Ewige Liebe

Inmitten einer saftig grünen Wiese
fließt frisch und klar ein Bach in schnellem Lauf;
man wähnt sich fast im Paradiese,
im Sommer duften Blumen hier zuhauf.

Doch dort ganz tief im hellen, kühlen Grunde
geht’s seltsam schaurig zu um Mitternacht;
die Geisterreiter, so erzählt die Kunde,
sie kämpfen hier in atemloser Schlacht.

Auf ihren Rossen, die mit ihnen starben,
sieht man sie glänzend weiß im Mondenschein;
ein junger Ritter trägt noch stolz die Farben,
gewidmet seinem Fräulein, schön und fein.

Auch sie ist schon vor langer Zeit verblichen,
doch manchmal, wenn der Nebel leise fällt,
sieht man sie kauernd ihre Tränen wischen;
sie trauernd ihrem Liebsten Treue hält.

Dann flüstert es am Bach, und Gräser singen
von einer großen Liebe tiefem Leid,
und es verstummt der scharfen Schwerter Klingen.
Er eilt zu ihr für eine kurze Zeit.

Am Tag verhallt der Liebe stumme Bitte,
und nichts mehr kündet von der Geister Zorn.
Nur eine lieblichzarte Margerite
wächst strahlend neben einem Rittersporn.

© Ingrid Herta Drewing

Krähe Klara

Des Mittags saß mit guter Sicht
die Krähe Klara auf der Laube,
sich wärmend in der Sonne Licht,
als dort im stillen Rosengarten
ein Ungetüm begann zu starten,
bereit zu Lärm und wüstem Raube.

Zunächst beachtete sie’s nicht
und fühlte sich bestärkt im Hoffen,
hier oben drohe kein Verzicht,
denn dieses Monstrum auf der Wiese
war klein gedrungen und kein Riese.
So sah sie sich auch nicht betroffen.

Doch sehr schnell schwand die Zuversicht,
denn brummend kam das Ding da näher,
und Klara sah sich in der Pflicht,
jetzt hier sehr wachsam aufzupassen,
den Feind nicht an ihr Nest zu lassen.
Sie lauerte nun wie ein Späher.

Als es sich durch die Wiese fraß
und Blumen, Blüten, Gräser fielen,
flugs Klara alle Scheu vergaß,
stieß wie ein Habicht da hernieder,
kaum achtend auf ihr glatt Gefieder,
um mit dem Schnabel hart zu zielen.

Wild hackte sie auf ihm herum,
saß kämpfend dort auf seinem Rücken.
Jedoch dies Ding nur surrte dumm,
war weiterhin auf Todes-Reise,
die Gräser stürzten massenweise.
Ihr Angriff schien so nicht zu glücken.

Doch Klara gab so schnell nicht auf,
packt‘ mit dem Schnabel kleine Kiesel,
die warf sie in des Monsters Lauf.
Schon bald begann das Ding zu mucken,
stand schließlich still nach letztem Zucken,
denn schnell war Klara, wie ein Wiesel.

Wer immer sich auch will erfrechen,
bedenke wohl: Des Schwachen Mut
kann doch verhindern Mähen, Dreschen,
denn er kämpft für sein höchstes Gut!

© Ingrid Herta Drewing,2016

Bergauf

Bergauf führt mein Weg,
die gleißende Sonne brennt.
Ein Quell mich erfrischt.

Dort hinter dem Berg
liegt es, das fruchtbare Tal,
der Anstrengung wert.
Hätte ich Adlers Schwingen,
trüge mich Aufwind hinauf!

Der Gemsen Steinschlag
versperrt mir polternd den Weg.
Noch ist der Pass fern.
Hätte ich Adlers Schwingen,
ich flög‘ darüber hinweg!

Doch ich muss mich müh’n,
denn Erdenschwere hält mich,
erlaubt nur den Schritt.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Wunsch

Hassen
endlich lassen
und einander verstehen,
friedlich durchs Leben gehen.
Lieben!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Selecao-Niederlage

(im Halbfinale der WM am 8.7.)

Nun ist für ihn der Sommertraum gestorben,
ein helles Licht, das seinen Tag erfüllt‘;
die Selecao, die so hoch umworben,
hat kurz nur seinen Sehnsuchtswunsch gestillt.

Vorbei dies Hoffen, Sieg davonzutragen,
Favella-Armut dabei zu vergessen,
der Welt zu zeigen,hier gibt’s kein Versagen,
im Fußball kann sich keiner mit uns messen!

Die Fahnen eingerollt, die grün hier schmückten
die kleinen Hütten, die verschachtelt stehen,
ein wenig jenes aus dem Blickpunkt rückten,
was nötig ist, um wirklich Licht zu sehen.

Jetzt gilt’s zu kämpfen für ein bessres Leben,
gemeinsam nach Gerechtigkeit zu streben!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Fußball-Drama

Auf dem grünen Platz
fliegt der Ball von Kopf zu Fuß,
Wettstreit der Spieler.

Brütende Hitze,
erschöpfte Spieler tanken
Nachspielzeit-Wasser.

Elfmeterschießen,
Millionen schauen ihm zu.
Doch er hält den Ball.

Es steigt die Spannung.
Der junge Profi, schießt, Tor!
Jubel brandet auf.

Viertelfinale erreicht,
und traurig geht der Gegner.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Trauer in Soma

Sie trauern um den Mann, den Vater, Sohn,
den Bruder, Freund,den Kumpel,Volksgenossen,
der hier bei harter Arbeit, schwerer Fron,
ersticken musst‘, im Bergwerk eingeschlossen.

Da mischt sich Wut in grenzenlose Trauer,
wie häufig auf der Welt war hier Profit
den Mächtigen, die immer etwas schlauer,
die Richtschnur, Tod nimmt man in Kauf und mit.

Und zynisch klingen da die kalten Worte,
in solch‘ Berufen sei das nun mal so,
des Bergmanns, der dort unten tief vor Orte
sein Untertagwerk tue,Risiko.

Als wisse man nicht längst,sich schon zu schützen!
So viel hält Ingenieurskunst da bereit.
Jedoch, das kostet Geld, und die ’s besitzen,
die Zechen-Eigner dulden lieber Leid.

Da hilft nur streiken, Rechenschaft zu fordern
von jenen, die hier übel an der Macht,
dass sie nun sühnen, was korrupt sie ordern,
den Tod, den sie den Menschen dort gebracht!

© Ingrid Herta Drewing,2014