Archive for the Category Heimat

 
 

Wiesbadens Erbe

Da zwischen Busch und Bäumen scheint es auf,
Fürst Bismarcks Denkmal, Patina behaucht!
Auf Wanderer und Jogger hier im Lauf
wirkt die Gelassenheit, wenn er auftaucht.

Erinnert an die Zeit der Gründerjahre,
als alle Welt hier kurte in der Stadt,
und man des Kaisers Nähe wollt‘ erfahren,
der sich hier häufig eingefunden hatt‘.

Noch künden Villen, Historismus-Bauten
von jenem Flair und Fin de Siècle-Zeit.
Wiesbadens Bürger mögen diese trauten
Fassaden, die uns täglich doch Geleit.

Die Stadt am Taunushang und Rhein gelegen
darf trotz Moderne auch dies Erbe hegen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Wintersonntagmorgen in Wiesbaden

Ein blauer Morgen steigt aus grauem Matt‘,
und weckt die kleine Stadt, die regenmüde
noch gestern träumend sich verborgen hat
und sich nun freundlich zeigt in ihrer Güte.

Die goldnen Türme auf dem Berge leuchten;
das Denkmal einer Liebe, das schön spricht,
sich hell erhebt aus allem Nebelfeuchten,
die Stadt hier überstrahlt im Sonnenlicht.

Am Taunushang im Immergrün geborgen,
mit ihrer warmen Quellen sanftem Hauch
begrüßt Wiesbaden diesen kühlen Morgen.
In Pirouetten tanzt ein zarter Rauch.

Und rostrot ragt am Markt dort hoch empor
der Dom.Zu Orgelklang singt klar der Chor.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Heimkehr

Im Abendrot der Zinnen Silhouette,
ein Schattenriss, dem Auge wohl bekannt.
Der Kindheit, Jugend lieb vertraute Stätte,
oh, dass man sie doch nie verlassen hätte!
Noch immer grüßt der Leuchtturm dort am Strand.

Erinnerungen flackern auf, es schwelen
die alten Feuer, ihre warme Glut,
die Bilder, die die Zeit schien zu verhehlen,
lebendig sich in Seel‘ und Sinne stehlen,
und du erfühlst sie, sagst : „ Es war doch gut!“

So schnell vergingen jene goldnen Jahre.
Nun streichst die Segel du im Abendwind
und weißt geborgen dich, bist dir im Klaren,
dein Boot darf in den Heimathafen fahren,
dorthin, wo alles seine Ruhe find‘.

© Ingrid Herta Drewing

Nomade II

Auf dem Asphalt
grau und brüchig
die Last der Jahre,
ohnmächtiges Warten
auf ein Morgen.

Die Taube
kennt ihren Weg
nach Hause;
aber du,
von vielen Wassern geworfen
in die Brandung des Lebens,
ziehst,
den Sturmvögeln gleich,
rastlos
von Klippe zu Klippe
im endlosen Meer.

© Ingrid Herta Drewing

Deutschland

Mein Land, das ich als Heimat tief empfinde,
ich liebe deine Vielfalt, die so schön:
die Berge, Hügel, Ebenen und Seen,
die klaren Flüsse, die zum Meere finden
durch Wälder, Felder, die in Blüte steh’n.

In deinen Dörfern, Städten, Metropolen
zeigst du Jahrtausend’ alt, doch jung Gesicht.
Aus deinen Häusern, Schlössern, Kirchen spricht
der Zauber der Geschichte, unverhohlen,
sehr oft voll Poesie wie ein Gedicht.

Europas Atem ist in dir zu spüren,
hier treffen Nord und Süd, Ost, Westen sich,
und vieler Völker Geist beseelte dich.
Auch heute noch lässt du dich rühren,
schenkst vielen hier der Hoffnung helles Licht.

Deine Kultur, sie zeigt dein wahres Leben,
sogar das kleinste Dorf pflegt den Gesang.
In deinen Kirchen braust der Orgel Klang.
Hier wird Bach, Mozart, Beethoven gegeben
und andrer Meister Werke klarer Klang.

Deine Museen, Bildergalerien
sie laden ein zu wahrem Augenschmaus,
ob Dürer, Macke, Klee, das Nolde-Haus,
Gemäldekunst, der Farben Harmonien,
gar vielen Künstlern gilt zu Recht Applaus.

