Archive for April 2011

 
 

Blauer Tag

Der Tag ist jung und zeigt sich als Matrose.
Er segelt froh dahin in lichtem Blau.
Es weht ein frischer Wind, bläht Hemd und Hose,
zum Abschied küsst er noch die Wolkenfrau.

Nun ruft das wilde Meer, des Lebens Weite,
die Segel waren lange schon gehisst,
und jetzt erlauben endlich die Gezeiten,
dass man die graue Wartezeit vergisst.

Wir fahren, gleiten mit auf seinem Schiff
erfreuen uns im leichten Wellenwiegen,
umfahren sicher manches schroffe Riff
und leben auf in Frühlings neuem Siegen.

So recht im Wind, taxierend Lee und Luv,
folgen auch wir des Fernwehs Sehnsuchtsruf.

Meine Gedichte

Das Dichten ist das Atmen meiner Seele.
Gedanken, Worte, Bilder werden Klang,
Gefühl,hell schwingend noch in meiner Kehle,
das sich poetisch formt im Versgesang.

Wie Kinder, unterm Herzen sanft getragen,
entwachsen auch Gedichte meiner Kraft.
Im Wechselspiel des Werdens siegt das Wagen.
Dann heißt es: Lass sie los zur Wanderschaft!

Was mich bewegte, werden sie bewahren,
und treffen sie geneigte Leser an,
die Sinn und Bild der Klanggestalt erfahren,
dann rühren sie auch deren Seele an.

So lebt ein solch‘ Gedicht durch Lesen neu aus sich,
und ein klein wenig spricht aus ihm mein Ich.

Ingrid Herta Drewing

Frühlingsmittag

Der Garten ruht in sanfter Mittagsstille.
Die Sonne glänzt, des Himmels klares Blau
ergänzt nun licht des Frühlingstages Fülle,
schafft den Kontrast zu zarter Blüten Schau.

Und hier, im Duft des Blütenhains verwoben,
genieße ich die Stunde, die geschenkt,
fühl’ mich lebendig, lieb umarmt, erhoben
in einer Schöpfung, die in Schönheit denkt.

So ist das Paradies. Dies Fleckchen Erde,
es birgt für mich das zärtlich’ kleine Glück.
Und eingebettet in ein Wachsen, Werden,
halt’ ich die Zeit an, einen Augenblick.

Von Leben, Liebe, tief berührt, betroffen,
sehe ich weit, ganz weit den Himmel offen.

Ingrid Herta Drewing

Frühsommerlich

Schon blühen Flieder und die ersten Rosen,
Reseden und am Bach Vergissmeinnicht.
Frühsommer scheint den Frühling zu liebkosen.
Die Sonne schenkt ausdauernd uns ihr Licht.

Die Amseln, Meisen und die andern Sänger
aus jener großen, muntren Vogelschar
erfreuen uns, sie singen lieblich, länger
und ihre Weisen klingen wunderbar.

In leichter Kleidung können wir nun gehen,
und froh gestimmt beginnen wir den Tag.
Denn jetzt, da alles blüht, wird übersehen,
was kleinlich sonst Verdruss uns bringen mag.

Wir sind bereit, der Welt uns zu versöhnen
und lassen uns frühsommerlich verwöhnen.

Ingrid Herta Drewing

Frühlingslied

Noch immer sind es jene Sternenlieder,
die Dich entführen sanft in Harmonie.
Du hörst die Klänge und ersehnst dir wieder
dies’ Lächeln aus dem Land der Phantasie.

Seit Kindertagen wecken Frühlingsträume
in dir ein Sehnen, das nach Leben ruft,
und Schmetterlinge schwirren in den Räumen,
die als Refugium du eingestuft.

Dir wachsen Flügel, zärtliche Gedanken,
sie öffnen auch der Liebe weit das Tor;
und in den Gärten unter Blütenranken
lugt schalkhaft so ein kleiner Faun hervor.

Du hörst es wohl, der Flötentöne Klingen
und möchtest hoch dich in die Himmel schwingen.

Ingrid Herta Drewing

Der Igel und die Maus


Die Maus traf einen Igel
und lachte sich fast krumm,
sprach:“ Schau mal in den Spiegel,
läufst wie ein Kaktus ’rum!“

„Mich werden Stacheln schützen
viel besser als dein Fell;
das wäre mir nicht nütze,
ich laufe ja nicht schnell.“

„ Willst  mich für dumm verkaufen?
Ich hätt’ es gründlich leid,
wie du herumzulaufen
in einem Stachelkleid.“

Doch da kam eine Schlange.
Der Igel rollt’ sich ein.
Dagegen zittert’ bange
das freche Mäuselein.

Trotz seiner Flucht zum Mauseloch
verschlang ’s die große Schlange doch.
Der Igel aber war gerettet,
lebt’ munter weiter, ungeglättet.

Ingrid Herta Drewing

Ostern

L iebe lässt uns Menschen werden,
E int, was lange war zerstritten,
B ietet Zuflucht hier auf Erden.
E r, der für uns hat gelitten,
N immt uns sanft in seine Mitte.

Ingrid Herta Drewing

Aprillaunen

April mit seinen Wetterlaunen
hat uns nun wieder fest im Griff.
Die Blütenkinder lernen staunen,
wenn er den Schneepelz um sie wirft.

Verloren lugt das kleine Veilchen,
ein zart’ Gesichtchen, aus dem Schnee.
Es feierte doch vor ’nem  Weilchen
noch Frühlings Ankunft in der Höh’.

Der Berg, jetzt ganz in Weiß gehüllt,
sieht dräuen furchtbare Gewitter.
Es blitzt im Tal, der Donner brüllt.
Jungvögel ängstlich nun erzittern.

Doch morgen mag es anders sein;
dann bleckt vielleicht die Sonne heiß,
lädt golden in den Frühling ein
und leckt schnell weg das Winterweiß.

Ingrid Herta Drewing

Frühling

F rühlings Flüstern in den Wiesen,
R eich ein Blütenmeer erwacht.
Ü ppig Krokusgrüppchen grüßen,
H errlich auch der Tulpen Pracht!
L ieblich, schön die Vögel singen
I n der Morgenfrühe schon.
N eu beginnt die Welt zu klingen,
G lockenhell schwingt Ton um Ton.

Ingrid Herta Drewing

Japans Leid

Wird dieses Leid denn wirklich niemals enden?
Wann kommen Erde und der Mensch zur Ruh?
Wann darf man wieder mit den eignen Händen
das halten, was jetzt ward zerstört im Nu?

Ach endeten doch bald auch Furcht und Not,
all dieses unheilvolle, dunkle Drängen,
das stets begleitet wird von nahem Tod,
die Strahlgefahr des Gaus mit ihren Zwängen!

Ja, Nippon weint. Die vielen stummen Tränen,
sie rinnen tief hinein ins stolze Herz;
und dennoch wahrt man Haltung, manche wähnen,
dass man zerbrechen müsst’ an solchem Schmerz.

Herr, Gott, wir bitten, sorge für die Rettung
und halte dort der Erde Beben an
damit auch die verheerende Verkettung
Tsunami, Gau nicht noch mehr schaden kann!

Ingrid Herta Drewing