Archive for Mai 2011

 
 

Muttertag

Dir, liebe Mutter, wollen wir heut’ danken
für deine Liebe, Hilfe und Geduld.
Du hast uns stets gestützt, wenn wir im Wanken,
sprachst nie von Dankbarkeit und unsrer Schuld.

Zwar braucht ’s zum Danken nicht den Muttertag,
wir sind uns ja im ganzen Jahr sehr nah,
und dennoch freut es uns, ganz ohne Frag’,
dass der besondre Tag für dich ist da.

Weilst du doch nun in deiner Kinder Kreise,
die alle hier um dich versammelt sind.
Erwachsen sind wir, doch auf liebe Weise
erinnern wir uns an die Zeit als Kind.

Wir pflückten Gänseblümchen auf der Wiese,
und überreichten dir den kleinen Strauß,
die selbst gemalten Bilder; An Elise
ward auch für dich geübt, heimlich im Haus.

Jetzt sind ’s die Enkel schon, die Blümchen bringen,
die freudig präsentieren dir ihr Bild
und zart ein liebes Liedchen für dich singen.
Du nimmst sie in den Arm und lächelst mild.

Wir, die wir selbst jetzt Mütter, wissen heute
um Freud und Leid, hautnah um Kinderglück.
Du hast es uns gelehrt, denn deine Freude,
sie strahlt wohl auch durch uns nun hell zurück.

Ingrid Herta Drewing

Wassermangel

Es warten auf den Frühlingsregen
schon lange Wiesen, Wald und Feld.
Zu trocken ist es, Sonnensegen
hat wochenlang sich eingestellt.

Nun darben Pflanzen, in den Wäldern
herrscht schon wie sommers Brandgefahr.
Die Bauern wässern künstlich Felder,
staubtrocken liegt die Erde.

Der Pegel vieler Flüsse ist
so niedrig wie sonst selten.
Die Schifffahrt fast erliegen müsst;
auf Regen hofft Rheinfelden.

Am Deutschen Eck in Koblenz dort
ist flach der Rhein, ein Meter
der Wasserstand; man quert vor Ort
den Rhein hier bald per Pedes.

Mag Mai doch endlich Regen bringen,
nachholen, was April versäumt,
damit die Quellen, Bäche springen,
die Tier- und Pflanzenwelt schön träumt!

Ingrid Herta Drewing

Maiabend

Ein Maientag geht nun zu Ende.
Die Blüten schließen sich zur Ruh,
damit der Nachtfrost im Gelände
sie nicht zerstört in einem Nu.

Die Sonne schickt noch milden Schein,
lugt halb dort überm Dach hervor
und Schatten wachsen, fangen ein
was sich der Tag so hell erkor.

Nun da die Vögel sind im Nest,
die ersten Sterne funkeln,
zünd’ ich an für des Abends Rest
mein Windlicht hier im Dunkeln.

Genieße diese Abendstille,
sanft ist der Glocken Klang verhallt,
und freue mich an Frühlings Fülle,
die duftend aus dem Garten wallt.

Ingrid Herta Drewing

Der Fuchs und der Wolf

Ein alter Fuchs, der sehr gewitzt,
stahl eine Gans, war weggeflitzt,
weil Menschen ihn verfolgten, suchten,
ihn laut beschimpften und verfluchten.
„Wo kann ich mich denn nur verstecken,
damit sie mich nicht noch entdecken?“,
so fragte er sich, fand es schlimm,
er traf im Walde Isegrimm.

Der Wolf, der starrte auf die Beute,
die ja der Fuchs noch bei sich trug,
und dachte: “Ich bin stark und klug,
ich werd’ sie bringen meiner Meute.“
„Kannst du mir etwas geben ab,
ich werd ’s dir lohnen nicht zu knapp?“,
so bat er heuchelnd, brav den Fuchs.
Doch dieser aus dem Busche luchst’
und sagte: “Ja, du sollst was haben;
nur können wir uns erst dran laben,
wenn ganz gerupft das Federvieh.
Ruh’ dich nur aus, ich zupfe sie!“

Der Wolf, der keinen Argwohn hegte,
sich vor den Busch zur Ruhe legte.
Der Fuchs begann sein Federlesen,
warf vor den Wolf sie, man konnt’ lesen,
dass er die Gans gefressen hätte,
die Federn wählt’ zum Schlummerbette.
Der Fuchs entschwand schnell in sein Reich
und labte sich am Gänsefleisch.

Und bald kam der Verfolger Schar.
Als sie den Wolf so liegen sah,
da glaubten sie, er sei der Dieb,
verpassten ihm manch harten Hieb.
Der Wolf, der endlich konnte fliehen,
wollt’ gerne in den Kampf noch ziehen,
war wütend auf den Fuchs, den alten,
weil er zum Narren ihn gehalten.
Jedoch ihn schmerzten noch die Schläge,
drum ging er heim, um sich zu pflegen.

Ja, will man andre legen rein,
muss man wohl schlauer als sie sein.

Ingrid Herta Drewing

Maimacht

Es grünt so hoffnungsfroh der Mai.
Der Blütenkerzen Lichter
erleuchten den Kastanienbaum
in der Allee, ein weißer Traum
und rosige Gesichter.

Es singt so wunderhell der Mai.
Der Vögel süße Lieder
erklingen, hellen auf den Tag.
Der Amsel Flötenlied, ich mag
es hören immer wieder.

Berauschend duftet er der Mai.
Das Potpourri der Düfte
umschmeichelt und betört die Sinne.
Ein Hauch von zärtlich süßer Minne
schwebt lieblich durch die Lüfte.

Ingrid Herta Drewing

Kastanie

Noch hängen der Kastanie junge Blätter
gleich ungeübten Flügeln schlaff am Ast,
wo nun befreit von Winters weißer Last
zart knospend Glanz in Blütenkerzen klettert
und Frühling sehnend in den Himmel fasst.

Wenn dann im Mai die Sonne golden malt,
streckt weit sie ihre grünen Blätterhände,
millionenfach, man glaubt, es nehm’ kein Ende,
zum Himmelslicht, und in den Kerzen strahlt
ihr Frühlingsgruß, den sie uns zärtlich sendet.

Dann leuchtet ’s wieder hell in den Alleen.
In lindem Grün grüßt hoffnungsvoll die Stadt,
und auch das Schwanenpaar, dort auf dem See,
so majestätisch schön im Pas de Deux
auf der Kastanie Bühne Heimat hat.

Ingrid Herta Drewing

Maienlied

Das Maiengrün, der Zauber erster Liebe,
in einem Frühlingswald so lind erwacht,
als ob hier Elfen ihre Lieder schrieben,
mit Liebe, Anmut, Zärtlichkeit bedacht.

Auch Sommers Glut, des Herbstes Flammenfarben,
sie malen sich in der Erinn’rung Bild.
Die Träume, die in Winters Stille starben,
sie wachen auf in jedem Frühling, mild.

Sie wirken hier in wundervollen Kreisen,
und sanft erfüllen darf sie die Natur.
Wir folgen dieser Schöpfung, die so weise
auch unsrem Leben schenkt die lichte Spur.

Und hegen dieses Glück mit allen Sinnen;
im Spiel der Zeit ein stetes neu’ Beginnen.

Ingrid Herta Drewing