Archive for Juni 2017

 
 

Hautnah

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Metamorphosen
Leben vor sich hin wachsend.
Ein prüfender Blick,
die Schlange häutet sich,
aber du alterst in Falten.

© Ingrid Herta Drewing,2017,
Foto: Pixabay

Silbengerangel

Hochmütig war einst das Präfix,
da es dem Wortstamm schritt voran,
und schaut‘ verächtlich auf’s Suffix,
das sich am Ende da schloss an.

Es legte auf „sein Prä“ viel Wert,
sein Abscheu galt dem schlichten Vor.
Als Prä-sident im Sprachgefährt
zog’s es zu Höherem empor.

Suffix belächelte dies nur,
solch Dünkel lag ihm völlig fern.
Doch ging’s ihm wider die Natur,
wenn Präfix spielte seinen Herrn.

So wehrt es sich, liest ihm Leviten
und sagt: „ Wer Präfix näher kennt,
der weiß, dass es nicht vor, noch mitten,
im Satz steht, sondern oft am End‘.

Da werd‘ dem Verbstamm es entrissen,
so etwas komme häufig vor,
jedoch ’s Suffix, am Platz, beflissen,
sei konjugierend mit am Tor.“

Wen stört’s, was heißt, Präfix, Suffix?
Mal nebenbei, ganz im Vertrauen,
der Linguist beim Worte Schauen,
nennt beide Teile auch AFFix

© Ingrid Herta Drewing,2017

Frühsommer-Idyll

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Kinderspielplatz,
auf den Ranken des Efeu
Grünfinken,flügge.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2017

Silbenhacker

Es ging dem Laub das Ur verloren,
daran trug Wetters Un die Schuld,
das hatte sich das Boot erkoren,
mit Blitz und Donner schnell geskullt.

Un-Worte treiben auf den Foren,
das Un, es raubt mir die Geduld,
hat sich schon fast mit Heil verschworen,
kaum schenkt der Wald noch Ur die Huld.

Kein Reim erklingt mir in den Ohren,
die nun so un-sanft eingelullt.
Doch Ein im Un-Fall ist geboren:
Ohn‘ Umlaut Ur sein Bild erfullt!

© Ingrid Herta Drewing,2017

Es lebe die Illusion

Rose, Dufti,2014

Mir war, als würde ich in Träumen wandern,
in einer lichten Welt, die Frieden kennt,
wo keiner neidet, hasst das Glück des andern,
und Freundlichkeit der Taten Amen nennt.

Erwacht erkannte ich die Illusionen,
es fiel die Wirklichkeit da laut ins Schloss,
und düster warfen Krieg und Mörderdrohnen
das Elend in das Land, den Tod im Tross.

Und dennoch will ich mir den Traum bewahren,
die Güte der geschwisterlichen Welt,
wo man dem Nächsten hilft, der strauchelt, fällt,
und die Natur auch hegt in allen Jahren.

Denn nur, wenn wir auch Gutes sinnen, denken,
wird unser Weg uns in die wahre Richtung lenken.

© Ingrid Herta Drewing

Siesta

Das Sommerhuhn sitzt überm Land,
beginnt uns hitzig auszubrüten.
Was uns beschwert,fällt weg als Tand;
erträglich Seide als Gewand,
bevor hier die Gewitter wüten.

Wie sich der Arbeitseifer legt;
der Ventilator lässt uns dösen.
Ermattet man die Siesta pflegt,
die sonst der Mensch des Südens hegt;
auch uns schenkt sie jetzt ein Erlösen.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Frühsommerfreuden

Rose, Dufti,2014Version 3

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Verklungen Lieder der Syringen;
jetzt reist der Sommer durch das Land,
lässt Licht aus goldner Sonnenhand
hell über Häusern, Gärten schwingen,
und Wärme glüht als Unterpfand.

Im nahen Park die Linden blühen,
verbreiten lieblich ihren Hauch.
Du folgtest gern der Bienen Brauch,
um diesen Duft tief einzuziehen,
so nasenselig lockt’s dich auch.

Wie der besternten Nächte Milde
bei Windlicht-Tänzen dir gefällt!
Ob dort im Garten, im Gefilde,
auf dem Balkon im Blütenbilde
wiegt zarter Zauber deine Welt.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Geborgenheit

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Alter Samowar,
wohlige Erinnerung.
Tee, ungebeutelt.

© Ingrid Herta Drewing,2017,
Foto: Pixabay

Dichters Lohn

Diso
Vom wohl Tradierten mag ich mich nicht trennen
und folg‘ dem Reimen, das ich froh geschaut.
Es reicht, wenn Leser, Hörer das erkennen,
was man in Klang und Bild Gedicht darf nennen,
die Worte, die der Seele sind vertraut.

Wer meint, es sei nur Werk der Epigonen,
zu wenig Neues, Sprache, Stil geschönt,
verkennt, dass dort, wo Träume sprechend wohnen,
mit ihrer sanften Stimme schon belohnen
den Menschen, den die Poesie verwöhnt.

Da braucht es keinen Wirbel, auch kein Rühmen,
nicht einen Preis, von Händlern ausgelost,
noch Medienrummel, der im Ungestümen
für ein paar Tage wird zu Ungetümen.
Es reicht ein Like im Internet, ein Dankes Post.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Stunde des Pan

Mohn-ölbaum
Gleißende Sonne,
des Klatschmohns Feuerblüten
unter dem Ölbaum.

© Ingrid Herta Drewing,2017