Vor allem aber will ich loben, preisen
die Sprache, die der Dichtung Quelle ist,
ob Goethe, Schiller, Heine, nie vergisst
du deine Muttersprache, weit auch reisend,
weil sie der Seele Geistesnahrung ist.

© Ingrid Herta Drewing

Erdenglück

Ein lieber Blick, ein Blütenbild,
der Vögel Zwitschern in den Bäumen,
ein Tag, der sonnig, frühlingsmild,
schenkt dir ein kleines Glück, lässt träumen.

Von einer Welt, die wirklich gut
das Leben schätzt und, ihm gewogen,
verlässt den Weg des Wahns, der Wut,
wo viele Menschen bös’ betrogen.

Gemeinsam hier ein Paradies
in Frieden sorgsam zu gestalten,
wo keiner hungern muss, das hieß’
auch achtsam mit Natur zu walten.

Damit die wunderschöne Erde
hier Lebensquelle weiter bleibe,
den Menschen stets zur Heimat werde,
aus der kein Unheil sie vertreibe.

© Ingrid Herta Drewing

Verrückter Januar in Wiesbaden

In meinem Leben noch nie war
Gewitter hier im Januar,
dazu ein sanfter Frühlingsregen.

Die Wiesen Gänseblümchen hegen,
auch dort im Park, im stillen Hag
die Rose rot noch blühen mag.

Und Vögel, die zu Haus’ geblieben,
hell singend in den Bäumen stieben,
sich zwitschernd schon im Nestbau üben.

Ich fänd‘ das schön und säh’s beglückt,
wär‘ nicht die Jahreszeit ver- rückt.

© Ingrid Herta Drewing

Dritter Oktober 2010

Wie weht der Abendwind so lind und mild.
Ein Sonnensonntag geht nun sanft zu Ende.
Er passt ins goldene Oktoberbild,
der Erntedanktag nach der Sonnenwende.

Ein gutes Omen auch für unser Land,
das nun seit zwanzig Jahren ist vereint.
Gemeinsam in die Zukunft, Hand in Hand
zu gehen, sich verstehen, ist gemeint.

Das gleiche Recht, die gleiche Pflicht;
im Grundgesetz die Freiheit ist verbrieft.
Jedoch ist wirtschaftlich in manchem Falle
die Lage für sehr viele Bürger schief.

Wir müssen lernen, voneinander lernen.
Was gut ist, wahre man in Ost und West.
Das Glück, es steht nicht in den fernen Sternen.
Gemeinsam schaffen wir’s, das glaub’ ich fest.

Ingrid Herta Drewing

Mein Wiesbaden

DSCI0051

Wo der Fluss sich neigt,
um dann im Rheingau hinzuströmen,
dort liegst du ,meine Stadt,
am Taunushang verzweigt,
und lässt von Sonne dich verwöhnen.

Du schaust nach Süden,
deine Luft und dein Lächeln sind mild.
Deiner Quellen wärmende Kraft
hat schon viele Leiden gestillt.

Und deine Wiesen und Wälder,
erfüllt von lichtem Grün,
säumen Hügel und Felder,
bewacht von Burgen kühn.

Zwar bist du auch schöne Mondäne,
stolzierst auf der Rue gern im Nerz.
Doch nicht nur im Vorortdirndl
zeigst du ganz offen dein Herz.

Zu musikalischen Festen,
und im Mai,Magnolien im Arm,
empfängst du strahlend Gäste
im Fin de Siecle -Charme.

Auch mich hältst du umfangen
mit deinem Liebesblick.
Wohin ich auch gegangen,
ich sehnte mich zurück.

Ingrid Herta Drewing

Sehnsuchtsmalerei

Im blauen Schnee geboren,
gewiegt im Wintertraum,
schien alles dir verloren,
was fern der Berge Raum.

Doch konntest du dein Sehnen,
so farbig wie den Sinn,
an Jugendträume lehnen,
maltest dein Schauen hin.

Die Heimat, die verlassen,
vertrieben du im Krieg ,
sie musste nie verblassen.
Gemalt hat sie gesiegt.

Ingrid Drewing