Archive for the Category Poesie

 
 

Traumzeit II

Komm,Stille, du Musik der Nacht,
mit deinen sanften Träumen,
auf dass ich, was tags nicht bedacht,
verloren in der Nebel Wacht,
nun nimmer mag versäumen!

Schenk mir die Farben, die im Licht
der Phantasie erblühen,
die Feuer, deren Flammen nicht,
erstickt von Alltags müder Pflicht,
im Aschengrau verglühen!

Gib Kraft mir, Worte, Poesie
und hülle mich in Klänge,
damit des Lebens Harmonie,
der hellen Lieder Melodie
mich führen aus der Enge!

© Ingrid Herta Drewing

Traumversunken

Tage gibt es, da träumen die Stunden;
festlich gekleidet, in Silber gewirkt,
schreiten sie langsam; still, liebend verbunden,
fließen Minuten, ohne Sekunden
emsig zu zählen, der Augenblick bürgt.

Tage gibt es, da klingen die Töne
dir so vertraut, ein harmonischer Klang,
dunkel und lieblich, tiefes Versöhnen
findet sich, einend in allem Schönen,
und es begleitet dich zärtlich Gesang.

Tage gibt es, da leuchten im Lichte
Farben, fein spielend in Glanz, Harmonie,
flüstern in Regenbogen Gedichte,
blau, violett, gelb, rot, grün Geschichten,
malen dir lächelnd des Glücks Sinfonie.

Tage gibt es, da schwebt in den Lüften
seidig und weich ein betörender Hauch.
Blüten erblühen und decken die Klüfte,
Wunder wirkend, im Zauber der Düfte
ruft dich, weit schwingend, das Leben nun auch.

© Ingrid Herta Drewing

Musisches Asyl

Licht malen sich mir milde Sommertage
als zarter, roter Mohn ins Aquarell;
des Dauerregens feuchte Kampfansage
wird ignoriert, ich seh’ den Himmel hell.

Will so nicht weichen einem neblig grauen
und traurig trüben, monotonen Bild.
Es gibt die Phantasie, sie lässt uns schauen
den Traum, der unsre Sonnensehnsucht stillt.

Wie die Musik, sie schenkt uns jene Sphären,
in denen wir mit lichtem Flügelglanz
aufschwingen uns in innig frohem Hören,
genießend Klänge, unsre Seele tanzt.

Und es geleitet uns die Poesie
in ihres Blütengartens Harmonie.

© Ingrid Herta Drewing

Letzte Seite

Schon bald ist auch das letzte Blatt beschrieben,

dann wird dies Blanko-Buch geschlossen,

das vieles weiß vom Leben und vom Lieben

und Suchen nach den Wörtern, unverdrossen.

Es birgt sie nun, die vielen Augenblicke,

Gefühle, die poetisch hier gebannt,

die Freude und der Seele sanfte Blicke,

die schauend fühlt sich der Natur verwandt.

Und wer dies Büchlein wieder nimmt zur Hand

und liest, eintauchend ins Gedicht,

dem wird dies Schauen wohl bekannt,

weil es zu ihm aus jeder Zeile spricht.

Ingrid Herta Drewing

Louise Labé

Ach könnte ich doch! Wenn ich hätte,
so schön wie einst Louise Labé,
geschrieben zauberhaft Sonette,
ich spräng’ vor Freude in die Höh’.

Sie hat vor Hunderten von Jahren
in Versen, Reimen sie erdacht
der Liebe Worte, diese klaren,
die heut’ beglücken mich mit Macht.

So sollten wohl Gedichte leben,
jenseits der Moden und der Zeit,
Menschen berühren, ihnen geben
das Wort, das das Gefühl befreit.

Ingrid Herta Drewing

Kraft der Stille

In der Stille hörst du Klänge,

in der Stille wirkt das Wort,

und der Poesie Gesänge

werden dir zum Lebenshort.

Sie verleihen dir die Schwingen,

dich zu tragen in das Licht,

wo der goldnen Vögel Singen

aller Nächte Schmerz durchbricht.

