Archive for Januar 2013

 
 

Wintermorgen

Ein neuer Morgen lässt den Tag erblühen.
Im Osten Wintersonne goldenrot,
warm ins Türkise dieses Himmels loht;
wie hingetuscht zwei Federwölkchen ziehen.

Zwar ist er kühl, der Kuss der Winterluft,
doch schwingt ein Lächeln in den klaren Mienen,
und würzigherb steigt auf des Holzes Duft
zum Nasenschmaus aus zahlreichen Kaminen.

Am Vogelhäuschen regt sich muntres Leben;
da zwitschern, picken Körner Finken, Meisen,
die unbewusst uns ihren Dank erweisen,
weil wir hier ihnen gerne Futter geben.

Dies‘ Bild genieß‘ ich nun mit allen Sinnen,
kann freudig meinen Tageslauf beginnen.

© Ingrid Herta Drewing

Segenswunsch

Gesegnet sei von guten Mächten
dein Leben hier, mein liebes Kind,
und auch in finsterschwarzen Nächten
sei Böses fern dir, nichts was brächte
Gefahren, die voll Unheil sind!

Gott halte dich in seiner Güte
stets,wohl geborgen, in der Hand!
Er möge liebend dich behüten,
damit auch deines Lebens Blüte
in Frieden reife hier im Land!

© Ingrid Herta Drewing

Wintertag

Dachgauben tragen weiße Hauben,
vom Winter zart herausgeputzt.
Die Efeuwand, jüngst erst gestutzt,
lässt schimmernd fast an Zauber glauben.

Es hat der Schnee hier über Nacht
der Stadt den hellen Glanz verliehen;
nun, da die trüben Nebel fliehen,
zeigt Sonne leuchtend ihre Pracht.

Und lässt den Wintertag erstrahlen,
da glitzernd, Diamanten gleich,
die Sternkristalle flockig weich,
Licht brechend, Regenbogen malen.

© Ingrid Herta Drewing

Winter- Haiku

Die Elster einsam
kauert auf der Antenne
über dem Schneemeer.

© Ingrid Herta Drewing

Wintersonntag in der Stadt

Der Winter lässt die Stadt jetzt innehalten;
zum Wochenende kam er reingeschneit.
Nun trägt sie, still bereit, dies‘ weiße Kleid
und mag geraume Zeit als Braut hier walten.

Die Autos, aufgereiht,in Schnee gehüllt,
dort ruhen in den sonntagsstillen Straßen,
als ob ihre Besitzer sie vergaßen
und hätten ihren Tank nicht aufgefüllt.

Fast zeitlos wirkt dies‘ winterliche Bild.
Nur zarter Rauch sich in den Himmel kräuselt,
verstecktes Leben,das hier zaghaft säuselt,
in einer reinen,weißen Welt, so mild.

© Ingrid Herta Drewing

Winterlandschaft

Des Morgens winterblasse Sonne
schlägt müde ihre Augen auf.
Ihr Licht, im Wolkendunst zerronnen,
bestimmt nur matt des Tages Lauf.

Es liegt so still das Land, die Weite,
sie dehnt sich aus, es hat der Schnee
sein weißes Tuch sanft ausgebreitet,
verwischt die Grenzen,Land und See.

Und auf der Eiche thront ein Rabe,
im schwarzen Frack ein Farbkontrast,
sitzt stoisch dort, als ob er habe
sich längst befreit von aller Last.

© Ingrid Herta Drewing

Vermächtnis

Ja, Kinder, euch, die ihr mit Wunderaugen
so offen in die Welt, ins Leben blickt,
von allem Hässlichen noch fern entrückt,
gehört die Zukunft, soll auch für euch taugen.

Wir, die hier euren Weg bereiten wollen,
vergessen all zu oft die hehre Pflicht,
zerstören diese Erde, hegen nicht,
was lebenswert wir übergeben sollen.

Es gilt zu pflegen diesen Blütengarten,
die Flüsse,Seen, Meere halten rein,
zu schützen aller Pflanzen, Tiere Arten,
mit denen wir auf Erden dürfen sein.

Damit euch dies‘ natürlich‘ Paradies
zur Heimat werde und kein grau Verlies.

© Ingrid Herta Drewing

Echtes

Du weißt, der Glaube lässt sich nicht beweisen.
Nur wenn man glaubt,fühlt es sich richtig an;
man schickt die Seele andächtig auf Reisen,
wo sie des Lebens Ziel auch finden kann.

So scheint recht flüchtig auch dies‘ Liebessagen,
obwohl ein zärtlich‘ Wort gar traulich klingt,
uns inniglich und gut mag sehr behagen,
wenn es uns leicht erreicht,ins Herz eindringt.

Doch wahre Liebe wirkt in ihren Taten,
verantwortlich,verlässlich in der Treue,
in Zärtlichkeit zum Wohl des Andern raten
und so erzeigen Liebe stets aufs Neue.

Gefühle sind nur wirklich zu erfühlen,
wer sie beschreibt,der trifft sie meist‘ nicht echt;
er kann in Adjektiven schildern, wühlen,
nie wird er ihnen tatsächlich gerecht.

© Ingrid Herta Drewing

Gewissheit

Wohl temperiert liebst du nun deine Tage,
vorbei das Abenteuer, die Extreme;
bist angekommen, dennoch lockt die Frage
nach Lebenssinn auch dich hier ohne Klage
aus dem Refugium des Angenehmen.

In Sternen dort am Himmel, Galaxien,
siehst du nicht nur den Zauber und das Licht,
der großen Ordnung Sphärenharmonien,
sondern der ungeahnten Kräfte Ziehen,
das dir auch von des Menschen Ohnmacht spricht.

Jedoch, geborgen tief in deinem Glauben,
dass Gott uns gütig hält in seiner Hand,
wird dir kein Gammablitz die Hoffnung rauben,
dass jene weißen, sanften Seelentauben
den Ölbaumzweig auffinden,fernen Strand.

© Ingrid Herta Drewing

Listiges

An manchen Tagen List hier lauert
und überlegt: Wen soll ich stürzen
ins Unglück,um für kurze Dauer
das Leben tödlich nachzuwürzen?

Doch auch Klein- Amor schalkhaft lächelt,
sucht sich als Ziel sein Lustobjekt.
Die Dame mit dem Fächer fächelt,
sie glaubt, sie sei noch nicht entdeckt.

Und ehe sie sich kann besinnen,
trifft sie sein Pfeil, und Amor lacht.
Sie wird der Liebe nicht entrinnen,
die Venus ihr hat zugedacht.

© Ingrid Herta Drewing