Archive for the Category Spätherbst

 
 

Herbstidylle

Jetzt kommt die Zeit,da schätz‘ ich warme Puschen
und heißen Tee, mit Kandis gut gesüßt,
wenn abends schon vermummte Schatten huschen,
und auf den Straßen man nur flüchtig grüßt.

Das warme Nest behaglicher Gefühle
erwartend, eile ich geschwind nach Haus,
zieh‘ mit dem dicken Mantel, Schalgewühle,
auch alle Tagessorgen hurtig aus.

Im lauschig warmen Zimmer sitzen, lesen,
leise Musik erklingt, umspielt mein Ohr
und traulich du bei mir, geliebtes Wesen,
da kommt selbst Spätherbst mir idyllisch vor.

© Ingrid Herta Drewing,2016

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Wiesbaden, Wilhelmstraße

Spätherbst

Nasskalter Morgen,
die Nebelfee tanzt um’s Haus.
Der Samowar summt.

© Ingrid Herta Drewing

Novemberspaziergang

Nebel gefiedert
kauern des Herbstes Vögel
im kahlen Geäst.
Trübe fließt Laternen-Licht,
und Konturen verschwimmen.

Schweigende Schritte,
nasse Blätterteppiche.
Noch wärmt der Mantel.
Doch Kälte greift ins Gesicht
und schwingt hauchzarte Fähnchen.

© Ingrid Herta Drewing

November-Impressionen

Nun mausern sich rasch auch die Bäume im Wind,
beenden das Farbenrausch-Schwelgen.
So stürmisch beflügelt sind Blätter geschwind,
sie wirbeln und trudeln und tanzen noch lind,
als gebe es nicht das Verwelken.

Das Krähenvolk, stoisch, thront hoch im Geäst,
als könnte die Krone es hegen,
wo nun nach des Herbstes hell leuchtendem Fest
nur spärlich noch flattert vom Laube der Rest,
bevor er bald liegt auf den Wegen.

November-Nebel mag hier nun verhüllen
die Landschaft, den klaren Blau-Himmel-Blick.
Wir werden die Sehnsucht nach Schönem stillen
und unser Zuhause mit Wärme füllen,
behaglich gestalten das kleine Glück.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Vanitas

Wohin man auch blickt,
im Nebel verstrickt
die Landschaft,
die Bäume,
die Straßen!

Ein Teppich,geflickt,
zu Boden geschickt
die Blätter,
die tanzend vergaßen,
dass Farbrausch und Rot,
des Herbstes Gebot,
muss enden in Not
über Maßen,
im Welken und Tod.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Herbst-Impressionen

Der Spätherbst hat sich kühl hier eingefunden,
und Sturmwind, übermütig, bläst Salut.
Vorbei die goldnen, warmen Sonnenstunden;
der Mensch trägt Schal und Mütze,Mantel, Hut.

Die Blätter lösen sich von ihren Zweigen
und dürfen tanzen, leicht im Winde schweben.
Nun, da die Tage sich im Nebel neigen,
verspricht ihr Farbgesicht noch neues Leben.

Zeigt doch Natur auf wunderbare Weise
verwoben Ende, Wiederkehr und Werden.
Sie nimmt und gibt ein Wachsen, sanft und leise,
in schönem Blühen, Reifen hier auf Erden.

© Ingrid Herta Drewing

Der Fährmann und die Armen Seelen

Der träge Fluss im Nebelhauch,
nur trübes Licht, Novembermorgen,
doch überm Fährhausdach der Rauch
zeigt an, ein Mensch lebt hier geborgen.

Tagaus,tagein scheut er nicht Mühe
und bringt die Wandrer übern Fluss;
ob abends spät, ob in der Frühe
ist ’s für ihn ein gewohntes Muss.

Doch heut’ beschleicht ihn banges Ahnen,
er träumte nachts, es hieße Tod
ihn Charon, und mit ernstem Mahnen
brächt’ er die Toten in sein Boot.

Ihn graust ’s, als er zur Fähre schreitet.
Man rief nach ihm, doch keiner da!
Ein kaltes Schaudern ihn begleitet,
als er bemerkt den Schatten nah’.

Der Fährmann zögert, fühlt Gefahr,
ruft rüber:“ Jetzt fehlt mir die Sicht,
ein wenig später, wenn es klar,
werd’ ich erfüllen meine Pflicht.“

„ Hol über, Fährmann,will’s dir lohnen
mit Gold; so scheu das Rudern nicht;
musst heut’ dein Boot nicht ängstlich schonen,
der Nebel ist nicht gar zu dicht!“

Da überwindet sich der Mann,
setzt übern Fluss, und es steigt ein
ein Herr, sehr vornehm, sagt sodann:
„ Nimm diesen Batzen, er sei dein!“

Er nimmt den Lohn und lenkt das Boot,
erleichtert;doch in Flusses Mitten
senkt sich der Kahn, gerät in Not,
als sei viel Volk hinein geglitten.

Und er hört nun,erschrocken staunend,
„ Erlöse uns von unsrer Schuld!“
Ein Wimmern, Arme Seelen raunend:
„ Rett’ uns ans Ufer, üb’ Geduld!“

Dem Fährmann sträubt sich fast das Haar,
doch zieht er fest die Riemen an;
der Fremde, scheint’s ihm,lächelt gar!
Nun rudert er, so schnell er kann.

Dann endlich ist der Steg in Sicht,
und sicher legt dort an der Kahn,
der plötzlich strahlt in hellem Licht,
als breche Sonne sich die Bahn.

Und vieler Stimmen Dankesworte
vernimmt der Fährmann, schaut sich um:
Es ist kein Passagier vor Orte;
er denkt an Wahnsinn, fühlt sich dumm.

Doch das, was ihm der Herr gezollt,
das will ihn dennoch überraschen:
Er findet jenen Batzen Gold
ganz tief in seinen Hosentaschen.

Nur dann zu Haus sein Spiegelbild
blickt fremd ihn an: ein alter Mann.
Das schwere Werk, das er erfüllt’,
hat ihn gezeichnet also dann.

© Ingrid Herta Drewing,2015 ( Üb.von 2013)