Und beglücken deine Tage,

öffnen alle Himmel weit,

heilen dich von Sorgen, Klage,

finden liebend dich, bereit.

Froh dem Nächsten zu begegnen,

hellen Blickes, sanft die Hand,

glaubend, Gott wird gütig segnen,

was die Freude schön verband.

Ingrid Herta Drewing



Dornröschen

Die Muse ruht, der Hitze ist ’s geschuldet;
nur schläfrig blinzelnd nimmt sie alles wahr.
Was sonst poetisch Aufschub nicht geduldet,
das wirkt nun müde, fast der Worte bar.

Im Schatten lockt jedoch ein zartes Lächeln,
wo eine frische Brise weht vom Fluss,
und ich genieße dieses Windes Fächeln,
das meine Wange streift als zarter Kuss.

Der Kuss, der meine Lebensgeister weckt,
den Wunsch, es mögen hell die Worte walten.
In Bild und Klang Gedanke sich entdeckt,
und lässt in Versen, Reimen sich gestalten.

So bringt der Hitze Fluch nicht den Verzicht,
die gute Fee schenkt Traum mir und Gedicht.

Ingrid Herta Drewing

Dichtend leben

Diso

Es rinnt das Leben mir aus meinen Händen,
ermattet schon, kaum aus dem Schlaf erwacht.
Nur noch im Dichten mag ich mich verschwenden,
in Worten sacht mein zagend Ich erwacht.

Ich schreibe sie, als seien sie mein Leben
und tauche glücklich in die Verse ein,
als fände hierin mein vergänglich Streben
sich im Gedicht in seiner Heimstatt ein.

Die Wörter fließen, finden sich zu Sätzen,
als hauche mir ein fremder Sinn die Zeilen ein
und fange sie mit unsichtbaren Netzen
in Metren und in Reimen sorgsam ein .

Ob solch ein Fischzug wirklich mag gelingen,
obwohl doch niemand seine Netze warf,
ob Wohlklang kann entstehen in dem Singen,
das sich nur selber hören, prüfen darf?

Ich weiß es nicht, das wird sich alles zeigen,
wenn schließlich mir der letzte Morgen naht,
weil dann sogar die schönsten Klänge schweigen,
und die Musik verliert sich auf dem Pfad.

Dann mögen andre helle Flügel schwingen
und meiner Seele leichte Feder sein.
Ich kehre ein, wo alle schweren Dinge
sich lösen zärtlich auf im Lichte rein.

Ingrid Herta Drewing

Dichten

Diso

Wie bitter wär‘ es, wenn man sie nicht hätte
die Freiheit, wie man dichtet, was man liest.
So liebe ich besonders auch Sonette
und Verse, deren Klingen stetig fließt.

Wer’s anders mag, dem bleib’ dies überlassen,
zum Glück gehört dem Dichter seine Welt.
Da darf er lyrisch in die Saiten fassen
und dichtend singen, wie es ihm gefällt.

Er sucht nach reinen Klängen, Harmonie,
fügt Bilder, Worte in die Melodie,
die ihm die Muse zärtlich eingegeben.

Und freut sich, wenn gelingt dann sein Gedicht;
was anderes verspricht er sich doch nicht,
lässt Bild, Gefühl, Gedanke, Worte leben.

Ingrid Herta Drewing

Reimneigung

Es fließt aus mir der Reime Schwall,

kann mich fast nicht erwehren,

und dennoch les’ ich überall

sollt’ ohne sie gebären

der Worte Dichte, Chiffren, Bilder.

Jedoch der Reim, er stimmt mich milder.

Er ist bewegt auf Partnersuche

will lieber zweisam bleiben,

geht auch gekreuzt, umfasst zu Buche,

drängt mich, ich soll ihn schreiben

als Endreim einer schönen Zeile,

damit er versfroh nun verweile.

Sagt mir, warum sollt’ ich ihn nur

aus dem Gedicht verbannen!

Ich folge gern des Klanges Spur,

der taktvoll zieht von dannen.

Doch Bilderdichte, wenn sie glückt,

mich dann dabei noch mehr entzückt.

Ingrid Herta Drewing