenzweig, schön als Standarte;
nun schmilzt er hin, ist fast schon weggetaut.

Und von den Dächern tropft es, rutscht der Schnee,
den wir zur Weihnacht hätten gern behalten
im Mondlicht glänzend, Zauber aus der Höh’.
Nun meldet sich hier kühl die Nebelfee,
in grauen Schleiern ihren Tanz gestaltend.

© Ingrid Herta Drewing

Zwischenspiel

Wie hell das Licht, der Morgen
in meine Stube fällt,
macht sichtbar, was verborgen.
Das Grau sich nicht mehr hält.

Mild weht der Wind; vom Eise
ist nun der Fluss befreit.
Auch singen Amsel, Meise,
als sei schon Frühlingszeit.

Doch Frühlingsfreuden trügen.
Das ist nur Zwischenspiel.
Der Winter straft ’s bald Lügen,
belauert Tauwinds Spiel.

Vom Hang sich wild ergießen
die Wasser in das Tal
und fluten Straßen, Wiesen;
Hochwasser, wieder mal !

Das wird der Winter fassen,
und bald ruht dann erstarrt,
was jetzt von Wassermassen
rasch überrumpelt ward.

Ingrid Herta Drewing